Wolfram Fackler vom ADFC zeigt den Stadträten mit Hilfe einer Schwimmlernnudel, wieviel Abstand Autofahrer von Radlern zu halten haben. Foto: Heinig

Tour durch Stadt. Viele Missstände aufgedeckt. Bürgermeister dankt Ehrenamtlichen.

Villingen-Schwenningen - Vieles hat sich schon getan, die Stadt ist auf einem guten Weg, aber es fehlt ein Radwege-Verkehrskonzept. So lautet das Fazit der zehn Stadträte, die am Samstag der Einladung des ADFC gefolgt und durch Schwenningen geradelt waren.

"Tut uns leid, aber wir können so ein Konzept nicht liefern", stellte Steffen Lehr, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) am Ende ebenso klar. Zum Start der Fahrt am Schwarzwald-Baar-Klinikum sprach Bürgermeister Detlev Bührer den Ehrenamtlichen seine Anerkennung ob der Organisation aus und den Stadträten fast aller Fraktionen (die FDP hatte sich entschuldigt) ob ihres Willens, die Stadt in Sachen Radfreundlichkeit voranzubringen.

Es brauche "kluge und sinnvolle Vorschläge für ein Konzept, Haushaltsmittel und Manpower", um an einem Strang ziehend zu einer flächendeckenden Lösung zu kommen, sagte Bührer. Das unterstrich auch Ulf Millauer, Leiter Amtes für Straßenbau, Stadtgrün und Altlasten. Die Stadt sei seit Gründung des Arbeitskreises "fahrrad-freundliche Kommune" dort zwar Mitglied, passiert sei aber von Anfang an nichts. Das müsse sich ändern. Gefragt sei außerdem ein Imagewechsel, weg von der Betonung des Kraftfahrtverkehrs.

Schwenningen beispielhaft ausgesucht

Den Stadtbezirk Schwenningen hatten sich Steffen Lehr, Harald Uecker und Wolfram Fackler vom ADFC für die Fahrt beispielhaft ausgesucht, in Villingen seien die Defizite aber die gleichen, betonte Lehr.

Während der rund eineinhalbstündigen Fahrt stieß die Radgruppe auf abrupte Wechsel von Gehwegen mit dem Hinweis "Fahrrad frei", auf dem sich ein Radler laut Straßenverkehrsordnung eigentlich nur in Schrittgeschwindigkeit fortbewegen darf, benutzungspflichtigen Radwegen und lediglich auf die Straße gepinselten Radstreifen, die nicht selten einfach aufhören.

Folgt man entlang der Villinger Straße der Beschilderung "Stadtmitte" wird man auf einen kilometerlangen Umweg geschickt. Andererseits: "Würden Sie als Radler freiwillig die Villinger Straße nutzen?", fragte Wolfram Fackler. Mit einer Schwimmlernnudel von 1,50 Metern Länge, eingeklemmt auf dem Gepäckträger, machte er deutlich, wie viel Abstand Autofahrer von Radfahrern laut Verordnung eigentlich halten müssen. Nicht nur in Einbahnstraßen, die für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben, aber beidseitig beparkt werden, wie in der Hans-Sachs-Straße, ist dieser aber gar nicht einzuhalten, hinzu kommt, dass Autolenker von entgegenkommenden Radlern überrascht werden. Ein Problem sei generell die weit verbreitete Unkenntnis der Straßenverkehrsordnung. Und: "Wir müssen im Straßenverkehr zurück zur gegenseitigen Rücksichtnahme finden", sagte ADFC-Mitglied Harald Uecker.

Neckartalweg an manchen Stellen zu schmal für Begegnungsverkehr

Immer wieder stießen die Radler auf Kritikpunkte. Der Neckartalweg, Teil des landesweiten "Radnetzes" mit vorgeschriebenen Qualitätsmerkmalen, ist an manchen Stellen zu schmal für Begegnungsverkehr. Vor Baustellen, gesehen im Ostteil der Stadt, sind die Umleitungsbeschilderungen für Radfahrer nicht zielführend. Sie wurden von den ausführenden Firmen nach Gutdünken und in Unkenntnis der Bedürfnisse angebracht, weiß Lehr. "Manchmal steht da dann einfach nur eine Warnbarke quer über dem Weg".

Aufmerksam machten die ADFCler am Rande des Industriegebietes auf weitgehend unerschlossene Radwege. In Zeiten, in denen sich erfreulicherweise das System "Jobrad" ausweite, brauche es aber auch dort eine durchgängige Infrastruktur mit möglichst wenig Kreuz- und Berührungspunkten zwischen Auto und Rad.