Im Prozess um die Neo-Nazi-Plattform Altermedia werden die Plädoyers erwartet. Foto: dpa

Im Altermedia-Prozess um den St. Georgener Ralph-Thomas K. naht das Ende. Fortsetzung am 25. Januar.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Für die internationale Neonazi-Szene war es ein Paukenschlag: Die mutmaßlichen Betreiber der zwischenzeitlich aus dem Netz genommenen Neonazi-Plattform Altermedia wurden vor das Oberlandesgericht in Stuttgart gestellt. Nun zeichnet sich das Ende eines bemerkenswerten Prozesses ab: Die Plädoyers werden erwartet.

Im blau-weiß gestreiften Hemd trat Ralph-Thomas K. aus St. Georgen in dem seit September laufenden Prozess zum ersten Mal vor den Richter in Stuttgart. Wie passend: Seine Weste soll auch nicht weiß sein, sondern eher braun.

Der im Schwarzwald-Baar-Kreis aus der vergleichsweise üppigen Neonaziszene, aber auch von den Veranstaltungen des regionalen Pegida-Ablegers Sbh-Gida bekannte junge Mann gilt als Schlüsselfigur für das laut Bundesanwaltschaft führende rechtsextremistische Internetportal. Dort haben sich Neonazis aus ganz Deutschland gesucht und gefunden – massenhaft gab es rechtsextremistisches und nationalsozialistisches Gedankengut auf der Seite zu lesen, ehe sie 2016 verboten und vom Netz genommen wurde. Der 29-jährige Informatiker Ralph-Thomas K. ist einer der beiden Hauptangeklagten in Stuttgart. Angeklagt sind ein Mann und drei Frauen zwischen 29 und 63 Jahren wegen Volksverhetzung.

Der Server für Altermedia stand in Russland, die Schaltzentrale aber war wohl im beschaulichen St. Georgen. Bis zu sieben Stunden täglich will Ralph-Thomas K. für die Betreuung der Plattform aufgebracht haben, gab er in der Verhandlung an. Neben seinem normalen Job. Wohin es für ihn in der Hauptsache ging, bleibt im Dunkeln. Er wollte sich weder zu seiner Betrachtung des Holocaust äußern, noch polterte er sonst in rechtsradikaler Manier herum.

Wer Springerstiefel und einen blank rasierten Schädel samt einschlägiger Mode erwartete, erblickte stattdessen einen Blondschopf im ordentlich gebügelten Baumwollhemd, mal gestreift, mal kariert, mit Brille und offenbar guten Manieren, der sich auszudrücken weiß. Als "unscheinbare Nazis" werden K. und seine Gefährten in der Prozessberichterstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschrieben. Nur schwer ist dieses in Stuttgart vermittelte Bild für Prozessbeobachter aus der Region in Einklang zu bringen mit dem Mann, an dessen Wohnhaus in St. Georgen Buchstaben der Runenreihe prangten, die bereits während der Zeit des Nationalsozialismus ein gängiger Code unter Rechtsradikalen gewesen sind.

Viele erschreckende Details über ihn wurden in den vergangenen beiden Jahren öffentlich. So erzählte man sich von einer Szene bei einem Schulausflug – K. soll am Eingang zu einem Konzentrationslager "den Gruß" gemacht haben, oder auch von einer privaten Feier – in der Einladung das Geburtstagsdatum von Adolf Hitler, an den Wänden verfassungswidrige Zeichen.

Zeichen aber setzte schließlich die Bundesanwaltschaft. bei einer bundesweiten Razzia im Januar 2016 flogen K. und seine Mitstreiter auf. Für ihn ging es direkt in eine recht lange Untersuchungshaft und einige Zeit nach seiner Freilassung dann vor das Oberlandesgericht. An mittlerweile zehn Verhandlungstagen musste sich das Gespann bereits vor dem Richter verantworten. Nächster und elfter Verhandlungstag ist der 25. Januar. Ab diesem Tag sei mit den Plädoyers zu rechnen, sagt Matthias Merz, der Pressesprecher des Oberlandesgerichts im Gespräch mit unserer Zeitung. Nur noch ein paar wenige offene Anträge würden geprüft, dann habe der Generalbundesanwalt das erste Wort in dem bundesweit Aufsehen erregenden Prozess, die Akte Altermedia könnte dann geschlossen werden.