Steht der Lastwagen erst einmal in der warmen Halle, kann der Monteur den Heizlüfter einschalten. Foto: Streck

Hochbetrieb in Autöhäusern und bei Abschleppdiensten. Stadtwerke sehen keine Probleme.

 Villingen-Schwenningen - Eiszeit in VS: Autofahrer bleiben liegen. In einem Kindergarten fällt die Heizung aus. Und heute gibt die Stadt den Eisweiher in Villingen frei.

Je länger die sibirischen Temperaturen anhalten, desto schlimmer trifft es die Autofahrer, vor allem die Dieselfahrzeuge kapitulieren mehr und mehr. Seit dem Wochenende herrscht bei Abschleppdiensten und Autohäusern in der Doppelstadt Hochbetrieb. Beim ADAC und diversen Abschleppdiensten war gestern Vormittag telefonisch kein Durchkommen und lange Wartezeiten zu verkraften. Tanja Rieger von der Autowelt Schuler konnte davon ein Lied singen. "Die Abschlepper sind nicht erreichbar." Da bleibe nichts anderes übrig, als die Leute von der Werkstatt loszuschicken, um die liegen gebliebenen Autos abzuholen. Schon rund zwölf Fahrzeuge seien am Vormittag geholt worden, mindestens noch einmal so viele warteten auf Rettung, berichtete Rieger.

Seien am Ende vergangener Woche die Kunden noch ungehalten gewesen, wenn sie keine Hilfe bekamen, so habe sich dies zumindest gebessert. Die meisten Autofahrer reagierten verständnisvoll und übten sich in Geduld.

Das Hauptproblem seien die Dieselfahrzeuge. Mit schlappen Batterien gebe es kaum Probleme, aber mit dem Dieselkraftstoff, der bei dieser Kälte versulzt und Flocken bildet. Ganz offensichtlich haben die Kraftstoffanbieter noch nicht umgestellt auf Winterdiesel. An den Tankstellen heißt es zumindest, dass der Diesel für bis zu minus 22 Grad ausgelegt sei.

Die Werkstätten müssen hauptsächlich versulzte Kraftstofffilter wechseln und einen Fließverbesserer in den Tank füllen, so dass der Kraftstoff wieder flüssig wird. Dieser könne aber nur dann wirkungsvoll eingefüllt werden, wenn das Fahrzeug im Warmen stand, sagt Urban Bantle, Betriebsleiter im Autohaus Südstern in Villingen. Mittlerweile sei der Stoff aber Mangelware, an Tankstellen so gut wie nicht mehr erhältlich. Bei Südstern stand schon am Vormittag der Hof voll mit Lastwagen, die eine Wärmekur benötigten. Mit Elektroheizern, die direkt am Tank aufgestellt werden, gehen die Monteure in den Hallen vor, um den Sprit wieder flüssig zu bekommen. Der rund zehn prozentige Anteil an Biodiesel sei bei diesen Temperaturen auch nicht geeignet, so Bantle.

Den Autofahrern rät er, den Tank immer gut gefüllt zu haben, auf keinen Fall weniger als ein Viertel oder gar auf Reserve fahren. Das sei tödlich. Wenn der Motor anspringe, sollte er zehn Minuten im Stand laufen gelassen werden, dass die Heizung am Kraftstofffilter in Gang gesetzt wird und so ein weiteres Stehenbleiben verhindert werde. Wenn gar nichts mehr gehe, lieber das Auto stehen lassen und auf wärmere Tage warten. Die Polizei rät, die Abschleppdienste anzurufen, und ein liegen gebliebenes Auto mit dem Warndreieck abzusichern.

Kreishandwerksmeister und Innungsobermeister Sanitär- und Heizungstechnik Bernhard John war selbst am Wochenende bis in die späten Abendstunden unterwegs, um geplatzte Leitungen zu reparieren und vereiste Leitungen mit einem speziellen Gerät (Prinzip Tauchsieder) aufzutauen. "So etwas", erinnert sich der Flaschnermeister, "habe ich zuletzt in den 80er- oder 70er-Jahren erlebt." Die Zahl der Heizungsausfälle dagegen liege im Normalbereich.

Wasserleitungen, so der Fachmann, platzen häufig, weil sie angesichts der frostigen Temperaturen unzureichend isoliert sind. Bei den bislang eher milden Wintern habe es keine Probleme gegeben, "aber wenn es mal über mehrere Tage hinweg deutlich unter Minus 15 Grad hat...". Hier helfe nur eines, so John: Die Heizung wenigstens auf die erste Stufe stellen, so dass auch Abstellräume oder Räume mit Außenwänden überschlagen sind." Gekippte Fenster, ergänzt er, sollten bei diesen Temperaturen tabu sein.

Heizung im Kindergarten fällt aus

Eiskalt erwischt hat es auch einen städtischen Kindergarten. Nach Informationen unserer Zeitung fiel in der Kindertagesstätte am Warenbach gestern kurz die Heizung aus. Doch bereits im Laufe des Vormittages war das Problem behoben, erläuterte Nicolas Lutterbach, Pressesprecher der Stadt. Ansonsten habe es nur geringe Probleme in städtischen Gebäuden auf Grund geplatzter Wasserleitungen oder defekter Heizungen gegeben.

Kunden der Stadtwerke müssen sich keine Sorgen machen, selbst wenn VS weiterhin eine Tiefkühltruhe bleibt. "Die Erdgasversorgung im süddeutschen Raum fährt zwar momentan an ihrer Kapazitätsgrenze", so SVS-Sprecherin Julia Muth, "wir rechnen jedoch nicht mit Versorgungsengpässen." Leitungen und Anlagen seien auch auf Extremsituationen ausgelegt. Zudem sei die Gaskugel zugeschaltet und der Eigenverbrauch gedrosselt worden.

Des einen Leid, des ander'n Freud: Das Stadtbauamt gibt den Eisweiher an der Waldstraße am heutigen Dienstag bis auf Weiteres zum Schlittschuhlaufen frei. Der Weiher habe derzeit eine Eisdecke von durchschnittlich 16 Zentimetern. Die Technischen Dienste haben bereits den Schnee von der Eisdecke geräumt. Das Stadtbauamt weist darauf hin, dass das Betreten der Eisfläche auf eigene Gefahr erfolgt. Warnschilder weisen zudem auf einbruchgefährdete Bereiche hin, die nicht betreten werden dürfen. Das Schlittschuhlaufen ist täglich bis zum Einbruch der Dunkelheit gestattet.