Foto: Jasmin Cools

RTL geht im Schwarzwald-Baar-Kreis auf Talentsuche. Offenes Casting am Riettor. Mit Video

Villingen-Schwenningen - "Dein Talent hat geglänzt. Leider durch Abwesenheit" – fiese Sprüche wie diese müssen die Kandidaten bei Deutschland sucht den Superstar (DSDS) häufig von Jury-Chef Dieter Bohlen ertragen. Der war beim Casting am Riettor zwar nicht dabei, Kritik gab es aber zur Genüge.

Die 17-jährige Jennifer Zander läuft unruhig auf und ab, den Castingbogen in der einen, ihre Playback-CD in der anderen Hand. Dabei summt sie vor sich hin. "Nur noch kurz die Welt retten" von Tim Bendzko – damit will sie die Jury, bestehend aus zwei Vocal-Coaches überzeugen. Denn sie hat einen Traum. Für den ist sie gestern den ganzen Weg von Malsburg-Marzell bei Lörrach nach Villingen-Schwenningen gekommen. Angst hat sie keine. "Wenn es Kritik gibt, dann muss man sie annehmen und das Beste daraus machen", sagt sie professionell.

Schaulustige bekommen nichts zu hören

Ihre Augen verraten, dass sie trotzdem nervös ist, obwohl sie ihren ersten Bühnenauftritt mit dem fünften Lebensjahr hatte. Allein ihr Äußeres ist schon auffällig: Jeansjacke, Hut und bunt kariertes Hemd sowie Tasche. Begleitet wird sie von ihrer Mutter Eva. Zusammen bilden sie ein auffälliges Duo. Die Mutter glaubt voll und ganz an Jennifer: "Das ist der erste Versuch, ihren Traum zu realisieren. Sie brennt für die Musik. Wenn man seinen Träumen ein Leben lang hinterher jagt, ohne etwas zu tun, dann wird es nichts", meint sie.

Dann darf Jennifer zur Anmeldung. Sie erhält eine Nummer, legt ihre Wertsachen in eine Kiste und betritt den schalldichten Wagen der Produktionsfirma. Außer ihr und den Coaches hört niemand, wie sie singt. Eine Enttäuschung für die Schaulustigen, die sich auf eine Show wie im Fernsehen gefreut haben – ob zum Anfeuern oder zum Lästern. "Ich glaube, ich habe gute Chancen", meint Jennifer noch, bevor die Tür sich schließt.

Das denkt auch die 29-jährige Edel Baldus, Sängerin der Bands "Maed Acoustics" und "Wildfire". Die 29-jährige Lageristin aus Oberndorf will es einfach mal auf gut Glück probieren, ganz ohne Erwartungen. "Wenn sie singt, bekomme ich Gänsehaut. Ich bin ihr größter Fan", baut Freundin Christa sie noch einmal auf, bevor es losgeht. Edel weiß noch nicht, was sie singen wird. "Das mach ich spontan", sagt sie lachend. Es werde aber in die soulige Richtung gehen. Gerne gibt sie auch eine Kostprobe von Aretha Franklins "Respect" zwischen den gespannten Villingen-Schwenninger Zuschauern.

Drei weitere Castings bis zu Dieter Bohlen

Im Wartebereich, bestehend aus einer blauen, aufgeblasenen Gummiwand, sitzen derweil einige Künstler mit Kopfhörerstöpseln im Ohr oder ihrer Gitarre auf dem Schoß und singen ganz in Gedanken versunken einzelne Passagen ihres Songs nach. Auch ein paar bekannte Gesichter sind dabei, so zum Beispiel die Rapper Tuzi und Süle, bekannt vom Donaueschinger Musikfestival "Respect Yourself". Sie wollen ihr Glück ebenfalls versuchen.

Wer beim Casting weiterkommt, den erwarten laut Aussagen eines Mitarbeiters noch drei weitere Castings, ehe die Sänger endlich vor Dieter Bohlen samt Jury stehen. Auch besonders auffällige Künstler haben die Chance weiterzukommen. "Die Leute wollen ja auch lachen", meint er. "Wenn ihr eine Story auf Lager habt, kommt ihr weiter", gibt er einen Tipp.

Bei Edel scheitert es letztlich an der Performance. "Sie meinten zudem, dass meine Stimme technisch nicht ausgereift ist", schildert sie die ihrer Meinung nach harte Kritik. Auch Jennifer hat es nicht geschafft. Nach seinem Auftritt noch bangen muss der 18-jährige Lazar Cirkovic, der extra aus Serbien für das Casting angereist ist. "Die Jury fand es brillant, aber sie müssen es noch telefonisch mit der Produktionsfirma abklären, ob ich teilnehmen darf, weil ich aus Serbien komme",erklärt er auf Englisch.

Währenddessen hat sich bei der Anmeldung eine lange Schlange gebildet: Ältere Männer mit Gitarre, junge Mädchen im bauchfreien Top und Rapper-Typen mit Cap warten auf ihre Chance. Denn sie alle haben diesen einen Traum.