"Curryoca" heißt die Currywurst-Sauce von Carlo Jasikovic, die der Auswanderer in seiner neuen Heimat serviert. Der Name leitet sich ab von "Carioca" – so heißen die Einwohner Rios. Foto: Privat

Carlo Jasikovic aus VS hat Deutschland den Rücken gekehrt. Startschuss war die Fußball-WM 2014.

Villingen-Schwenningen - Die Sonne Brasiliens lacht ihm ins Gesicht. Dem kalten und wechselhaften Wetter Deutschlands hat Carlo Jasikovic den Rücken gekehrt. Aber ein paar Köstlichkeiten, die hat er aus Villingen-Schwenningen an den Zuckerhut mitgenommen: schwäbische Spätzle und Currywurst zum Beispiel.

Seine Geschichte könnte gut und gerne im Drehbuch einer Auswanderer-Soap stehen. Es war die Liebe, die den heute 41-Jährigen nach Brasilien lockte und wenn die Einheimischen am Fuß des Zuckerhuts heute von deutschen Spezialitäten schwärmen, dann ist dem nicht selten ein Besuch bei "Schatzi" vorangegangen – so heißt der Event- und Catering Service, den der junge Mann, der von 1981 bis 1998 in Schwenningen aufgewachsen ist, dort gegründet hat.

Seit zwei Jahren wohnt Carlo Jasikovic in Rio de Janeiro. Den Startschuss dafür hat eigentlich die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 gegeben. Die Deutschen gewannen das Finale, er gewann das Herz von Ana Paula – seiner jetzigen Lebensgefährtin. "Wie das mit den heutigen Medien so ist, hielten wir den Kontakt über Distanz per Whatsapp und Facebook", erzählt Carlo Jasikovic im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

"Die Gelegenheit war günstig"

In der Gastronomie bewegte er sich schon damals. Im Waldeck in Bad Dürrheim wurde er zum Restaurantfachmann ausgebildet, später bildete er sich in New Orleans in Sachen "Food and Beverage" weiter. Das Intercontinental Hotel (heutiges Le Meridien), das Steigenberger Graf Zeppelin, das Bonatz im Turm des Hauptbahnhofs stehen daraufhin beispielsweise in seinem Lebenslauf. Und irgendwo in seinem Herzen wohnte schon immer der Wunsch, ein eigenes Lokal zu eröffnen. "Dieser Drang verstärkte sich, als ich meine Gedanken mit Ana Paula teilte und sie vorschlug, es doch hier in Rio de Janeiro zu versuchen", erinnert sich der Unternehmer und setzt euphorisch hinzu: "Die Gelegenheit war günstig, also ergriff ich sie. Die Welt ist groß! Erobere sie..."

Seit zwei Jahren nun lebt der Deutsche in Brasilien, er wohnt direkt an der Copacabana und betreibt dort seinen Event- und Catering Service, der sich auf deutsche Spezialitäten konzentriert. Und die tischt er längst nicht nur der breiten deutschen Community Rios auf. Angehörige der Deutschen Botschaft in Rio, von den deutschen Schulen Escola Alemã Corcovado und Colégio Cruzeiro lassen sich von ihm ebenso bekochen wie der 1821 gegründete, älteste deutsche Club dort, der Socieda Germânia. Und nicht nur bei den Zugewanderten, auch bei den Cariocas, den Einheimischen, sind Spätzle und Co. schwer angesagt. Jasikovic kocht bei privaten Veranstaltungen bei seiner Kundschaft und immer wieder gibt es auch größere Events, bei welchen "Schatzi" mit ins Spiel kommt. Erst neulich durfte der 41-Jährige bei einem Event in Zusammenarbeit mit der Fußball Bundesliga und dem TV Sender Fox Sports kochen, freut er sich und erzählt, dass er bei dieser Gelegenheiten auch Fußballgrößen wie Paulo Sérgio, Zé Roberto und Jorginho kennenlernen durfte, die alle bereits bei den Bayern unter Vertrag waren.

Doch wenn’s um die Wurst geht, dann setzt Carlo Jasikovic ganz auf seine Landsleute. "Manfred" heißt der deutsche Metzger, selbst ein Auswanderer aus der Pfalz, der schon über 30 Jahre in Brasilien lebt. Wurst oder Frikadellen von Manfred, Laugenbrezeln oder Spätzle, a la minute serviert, nachdem Carlo Jasikovic sie mit seiner Spätzlepresse ins kochende Wasser gedrückt hat, so sehen die Erfolgsrezepte des Auswanderers aus. Deutsches Show-Cooking für die Brasilianer? "Wenn man das Bedienen einer Spätzlepresse als Show-Cooking bezeichnen möchte, dann bin sozusagen der Rudi Carrell der Spätzle-Küche", sagt Jasikovic und lacht. Nein, in Rio gebe es viele deutsche Auswanderer oder Brasilianer mit deutschen Wurzeln – "man freut sich dann, bei diesen Veranstaltungen auf Gleichgesinnte zu treffen und mal wieder deutsche Spezialitäten zu genießen". Der Brasilianer deutscher Herkunft schwärme gerne davon, wie er damals von seinen Eltern und Großeltern verköstigt wurde – "bei den Cariocas diene ich quasi als Botschafter deutscher Essenskultur und Tradition", freut sich der Gastronom. Die Soße für seine Currysoße hat am Zuckerhut trotzdem schon fast Kultstatus. In Gläschen gefüllt können die Brasilianer sie bei ihm sogar kaufen.

Die Rezepte für seine Spezialitäten, erzählt der 41-Jährige, kommen vielfach aus seiner Familie. Seine Oma habe ihm viel beigebracht und auch seine Mutter Ingeborg – "aber natürlich lernte ich viel in meinem Lehrbetrieb, im Waldeck in Bad Dürrheim". Tradition, aber auch Witz, Charme "und sogar ein bisschen Sex-Appeal" seien es, für die der Name "Schatzi" stehen soll, den sein Unternehmen trägt. Seinen eigenen Schatz hat er längst gefunden: "Mein Leben hat sich total verändert", schwärmt Carlo Jasikovic und blickt auf die Copacabana, "ein wunderschöner Ort zum Relaxen, Schwimmen, Joggen, Fußball spielen und schauen" und zudem bereisen er und seine Freundin Brasi lien "wo und wie wir können".