Der Haldenhof aus Schonach steht ab September im Mittelpunkt einer Ausstellung im Freilichtmuseum in Neuhausen ob Eck. Foto: Ottink Foto: Schwarzwälder Bote

Heimat: Einblicke in das Hofleben / Zahlreiche Archive und Bücher durchforstet

Bereits zum dritten Mal gibt es im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck ein "Haus des Jahres": 2019 ist es der Haldenhof aus Schonach im Schwarzwald, der in den Mittelpunkt rückt.

Neuhausen ob Eck. Wie schon in den Vorjahren haben sich auch beim Haldenhof wieder Mitarbeiter des Freilichtmuseums mit der Geschichte der Hausbewohner beschäftigt. Im September wird die Ausstellung im Haus des Jahres eröffnet und erzählt die Geschichte der Familie Hock aus dem Jahr 1847.

Für die Familie ist 1847 kein einfaches Jahr. Vielerorts sind in Baden die Ernten schlecht ausgefallen, und dann wird im Sommer die Bäuerin krank. "Lungenleiden" ist die Diagnose, ein Leiden, dem sie am 27. Juni 1847 erliegt.

Was passiert auf einem Schwarzwaldhof, wenn die Bäuerin stirbt? Das fragten sich die Ausstellungsmacher, und machten die Antwort darauf zum zentralen Thema. Sieben Bewohner des Hauses erzählen ab September, wie sie auf dem Haldenhof gemeinsam leben, und was der Tod der Bäuerin für sie bedeutet. Natürlich erscheint die Familie nicht wirklich selbst – es sind Schauspieler, die in mehreren kurzen Filmen das Leben in der Vergangenheit so darstellen, als lebten sie selbst im Haldenhof. Wichtige erste Hinweise darauf, wer dort Mitte des 19. Jahrhunderts lebte, gaben die Unterlagen der Translozierung des Gebäudes ins Freilichtmuseum in den 1980er-Jahren.

"Der Haldenhof war unter den ersten Häusern, die an ihrem Originalstandort ab- und dann im Freilichtmuseum wiederaufgebaut wurden", erläutert Museumsleiterin Almut Grüner das Vorgehen bei der Recherche. Allerdings konnten die Unterlagen viele Fragen nicht beantworten, die die Museumswissenschaftler interessierten. "Unsere Vorgänger hatten schon herausgefunden, wer zu welcher Zeit den Haldenhof besaß. Vom Gesinde – Mägden, Knechten, Hütekindern – hatten wir keine Nachweise. Wenn man im 20. Jahrhundert recherchiert, gibt es Menschen, die ihre Erinnerungen erzählen können. Im 19. Jahrhundert haben wir kaum eine Chance, etwas über das Leben von einzelnen Personen herauszufinden – in diesem Fall über die Familie Hock, aus der die letzten Besitzer des Haldenhofs stammten." Akribisch wurden daher Archivdokumente wie Familien- oder Kirchenbücher nach Hinweisen auf Hochzeiten oder Todesfälle der Familie Hock untersucht. Aber auch Informationen zum alltäglichen Leben damals wurden zusammengetragen.

Aus frühen Zeitungsausgaben zum Beispiel des Schwarzwälder Boten haben die Ausstellungsmacher viel darüber erfahren, was die Menschen damals bewegte. Große Themen waren Kriege in den europäischen Nachbarländern, aber auch die Auswanderung nach Amerika. In den Zeitungen finden sich Stellenanzeigen, über die nach Gesinde gesucht wird – und auch Heiratsgesuche. Immer wieder wird der Bau der Schwarzwaldbahn heftig diskutiert. Per Leserbrief eingesandte Rezepte werden ebenso veröffentlicht wie Anzeigen für medizinische Anwendungen für Mensch und Tier.

"Auch damals schon gab es dann Erfahrungsberichte, dass wirklich nur dieses eine Mittel gegen Hühneraugen hilft. Da weiß man genauso wenig wie heute, ob das stimmt", berichtet Grüner.

Auch eher bizarre Dinge kommen in den Zeitungen aus den 1840er-Jahren zum Vorschein, zum Beispiel ein Rezept für Maikäferöl – laut Zeitung aus 19 Millionen Maikäfern hergestellt. "Die Anwendung gibt zu denken: das Öl soll wohl als Salatöl genauso geeignet gewesen sein wie als Wagenschmiere."

Eröffnung am 12. September

Aus den vielen einzelnen historischen Informationen entsteht nun bis zur Eröffnung am 12. September die Ausstellung im Haldenhof. Ursprünglich sollte bereits im Juni 2019 eröffnet werden, doch Recherche und technische Herausforderungen haben zu einer Verschiebung des Eröffnungstermins geführt. Man darf gespannt sein, was das Museumsteam noch über die Familie Hock berichten wird.