Kleine Babykätzchen werden oft schnell adoptiert. Aber auch ihre älteren Artgenossen freuen sich über ein neues Zuhause. Foto: Schwarzwälder Bote

Im Kreistierheim warten Hunde, Katzen und Kaninchen auf ein neues Zuhause / Als Pfleger braucht man gute Charakterkenntnisse

Wo der Osterhase genau wohnt, das weiß wohl niemand so genau. Aber einige seiner Kollegen, warten derzeit im Kreistierheim Schwarzwald-Baar in Donaueschingen auf ein neues Zuhause. Im Kreistierheim Schwarzwald-Baar in Donaueschingen warten derzeit nicht nur acht Häschen auf ein neues Zuhause, sondern auch Hunde und Katzen.

Damit es den Tieren auch in ihrem im Idealfall vorübergehenden Zuhause gut geht, kümmern sich Tierheimleiterin Nadine Vögel und ihre vier Mitarbeiter täglich um sie. Normalerweise platzt das Tierheim aus allen Nähten. Die 20 Plätze für Hunde seien fast immer besetzt, im Sommer gebe es oft an die 80 Katzen, erzählt Vögel. Derzeit sei die Lage allerdings so entspannt wie seit Jahren nicht mehr. Derzeit warten zehn Hunde, 21 Katzen und acht Hasen auf neue Herrchen oder Frauchen.

Kein Arbeitstag im Beruf des Tierpflegers ist wie der andere. Schließlich ist auch kein Tier wie das andere und auch kein Mensch, der ein Tier adoptieren möchte. "Man braucht ein großes Gespür für Mensch und Tier" so die Leiterin. Denn hier wird kein Vierbeiner in schlechte Hände abgegeben oder an Menschen, die von den Lebensumständen oder auch vom Charakter nicht zueinander passen. So wird einer alten Dame, die einen starken Rottweiler wünscht, vielmehr ein kleiner Hund nahegelegt. "Viele überschätzen auch einfach die Zeit und Aufmerksamkeit, die ein Tier braucht." Und genau das sei der Grund, warum vor allem Hunde im Tierheim abgegeben werden. Weitere Gründe sind Veränderungen im Leben des Halters: Längere Krankheit, Auswandern, eine neue Wohnung, in der keine Tiere erlaubt sind, oder Tod des Halters können Gründe sein. Auch Fundtiere landen zunächst im Tierheim. Die Pfleger haben dann die Aufgabe, den Besitzer zu ermitteln oder eben ein neues Zuhause zu finden.

Ebenfalls ein häufiger Grund für die Abgabe: Hunde, die beißen. Mit diesen Tieren müssen sich die Tierpfleger dann intensiver beschäftigen. "Wenn wir ein passendes Mensch-Tier-Paar zusammengebracht haben, ist das für uns, wie wenn andere ein Fußballspiel gewinnen."

Vögel macht ihren Beruf gerne, oft leisten die Mitarbeiter in ihrer Freizeit auch ehrenamtliche Arbeit im Tierheim. Sie nehmen beispielsweise die Hunde auf Spaziergänge oder Ausflüge mit. Dennoch sei das kein Beruf, den man aus reiner Tierliebe wählen sollte, erklärt sie. "Man muss einfach manchmal auch Dinge tun, die einem schwer fallen und dem Tier nicht passen", erklärt sie: Medizin verabreichen, auch wenn sich das Tier sträubt oder auch Krallen schneiden gehören zu diesen Aufgaben, die dem Tier aber zugute kommen.

"Bei mir ist es vor allem das Interesse am Verhalten der Tiere und wie man das beeinflussen kann", meint sie. Gerade das Tiertraining und das Ausprobieren vom Zusammenwirken von Mensch und Tier reizt sie besonders.

Sieben Tage die Woche kümmern sich die Tierpfleger um ihre Schützlinge. "In diesem Beruf braucht man gefühlt vier Hände und fünf Ohren", scherzt Vögel. Ein Großteil des Arbeitstages besteht schlichtweg aus Reinigungsarbeiten. Morgens werden die flauschigen Bewohner gefüttert, die Käfige gesäubert, das Fell und die Krallen gepflegt, oder – falls nötig – Tierarztbesuche vorgenommen. Nachmittags geht der tägliche Großputz weiter: Decken und Näpfe werden gespült, dann ist auch Zeit, sich mit den einzelnen Tieren zu befassen. Vor allem Tiere, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, brauchen besonders viel Aufmerksamkeit. Hunde, die beißen oder misstrauisch gegenüber Menschen sind, werden dann von den erfahrenen Mitarbeitern trainiert. "Man muss sich bei jedem Tier überlegen, wie man ran geht, denn jedes hat einen eigenen Charakter", erklärt Vögel.

Eine große Stütze im oft hektischen Arbeitsalltag sind ehrenamtliche Helfer, die sich mit den Tieren beschäftigen. Freiwillige Tierfreunde, die beispielsweise mit Hunden Gassi gehen. Wobei bloßes Spazierengehen oft nicht reicht, auch die Ehrenamtlichen fördern die Hunde.

Gegen Nachmittag sind sowohl die Tiere als auch die Pfleger gerüstet für "Kunden". An den offiziellen Öffnungszeiten nehmen sich die Helfer Zeit für Vermittlungsgespräche, um für jedes Tier das passende Zuhause zu finden. Doch nicht nur für das Tier, das aus dem Heim ein neues liebevolles Zuhause findet, hat es Vorteile, wenn man sich an das Tierheim wendet. "Halter und Tier können sich hier vorab beschnuppern und kennenlernen". Vor allem Hunde werden erst nach einigen gemeinsamen Spazierrunden abgegeben, je nachdem auch welche Erfahrung der Mensch im Umgang mit Hunden hat. "Als Tierpfleger braucht man gute Charakterkenntnisse – sowohl bei Tieren als auch bei Menschen."

Dass die Helfer rund um das Tierheim oft auch die Retter in Not sind, beweisen Aktionen, die man sich selbst nur schwer ausmalen kann: 37 Kaninchen ausgesetzt in Kartons, einige davon schwanger. 35 Katzen, eingeschlossen in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, allesamt verwahrlost. Oder auch: Über 100 Kleintiere in einer Messiwohnung voller Kot. Das seien solche Notfälle, die von den Pflegern alles abverlangen und womit das Tierheim an seine Grenzen stößt.

Damit das Tierheim auch in schwierigen Zeiten optimal gerüstet ist und auch den Tieren eine artgerechtere Haltung ermöglicht wird, entsteht in Sichtweite des derzeitigen Kreistierheims ein Neubau. Ab Herbst können Hunde, Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen in die neuen Räume einziehen. Das sei möglicherweise auch der Grund, wieso derzeit der Tierbestand im Heim so niedrig sei, vermutet Vögel.

Weitere Informationen: Damit es den Tieren richtig gut geht, sind auch Geld- oder Futterspenden erwünscht. Eine Benefizveranstaltung, der Gala-Abend, findet am Samstag, 12. Mai, in der Stadthalle Hüfingen statt, Beginn ist um 20 Uhr. Der Gesamterlös kommt dem Neubau des Kreistierheims