Anhänger des Islam verteilen in Deutschland den Koran in deutscher Übersetzung, jetzt auch in Villingen. Foto: Pedersen

Beunruhigte Passanten informieren Polizei über zwei Männer in Villingen. "Fällt unter Religionsfreiheit."

Villingen-Schwenningen - Darf der Koran in deutscher Übersetzung in der Villinger Innenstadt verteilt werden? Passanten kam die Aktion von zwei jungen Männern in der Rietstraße nicht ganz geheuer vor. Sie informierten die Polizei.

Als die Streife sich in die Rietstraße aufmachte und die jungen Männer kontrollierte, löste ihr Einsatz einen "kleineren Personenauflauf" aus. "Einige Gleichgläubige" seien hinzugekommen, um ihre Solidarität mit den Verteilern der Glaubensschrift zu zeigen, schildert die Polizei die Situation.

Die Ansammlung löste sich schnell wieder auf, denn auch für die Polizei war rasch klar: Hier geschieht nichts Verbotenes. Die beiden jungen Männer seien zwar in der Innenstadt unterwegs gewesen und hätten ins Deutsche übersetzte Koranschriften verteilt. Zudem hätten sie ein "Werbeplakat" mit der Aufschrift "Lies! Im Namen des Herrn der euch erschaffen hat. Hier mitnehmen. Der edle Koran auf deutsch" bei sich getragen.

Die Polizei habe bei den jungen Männern keinen Verstoß gegen Recht und Gesetz festgestellt und es gebe keine Handhabe. Denn: Deren Handlung falle unter die Religionsfreiheit des Grundgesetzes, erklärte Dieter Popp, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Die beiden Männer hätten den Koran genau so verteilen dürfen wie beispielsweise Angehörige der Zeugen Jehovas, hob Popp die rechtliche Situation hervor.

Gleichwohl seien die Menschen durch aktuelle Ereignisse sensibilisiert. In zahlreichen deutschen Städten hätten Männer den Koran in deutscher Übersetzung verteilt und für Aufmerksamkeit gesorgt. Politiker warnen davor, die Aktion zu verharmlosen, unter anderem der integrationspolitische Sprecher der baden-württembergischen CDU-Landtagsfraktion, Bernhard Lasotta. Es gehe um gefährliche Botschaften von Radikalen, meinte er und sagte: "Man muss die Bürger aufklären. Da sind Organisationen am Werk, denen es nicht darum geht, einen moderaten Glauben zu verbreiten, sondern einen Gottesstaat in Europa zu schaffen." Die Muslime, die den Koran verteilen, werden den Salafisten, einer ultrakonservativen Strömung des Islam, zugerechnet.

In Villingen gab es am Dienstag keine Beanstandungen, wie im Übrigen laut Dieter Popp auch in anderen Städten der Region nicht, wie beispielsweise in Tuttlingen, in dem auch Korane verteilt wurden.