Sollen einen Begleiter bekommen: Die Herren der Kavallerie sind begeistert. Foto: Eich

Gutachter bringt Begleiter für jeden Reiter ins Spiel. Reaktionen der Bürgerwehr eindeutig. Mit Kommentar

Villingen-Schwenningen - "Ich glaub, mich tritt ein Pferd." So kann man die Reaktion der Villinger Kavalleristen auf eine mögliche Reglementierung durch die Stadt bestens zusammenfassen: Die berittene Abordnung der Stadt- und Bürgerwehr soll bei der Fastnacht und anderen Veranstaltungen künftig nur noch mit Begleitung und sozusagen an "der Leine" im Schritt durch die Stadt laufen.

Dann eben "ohne uns"

Bei dieser Ankündigung geht auch bei Karl-Heinz Schwert, Chef der Villinger Stadt- und Bürgerwehrmusik, der Gaul durch. Die Reaktion kommt auf Anfrage des Schwarzwälder Boten prompt: "Ja, sind wir denn auf dem Ponyhof?" Mit diesem einen Puzzleteil des angedachten Sicherheitskonzeptes der Stadt für künftige Veranstaltungen kommen weder er noch seine Kollegen von der Kavallerie klar. Kurz zusammengefasst sieht die Ansage an die Berittenen aus der Stadt- und Bürgerwehrmusik so aus: Künftig, so der Vorstoß, sollte jedem einzelnen Reitersmann eine Begleitperson zugeteilt werden, die das Pferd führen soll. "Das ist für uns einfach undenkbar", äußerte sich Schwert zu den Plänen. "Wir geben uns doch nicht der Lächerlichkeit Preis." Wenn eine solche Regelung komme, dann steige die Kavallerie nicht mehr aufs Pferd, weder am bevorstehenden Zähringer Narrentreffen, noch an der Fastnacht, geschweige denn bei anderen Veranstaltungen: "Da sind wir uns alle einig. Dann findet das eben ohne uns statt."

Was es mit dieser Sicherheitsklausel auf sich hat, hoffen Schwert nebst Kollegen bald zu erfahren. "Bislang haben wir das nur mündlich, schriftlich liegt noch nichts vor." Die Kavallerie ist meistens mit rund zehn Reitern in den Straßen der Stadt unterwegs. Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt, kann auch nicht weiterhelfen. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Sicherheitskonzept liege noch nicht vor. Deshalb könne sie zu einzelnen Reglements nichts sagen.

Die Kavallerie schnaubt. Die Pressestelle wartet. Und was sagen Pferdeexperten zu der Idee? Da tippt sich der ein oder andere Pferdeexperte schon mal an die Stirn. Für Veranstaltungen wie Narrentreffen oder Fastnacht werden besonders ausgeglichene Tiere ausgesucht, so Hubert Wetzel, Vorsitzender des Villinger Reitvereins St. Hubertus. Eine solche Regelung bedürfe es nicht. "Es werden ohnehin Tiere mit stärkeren Nerven genommen." Zudem bekomme jedes Pferd im Normalfall ein homöopathisches Beruhigungsmittel bei solchen Umzügen.

Schwert glaubt indes, dass die Umzüge durch eine solche Vorgabe nicht sicherer werden. Im Gegenteil. Wetzel gibt ihm Recht: Die Gefahr sei eher gegeben, dass ein Begleiter dann unters Pferd gerate. Denn wenn ein Tier wirklich nervös werde und in Panik gerate, dann habe auch ein Begleiter keine Chance mehr.

Kommentar: Zum Wiehern

Von Eva-Maria Huber

Na, wenn das mal nicht zum Wiehern ist. Die stolzen Kavalleristen der Stadt- und Bürgerwehr, genauer gesagt ihre Pferde, sollen an der Leine durchs Städtle geführt werden. Aus Sicherheitsgründen. Kein Aprilscherz, sondern der Rat eines Experten für die Fastnacht und andere Veranstaltungen. Die stolzen Reiter tragen diese Seite des Sicherheitskonzepts nicht mit gewohnter Souveränität, sondern reagieren fuchsteufelswild auf die Ansage. Man darf gespannt sein, was als Nächstes kommt: Alle Maschgere müssen künftig ihre Schemen fallen lassen (generelles Vermummungsverbot), Wueschte haben auf Stroh zu verzichten und stattdessen Plastikkügelchen zu nehmen (Brandschutz) und der Butzesel darf nicht mehr mit Würsten in der Gegend herumrennen (Respekt vor Veganern)? Was wären wir ohne die Fachleute, die unser Leben ein wenig sicherer machen möchten?!