Engagiert spielen Mitglieder des Blockflötenensembles ­"Pipelife" mit Gritli Kohler-Nyvall (links). Anspruchsvolle ­sakrale und profane Musik wird geboten. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Biografisches, Blockflötenmusik und Egli-Puppen in der Johanneskirche erhellen die Reformation

"Musik aus der Reformationszeit sowie Szenen aus dem Leben Martin Luthers" standen auf dem Musica-Programm in der evangelischen Johanneskirche Schwenningen.

VS-Schwenningen. Geboten wurde eine gelungene Collage, die mit viel Beachtung durch das Publikum aufgenommen wurde. So stand der Samstag-Spätnachmittag auf drei Säulen: Pfarrerin Brigitte Güntter sprach wichtige Lebensstationen Luthers an, wies auf den Anstoß gebenden Ablasshandel genau so hin, wie auf Disputationen, Heirat mit "Herrn Käthe" und die Begegnung mit dem Tod.

Maja Wiebler, Ruth Storz, Barbara Gaußer, Anne-Rose von Au und Bert Jäckle setzten mit 152 Egli-Puppen und entsprechenden Accessoires die Reformation in Szene. Daneben wurde das Gleichnis vom verlorenen Sohn dargestellt als Zeichen, dass Gottes Huld nicht erkauft werden muss, alles erhellt durch die theologisch-historischen Erläuterungen der Seelsorgerin.

Die dritte Säule war die Musik, die Luther am Herzen als "schöne, herrliche Gabe Gottes und nahe der Theologie" lag. Eine feine Auswahl trafen Gritli Kohler-Nyvall und Mitglieder des "Ensemble Pipelife" mit sakralen und profanen Werken, die kunstvoll dargeboten wurden. Mitgebracht hatten sie die ganze Blockflötenfamilie, ergänzt durch Regenmacher, Tambourin und Rahmentrommel.

Vertreten war Josquin Desprez, dessen Kunst Luther bewunderte "Josquin ist der noten meister, die haben müssen machen, wie er wolt". Von ihm erklangen die heiter-schmissigen "Königsfanfaren" und der Chanson "Mille Regretz". Ein anderer wichtiger Vertreter war Ludwig Senfl, der mit Luther im Briefverkehr stand, dessen Glaubenshaltung aber letztlich nicht definiert ist. Von ihm wurde das abwechslungsreich-lebendige "Patientiam muss ich han" mit Sopran- bis Bassblockflöte geboten. Mit einem unbekannten Komponisten wurde das Programm eröffnet. Geheimnisvoll, mit orientalischer Färbung erklangen das "Lamento di Tristano" und der mittelalterliche Gassenhauer "La Rotta". Stimmung von Urwaldklängen mit Erinnerung an Messiaen wurde bei einer Improvisation erzeugt, und feinnervig wurde Luthers "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir" (Melchior Franck) interpretiert.

Ein weiteres Denkmal setzte Hans Leo Haßler mit "Ein feste Burg ist unser Gott" und weltlich erklangen Alamires "T’andernaken". Tanzstücke von Erasmus Widmann und Tielman Susatos Namensassoziationen ergänzten das Programm.

Die Ausstellung mit Egli-Puppen ist in der Schwenninger evangelischen Johanneskirche zu sehen. Geöffnet ist sie vom 27. bis 29. Juni, jeweils von 15 bis 18 Uhr. Schlusspunkt wird am Sonntag, 2. Juli, gesetzt. Da kann die Ausstellung zur Reformation und zum Gleichnis vom verlorenen Sohn nach dem 10-Uhr-Gottesdienst und am Nachmittag von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden.