Martina Braun gratuliert Katharina zu ihrer tollen Leistung. Foto: Hattler Foto: Schwarzwälder Bote

Katharina Hattler gewinnt Hauptpreis beim Schülerwettbewerb zur politischen Bildung / 14-Jährige erläutert Wünsche an die Politiker in einem Brief

"Welche Partei ist bereit, uns die Politik zu erklären? Uns aufzuklären über die Möglichkeiten der Politik? Über die Vorteile der Demokratie?" Diese Fragen stellt Katharina Hattler den Abgeordneten des Landtags von Baden-Württemberg in ihrem offenen Brief.

Mit der dringlichen Botschaft an die Politik gewann die Weilersbacherin den ersten Platz beim Schülerwettbewerb der Landeszentrale für politische Bildung. Die 14-Jährige, die die achte Klasse in den Zinzendorfschulen in Königsfeld besucht, kam beim Zeitunglesen auf die Idee, am Wettbewerb teilzunehmen. "In den vergangenen Sommerferien stolperte ich über eine Meldung zum Wettbewerb. Ich habe die Ferien dazu genutzt, den Brief zu verfassen, welchen ich schließlich auch eingereicht habe." Mit Erfolg, denn einige Monate später, im April, wurde die 14-Jährige mitten während einer Unterrichtsstunde aus dem Klassenzimmer gebeten. "Der Rektor meiner Schule teilte mir mit, dass ich den ersten Platz belegt hätte. Eine tolle Überraschung! Da bereits einige Zeit verstrichen war, dachte ich zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr an den Wettbewerb", lacht Katharina. Die Preisverleihung fand im Landtag in Stuttgart, im Beisein der Abgeordneten Martina Braun (Bündnis 90/Die Grünen) und Karl Rombach (CDU) statt. Für ihre besondere Leistung bekam Katharina eine Urkunde überreicht. Neben einer Bildungsreise nach Trient gewann die 14-Jährige auch ein Reisetagebuch, um ihre Eindrücke festzuhalten.

Vorschläge, um Politik für junge Menschen interessant zu gestalten

Der Hauptkritikpunkt ihres eindrucksvollen Schreibens ist die fehlende Verständlichkeit der Politik für die breite Masse. "Zuweilen fehlt ein roter Faden oder einfach eine klare Aussage, stattdessen wird geschickte Rhetorik mit wenig Inhalt und Verbindlichkeit geboten." Als Jugendliche fühlt sie sich von der Politik alleine gelassen. "Mir fällt auf, dass wir junge Leute schlicht und einfach vergessen werden. Vielleicht sind wir nur noch in zweiter Reihe interessant, wenn es um Kita und Schule geht." Große Sorgen bereite ihr die Beobachtung, dass immer mehr junge Menschen anfälliger für extreme Gruppierungen werden würden. "Durch das Ignorieren der wichtigen politischen Aufklärung haben die Extremen ein leichtes Spiel: Sie machen klare, leicht verständliche Versprechungen und fangen die Leute mit einfachsten Slogans."

Vorschläge, wie man Politik für junge Leute interessant gestalten könnte, hat die Weilersbacherin zahlreiche. Vor allem die sozialen Medien, findet Katharina, seien eine tolle Möglichkeit zu offener und klarer Information. "Warum nicht das Grundgesetz oder das Prinzip einer funktionierenden Demokratie in einem coolen Film auf YouTube erklären? Oder mutig eine Seite für junge Menschen auf den Homepages einrichten und ihre Sprache aufgreifen." Katharina benutzt seit neuestem Instagram und findet, dass die Foto- und Videoplattform bestens dazu geeignet wäre, komplexe politische Sachverhalte kurz, knapp und vor allem verständlich zu erläutern.

Spannende Diskussionen im Gemeinschaftskunde-Unterricht

In der Schule würden politische Sachverhalte nur am Rande angeschnitten. Außer im Gemeinschaftskundeunterricht, während welchem viele spannende, politische Diskussionen entstanden sind, an denen sich Katharina rege beteiligt hat. "Aber politische Bildung sollte auch nicht auf die Schule abgewälzt werden, da sie schon genug andere Aufgaben übernimmt. Eine Möglichkeit wäre natürlich, Politik in verschiedene Fächer zu integrieren."

In ihrer Freizeit spielt Katharina Querflöte. Sie besucht gerne Museen, das Theater und klassische Konzerte. "Rapmusik höre ich auch oft, aber für diese Art von Konzerten bin ich noch zu jung", merkt die 14-Jährige an.

Wie es nach der Schule weitergehen soll, das hat die Weilersbacherin schon geplant. In die Politik möchte sie, vorerst, nicht. "Um in der Politik erfolgreich zu sein, muss man rhetorisch begabt sein und ich bin keine große Rednerin", lacht sie. Wie sieht der Plan denn dann aus? "Ich könnte mir vorstellen, Psychologie zu studieren. Denn ich finde es faszinierend zu erlernen, wie man Menschen besser verstehen kann."

Sie überlegt einen Moment. "Aber wer weiß, vielleicht mache ich auch ein FSJ, um dem Lerntrott zu entfliehen. Aber momentan hat die Schule erst mal Vorrang."