Der ehemalige Chapter-Präsident der Black Jackets muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Foto: Murat

Prozess um Menschenhandel, Waffenhandel, Vergewaltigung und Zuhälterei: Zeuge belastet Angeklagten.

Villingen-Schwenningen - Seit März muss sich der 33-jährige ehemalige Chapter-Präsident der Black Jacketts unter anderem wegen Menschenhandels, Zuhälterei, schwerer Vergewaltigung und unerlaubten Waffenbesitzes vor dem Landgericht Konstanz verantworten. Wie berichtet, wirft die Anklage ihm vor, zwischen Ende 2011 und Anfang 2013 fünf Frauen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis zum Teil mit roher Gewalt und wüsten Drohungen zur Prostitution gezwungen und ein Aussteigen mit hohen Ablösesummen unmöglich gemacht zu haben. Gestern bestätigte der ehemalige Vize-Präsident als Zeuge die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weitgehend.

Der einschlägig verurteilte und aus der Justizvollzugsanstalt Freiburg vorgeführte 34-Jährige tat sich zunächst etwas schwer, seine Erinnerungen wieder wach zu rufen. Doch als ihm seine bei der Polizei Anfang vergangenen Jahres gemachten Aussagen vorgehalten wurden, konnte er bestätigen, dass es "Backpfeifen", aber auch erhebliche Verletzungen gegeben habe.

Nachdem er zunächst behauptet hatte, er wisse nicht, wie viel Geld der Angeklagte den Frauen abgenommen hatte, erklärte er später, sie hätten ihm alle Einnahmen übergeben müssen. Aber: "Wenn sie etwas gebraucht haben, hat er für sie gesorgt."

Als das Gericht wissen wollte, ob sein ehemaliger Chef den Frauen auch Drogen verabreicht habe, um sie gefügig zu machen, druckste der Zeuge herum, schließlich meinte er: "Die haben auch selbst etwas verlangt." Aber auch der Angeklagte habe konsumiert, behauptete er. Auf die Frage, woher er das wisse, meinte er: "Das hat man gemerkt." Nach Anzeichen befragt, blieb er vage.

Der Angeklagte amüsierte sich sichtlich über die einfältigen Antworten seines ehemaligen Vize-Präsidenten. "Kann der kein Deutsch?" Schließlich geriet der schwer nuschelnde Zeuge ins Kreuzfeuer des Verteidigers des Angeklagten. Dieser warf ihm durch gezielte Fragestellung indirekt vor, den 33-Jährigen belastet zu haben, um in seinem eigenen Verfahren mit einer Art Kronzeugenregelung besser davon zu kommen. Im Oktober vorigen Jahres wurde er vom Landgericht Konstanz zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Er hatte eingeräumt, fünf Frauen regelmäßig mit erheblichen Drohungen zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet zu haben.

Der Prozess gegen seinen ehemaligen Chef kann sich noch bis Ende August hinziehen.