Der Angeklagte ließ angeblich fünf Frauen für sich arbeiten und soll dadurch 68.000 Euro eingenommen haben. Foto: Seeger

Ein 32-Jähriger soll fünf Frauen zur Prostitution gezwungen haben. Angeklagter schweigt zum Prozessauftakt.

Villingen-Schwenningen/Konstanz - Mit Waffengewalt und teils schweren Misshandlungen soll ein 32-Jähriger fünf Frauen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis zur Prostitution gezwungen haben. Seit gestern steht er in Konstanz vor Gericht.

Der Prozess vor dem Landgericht begann unter großen Sicherheitsvorkehrungen. Aufgrund seiner Machtposition als Chapter-Präsident der 25 Mann starken Villinger Black Jackets ist es ihm laut Anklage gelungen, die Frauen zu beeindrucken und schließlich sich zu prostituieren. Zum Teil habe er ihnen auch vorgegaukelt, in sie verliebt zu sein und eine feste Partnerschaft anzustreben. Stattdessen habe er sie dann aber möglichst rund um die Uhr anschaffen lassen, ihnen fast alle Einnahmen abgenommen und sie gezwungen, alle von den Freiern gewünschten Sexpraktiken zu akzeptieren. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem Menschenhandel, Freiheitsberaubung, Geiselnahme, Zuhälterei, schwere Vergewaltigung und unerlaubten Waffenbesitz vor.

Die Frauen – darunter eine erst 17-Jährige – seien einer umfassenden Kontrolle unterworfen gewesen, soziale Kontakte unterbunden worden. Wenn eines der Opfer haben aussteigen wollen, soll der Rocker-Chef Abstandsgeld in Höhe zwischen 6000 und 10.000 Euro verlangt haben – was die Frauen nicht bezahlen konnten. Dann soll er – manchmal vor den Augen der anderen Frauen – zu martialischen Maßnahmen gegriffen haben, um die »Abtrünnigen« mit Drohungen oder brutalen Misshandlungen zum Weitermachen zu zwingen.

Frau eine woche lang in Zimmer ohne Toilette eingesperrt

Einem Opfer soll er mit einem Teleskop-Schlagstock schwere Darmverletzungen zugefügt haben. Der unter großen Schmerzen und starken Blutungen leidenden Frau habe er verboten, sich untersuchen zu lassen. Einer anderen Frau schnitt er laut Anklage mit einem Messer mehrmals in den Arm. Ein weiteres Opfer soll er mit einer Waffe bedroht und schwer vergewaltigt haben. In einem Hotelzimmer ohne Toilette soll er eine Frau eine Woche lang eingesperrt haben. Lediglich einmal pro Tag habe er ihr etwas zu essen bringen lassen.

Durch seine Kontakte zur Szene soll der 32-jährige Angeklagte seine Opfer zum Anschaffen in Bordelle in ganz Baden-Württemberg verfrachtet haben. Anfangs soll er sie in seiner Wohnung in Schwenningen, dann zum Teil auch im Bordell »Aphrodite« eingesetzt haben.

Insgesamt soll er durch die Arbeit der Frauen rund 68 000 Euro eingenommen haben. Im Mai vorigen Jahres konnte der Mann in einer Wohnung in Villingen-Schwenningen von einem Spezial-Einsatzkommando festgenommen werden. Seither sitzt er in Untersuchungshaft.

Zum Prozessauftakt äußerte sich der zuletzt in Tuttlingen wohnhafte Angeklagte nicht zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Vier der Frauen haben Nebenklage erhoben und sind durch Anwälte im Prozess vertreten. Sie werden auch als Zeuginnen aussagen müssen, sollte der Angeklagte bei seinem Schweigen bleiben. Ein Urteil wird erst für Ende Mai erwartet.