Andreas Flöß Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Freie Wähler: 42-jähriger Architekt nun an der Fraktionsspitze / "Ich will, dass es läuft"

Kaum eine Fraktion hat sich in den letzten Jahren so sehr verändert wie die der Freien Wähler. Doch jetzt kommt auf die zweitgrößte Kraft im Gemeinderat erneut eine große Veränderung zu: Erich Bißwurm übergibt den Fraktionsvorsitz an Andreas Flöß.

Villingen-Schwenningen. "Mit zunehmendem Alter muss man einfach erkennen, wann Schluss ist", sagt Erich Bißwurm. Er ist noch ein Gemeinderat der älteren Garde, teilte in über 23 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit im Gremium den Ratstisch mit vielen Urgesteinen der örtlichen Politik – und er brachte manchen Meilenstein der Doppelstadt mit auf den Weg. Weil er jedoch in zwei Jahren bei den Kommunalwahlen nicht mehr antreten wolle, wolle er den Platz schon frühzeitig für seinen Nachfolger räumen, dass dieser sich noch gründlich einarbeiten könne, sagt der heute 76-Jährige.

Mit Andreas Flöß tritt ein 42-jähriger Architekt in seine Fußstapfen. Dieser sitzt zwar erst seit vier Jahren im Gremium, hat in Villingen-Schwenningen aber aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit, die vielfach in die detailreiche Sanierung denkmalgeschützter Gebäude einfloss, schon ganz viele Fußspuren hinterlassen. Und er sieht noch Potenzial für mehr.

"Ich lebe unheimlich gerne in dieser Stadt mit ihren Möglichkeiten", schwärmt Flöß im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten und meint: "Und jetzt haben wir auch das Budget dazu". Alleine in der Sitzungsvorlage für diese Woche, wo es um 14 Millionen Euro Überschuss gehe, werde deutlich: "Wir stehen gut da finanziell." Doch das Geld wolle auch sinnvoll investiert sein. Nicht immer sei das in der Vergangenheit geschehen – ob es beispielsweise die neue Kreuzung an der Berliner Straße für 1,8 Millionen Euro wirklich gebraucht habe, sei in seinen Augen fraglich. Doch Flöß blickt nach vorne, freut sich auf die Aufgaben, die nun auf ihn warten.

"Ich will, dass es läuft", sagt der Villinger im Brustton der Überzeugung, er wünsche sich noch ein paar junge Kollegen, die nachkommen, und er pfeift auf Parteiengeklüngel: "Diese ganze Parteienstruktur, die bräuchte es wegen mir in der Kommunalpolitik gar nicht", am Ende sei wichtig, einen Konsens zu finden, "Dinge voran zu bringen, nicht zu zerreden".

Keine große Rede macht er auch um seinen neuen Posten als Fraktionssprecher: "Es war kein harter Wahlkampf, den ich führen musste", gibt er zu, in der Fraktion habe nicht jeder "hier! gerufen, als Erich Bißwurm erklärte, seinen Platz frei zu machen und an einen Nachfolger übergeben zu wollen. Dass der Bauingenieur Bißwurm über all die Jahre sein großes Fachwissen eingebracht habe, schätze er sehr und wolle er ihm gleichtun – "Es dreht sich natürlich wahnsinnig viel ums Bauen".

Und woran baut Erich Bißwurm jetzt? Daran, seinem Nachfolger möglichst viel Unterstützung zu geben, sagt er und kann sich nicht so recht entscheiden, was nun das Beste war an bislang 23 Jahren im Gemeinderat und 15 an der Spitze der Fraktion. "Ich weiß auch nicht, es war alles gut", sagt er und lacht.