Die besten Zeiten hat der Pauluskindergarten hinter sich. Ob er eine Zukunft hat, ist unsicher. Foto: Streck Foto: Schwarzwälder-Bote

Kindergärten: Stadt und Kirchengemeinde ringen um eine Alternative für maroden Pauluskindergarten

In die Kindergartenlandschaft der Stadt wird in den nächsten Jahren viel investiert. Für den Pauluskindergarten sieht die Zukunft allerdings nicht rosig aus. Amtsleiter für Schule und Sport, Stefan Assfalg, hat die Gründe dargelegt.

VS-Schwenningen. In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses hatte er deutliche Worte gefunden (wir berichteten). Die Tage des Kindergartens sind offensichtlich gezählt. Das Gebäude, das der Stadt gehört und von der evangelischen Kirchengemeinde betrieben wird, ist in einem desolaten Zustand. Schon vor Jahren hätte bereits saniert werden müssen. Als die Stadt leichte bauliche Veränderungen vornehmen wollte, so Assfalg, seien gravierende Mängel festgestellt worden: Im Dachgeschoss seien die Flure zu eng, eine schmale Holztreppe entspreche nicht den Brandschutzvorschriften, die vor Jahren eingebaute Brandschutzrutsche sei auch nicht mehr zulässig. "Wir bessern nur aus und kommen aus der Zwickmühle nicht raus." Jetzt müsse das Baurechtsamt zuerst einmal prüfen, ob das Dachgeschoss weiter für die Kinderbetreuung genutzt werden dürfe. Voraussichtlich könne der Kindergarten noch eine gewisse Zeit mit reduzierter Gruppenzahl betrieben werden.

Den Wunsch der Pauluskirche, den Kindergarten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche zu haben, könne er nachvollziehen, so Assfalg. Wobei es ihm lieber wäre, das Gebäude weder zu sanieren noch einen Neubau dort zu erstellen, sondern vielmehr den Kindergarten Frühlingshalde zu stärken und die Kinder dort unterzubringen. "Wir wollen das gut lösen, aber die Stadt muss abwägen, ob sie sich das leisten kann."

In den nächsten Jahren steckt sie nämlich viel in die Sanierung der Kindergärten. In Schwenningen stehen zunächst der St. Elisabeth Kindergarten und die Wilhelmspflege an. Im ältesten Kindergarten direkt neben der Stadtkirche läuft die Planung bereits. Für 2017/18 sei das Geld des 3,5 Millionen Euro teuren Neubaus vorgesehen. Er wird auf der jetzigen Fläche und der benachbarten Brache, die die Stadt bereits gekauft hat, entstehen und künftig von zwei auf vier Gruppen wachsen. Zusätzlich wird dann auch das Kinderstüble integriert, das vor einigen Jahren aus Platzbedarf von der Volkshochschule in die Schopfelenstraße umgezogen ist. Die Rückkehr in Volkshochschulnähe sei wichtig, so Assfalg, da in dieser Einrichtung vorwiegend Kinder betreut werden, deren Eltern an der Volkshochschule Sprachkurse besuchen. Somit sei das Kinderstüble eine Familieneinrichtung.

Wartelisten im Pauluskindergarten

Assfalg rechnet fest damit, dass der Neubau der Wilhelmspflege im nächsten Jahr verwirklicht werden kann – vorausgesetzt der Gemeinderat genehmige die vorgesehenen Mittel von 3,5 Millionen Euro. Doch davon gehe er aus.

Klaus Gölz, geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde und zuständig für die Kindergärten, weiß um die Problematik und, dass die Kosten für eine Generalsanierung des Pauluskindergartens hoch sind. Aber der kleine und überschaubare Kindergarten sei auch wichtig für den Neckarstadtteil. Die Wartelisten sprächen eine eindeutige Sprache.

Derzeit werden drei Gruppen betreut, eine für Kinder unter drei Jahren. Angesichts der baulichen Mängel könnte es gut sein, dass bald eine der Gruppen geschlossen werden müsste. Für diesen Fall habe bislang keiner eine Lösung, "das ist das Schwierige", so Gölz. Ziel müsse nach wie vor entweder die Generalsanierung oder ein Neubau sein. "Mittelfristig muss man da ran."

Für die von der Verwaltung erwogenen Möglichkeiten, könne sich keiner so richtig erwärmen. Der vorgeschlagene Anbau an den Frühlingshalden-Kindergarten werde nicht weiter verfolgt, weil das Gebäude der Kirche gehört. Zudem betreibt die Einrichtung ein ganz anderes Konzept, das Zeitblockmodell, bei dem Eltern nach Zeitbedarf die Betreuung der Kinder mieten können. Deshalb hat der Kindergarten ein Einzugsgebiet aus ganz Schwenningen.

Den Neubau der Wilhelmspflege für sieben oder acht Gruppen zu dimensionieren, ist nach Ansicht von Klaus Gölz nicht sinnvoll. Zum einen sei es fraglich, ob dies an dem Standort in der Metzgergasse überhaupt möglich sei, zum anderen seien kleinere Einrichtungen, die als Stadtteileinrichtungen wahrgenommen würden, die bessere Variante. Dies nicht zuletzt deshalb, weil hier viele Familien mit Migrationshintergrund leben. In einem kleinen Kindergarten könnte schneller ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden als in einem großen.