Foto: Rothfritz/Özbeck

Bernd Rothfritz und Mustafa Özbeck von der Motorrad-Ecke haben die "Dane Trophy Transhimalaya" erfolgreich gemeistert.

VS-Schwenningen - "Wir sind immer noch hin- und hergerissen zwischen der atemberaubenden Schönheit der Landschaft und der unfassbaren Armut der Menschen im Himalaya", sagen Bernd Rothfritz und Mustafa Özbeck von der Motorrad-Ecke. Sie sind frisch von der "Dane Trophy Transhimalaya" wiedergekommen.

1400 Kilometer in zwölf Tagen mit der Überquerung von sechs Pässen, die höher als 5000 Meter sind - das ist die Bilanz, auf die das Biker-Duo aus Schwenningen mit Stolz zurückblicken kann. Mit der "Dane Trophy Transhimalaya" durch den indischen Teil des Hochgebirges, die sie zusammen mit einer internationalen 27-köpfigen Truppe aus Motorrad-Freaks erfolgreich gemeistert haben, haben sich die Geschäftsführer der Motorrad-Ecke einen Traum erfüllt. Denn einmal über das "Dach der Welt" mit dem Motorrad zu fahren, das hatten sich Rothfritz und Özbeck nicht nur schon lange vorgenommen, das hatte auch eine lange Vorbereitungsphase beansprucht.

Trotz intensiver Planung und medizinischer Vorsorge mussten die Biker aber schnell feststellen, dass zwischen Theorie und Praxis ein meilenweiter Unterschied besteht. "Uns waren viele Dinge im Vorhinein gar nicht bewusst. Der Himalaya ist ein Mythos. Schon allein durch die extreme Höhe ist es eine komplett andere Welt, die mit den Alpen nicht mehr zu vergleichen ist", meint Bernd Rothfritz. Und auch wenn die beiden Schwenninger am Ende wohlbehalten wieder in Deutschland angekommen sind und sowohl von der gefürchteten Höhenkrankheit als auch von Magen-Darm-Erkrankungen verschont blieben, haben sie die ein oder andere Gefahr, die im Hochgebirge lauert, am eigenen Leibe zu spüren bekommen.

Gebirgslandschaft zieht Teilnehmer in ihren Bann

3. August: Die erste Etappe führt die Gruppe, die von einem Arzt und einem Techniker-Bus begleitet wird, vom Ausgangspunkt vom nordöstlichsten Zipfel Indiens in Srinagar auf 1600 Meter auf einer Länge von 230 Kilometern nach Kargil, das auf 2700 Metern liegt. Was sich bereits jetzt entfaltet, das ist die Extreme, zwischen der sich der die Trophy-Teilnehmer auch in den kommenden Tagen bewegen werden: "Zunächst war überall ein totales Durcheinander auf den Straßen: Unzählige Lkw, Rinder, spielende Kinder, die man überholen muss. Das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen", berichtet Özbeck auf der einen Seite. Auf der anderen Seite: Die allmählich auftauchende karge, aber beeindruckende Gebirgslandschaft, die nicht nur durch ihr wechselndes Farbenspiel die Teilnehmer in ihren Bann zieht.

Das Tal am Hang entlang, stets dem Gebirgsfluss folgend, die Passstraße hoch, auf der anderen Seite wieder hinunter: So sieht für die Gruppe, deren Übernachtungsmöglichkeiten von Zeltplätzen über Herbergen bis hin zu Drei-Sterne-Hotels reichen, auch das Tagesprogramm für die weiteren elf Etappen aus. Wäre da nicht der Zustand des "Highways", der Gebirgsstraße, die die Tour für Rothfritz & Co zu einer tagtäglichen Bewährungsprobe macht: "Durch immer wiederkehrende Schlamm- und Geröllschichten oder Wasserfälle war die Straße irgendwann einfach weg. Oft mussten wir ein bis zwei Stunden warten, bis eine Planierraupe sie passierbar gemacht hat", erzählt der Motorrad-Freak.

Hinzu kommen extreme Wetterbedingungen: Nebel mit Sicht unter 20 Meter, Schnee und Regen. Mustafa Özbeck: "Oft gab es keine Leitplanken und keine Markierungen. Dann hieß das Motto: Scheuklappen abkapseln und nicht nach links oder rechts schauen, wo es 200 Meter runter ging."

"Alle haben sich in den Armen gelegen"

6. August: "11.38 Uhr. Das GPS zeigt 5371 Höhenmeter. Wir sind oben. Es ist geschafft", liest Özbeck aus seinen Tagebuch-Aufzeichnungen vor. Und meint damit den Khardung-Pass, den die Gruppe unter Strapazen - die extreme Höhe sowie die noch nicht komplett geräumte Straße - soeben bezwungen hat. "Alle haben sich in den Armen gelegen, weil wir wussten, dass wir den höchsten mit dem Motorrad befahrenden Pass der Welt geschafft hatten", berichtet Bernd Rothfritz.

Doch auf die Euphorie folgt Ernüchterung: Das Team muss nicht nur erfahren, dass die andere Passseite nicht befahrbar ist und die Route komplett geändert werden muss, sondern auch, dass der Khardung-Pass nur in Touristen-Kreisen als höchster Pass gilt. Den echten, den Pass Chang La, wird die Gruppe dann am kommenden Tag in Angriff nehmen.

Trotz oder gerade aufgrund der Anstrengungen und Herausforderungen können die beiden Schwenninger auf zwölf ereignisreiche Tage zurückblicken. Auch die Begegnung mit den Menschen, die, geprägt durch unterschiedlichste Glaubensrichtungen, die "modernen Ritter in Leder-Ausrüstung und Helm" stets willkommen heißen, hinterlässt bei Rothfritz und Özbeck einen bleibenden Eindruck.

Besonders bewegend ist die Begegnung mit den einheimischen Kindern an den Bergstraßen, für die die beiden Geschäftsführer im Vorhinein per Facebook-Aktion Plüschtiere gesammelt und drei vakuumverpackte Säcke voll mit ins Himalaya genommen hatten. Der Blick in die "dunklen, unnahbaren Kinder-Augen" hat es vor allem Rothfritz angetan. "Die Armut ist unfassbar groß. 50 Cent verdienen die Eltern, die auf den Straßen Steine klopfen", meint der Geschäftsführer.

Kinder werden auch beim kommenden Projekt, das die Motorrad-Freaks im nächsten Jahr in Angriff nehmen wollen, eine wichtige Rolle spielen: Denn dann steht die Befahrung des Goldenen Dreiecks zwischen Laos, Burma und Thailand auf dem Programm, bei der Rothfritz und Özbeck eine Bergschule besuchen und mit einer Spende erfreuen wollen. Und natürlich wird dabei auch das Motorradfahren wieder nicht zu kurz kommen.