Die Institutsleitung (von links): Roland Zengerle, Alfons Dehé und Yiannos Manoli Foto: Schück

Expansion des Mikroinstituts. Reinraumfläche wird verdoppelt. 50 neue Mitarbeiterbüros.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Das Mikroinstitut expandiert. Ein Anbau an das Gebäude in der Wilhelm-Schickard-Straße soll die Reinraumfläche von derzeit 600 Quadratmetern verdoppeln. Der Grundstückskauf muss allerdings noch vom Gemeinderat in Villingen-Schwenningen genehmigt werden.

Sechs Millionen Euro sollen Grundstückserwerb und Anbau kosten. "Hahn-Schickard bringt diese Summe aus eigener Kraft auf", deutet Institutsleiter Roland Zengerle an. Baubeginn ist für Oktober vorgesehen, Inbetriebnahme für Dezember 2018.

In dem neuen Gebäude sollen neben Laboren auch 50 Mitarbeiterbüros Platz finden. Die Institutsleitung, zu der auch Yiannos Manoli gehört, verstärkt seit Juli Alfons Dehé.

Der Physiker, der vorher bei Infineon in München Silizium-Mikrofone entwickelte, übernahm die Georg H. Endress Stiftungsprofessur für Smart Systems Integration. Wegen der zweiten vakanten Stiftungsprofessur werden momentan Verhandlungen mit dem Favoriten geführt: Andreas Rausch, momentan Inhaber eines Lehrstuhles für Software Systems Engineering an der Technischen Universität in Clausthal.

Der promovierte Physiker Alfons Dehé entwickelte bei Infineon in München Silizium-Mikrofone für mobile Kommunikation, die 2014 in der Größenordnung von einer Milliarde produziert wurden. Darüber hinaus hat er auch Chips für die Luft- und Raumfahrt entwickelt.

Obwohl es ihm, so erzählt der 50-jährige Wissenschaftler, in München "nicht schlecht" ging, so reizte ihn doch die Möglichkeit, an einem Forschungsinstitut in seinem Spezialgebiet "mehr Breite und Tiefe durch die universitäre Facette" erleben zu können. Zugleich übernahm Dehé den Lehrstuhl Smart Systems Integration an der Universität Freiburg. Als Institutsleiter ist er hauptsächlich in Villingen-Schwenningen vor Ort. Momentan fünf Tage in der Woche, später dann zu 80 Prozent.

Sein Thema sind die Mikrofone, denen in Industrie 4.0 große Bedeutung zukommen wird, wie Alfons Dehé und sein Kollege Roland Zengerle überzeugt sind. Denn sie dienen nicht nur der Kommunikation von Menschen miteinander oder Menschen mit Maschinen, sondern mit ihnen können auch Maschinen kommunizieren. "Mikrofone überwachen Maschinen und signalisieren ›OK‹, wenn die Geräusche einen geregelten Betrieb signalisieren. Sollte das nicht so sein, dann können Mikrofone Überprüfung und Reparatur in die Wege leiten".

Dehé erwartet Synergieeffekte in der Zusammenarbeit mit seinem neuen Kollegen, der für Cyber Physical Systems zuständig sein wird. Mikrofone werden, so sind Zengerle und Dehé überzeugt, in Zukunft eine ebenso wichtige Rolle spielen wie andere Sensoren.

"Mikrofone haben ein unglaubliches Potenzial", findet Roland Zengerle. Auch bei der Automobilindustrie werden sie eine Schlüsselrolle spielen. "Ein Mikrofon kann um die Ecke hören", schildert Dehé. Weiteres Schwerpunktthema von ihm sind Umweltsensoren, zum Beispiel CO2- Sensoren, die bei Bedarf die Klimaanlage einschalten.

Finanziell sieht sich Hahn-Schickard ausgezeichnet aufgestellt. Roland Zengerle spricht von einer "hervorragenden Phase".

Nach 24 Prozent Steigerung des Umsatzes im Jahr 2016 auf 19,1 Millionen wird dieses Jahr nochmals eine Steigerung um 20 Prozent erwartet, das sind zirka 23 Millionen Euro. Insgesamt 110 Mitarbeiter sind am Standort Villingen beschäftigt, durch das neue Gebäude ist eine Entspannung der Raumsituation zu erwarten.

An allen drei Standorten, zu ihnen zählen auch die Hahn-Schickard-Standorte Freiburg und Stuttgart, sind 210 Mitarbeiter tätig.