Schulleiterin Elisabeth Opel hat GEW-Besuch: Sandrina Vogt, Markus Schütz und Elke Lauinger-Packmohr (von rechts). Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Gewerkschaft zeigt dramatische Lage auf / An der Villinger Steppachschule scheint Welt in Ordnung

"Die Lage ist dramatisch." Kein Blatt vor den Mund nahm der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Markus Schütz, beim Besuch der Villinger Steppachschule. Besonders an den Grundschulen des Schwarzwald-Baar-Kreises fehlen Lehrer.

VS-Villingen. "Wir bekommen in nächster Zeit nicht einmal ansatzweise die Lehrkräfte ersetzt, die in den Ruhestand gehen", sagt Schütz, der den Kreisvorsitz gemeinsam mit seiner Frau Ruth Schütz-Zacher innehat und der zudem Vorsitzender des örtlichen Personalrates am Schulamt Donaueschingen ist. In Begleitung von Sandrina Vogt, der GEW-Vorsitzenden Südbaden sowie Elke Lauinger-Packmohr, ehemals Lehrerin am Deutenberg-Schulverbund und GEW-Mitglied, besucht Schütz derzeit die Grundschulen im Schulamtsbezirk und hört sich ihre Sorgen und Nöte an.

An der Steppachschule scheint die Welt in Ordnung. Schulleiterin Elisabeth Opel und ihr Team von 15 Lehrerinnen beschulen 180 Schüler in acht Klassen. Die seit zehn Jahren intensiv betriebene Schulentwicklung trägt Früchte: Der Lehrstab harmoniert, der Krankenstand geht gegen Null, seit Jahren gibt es eine jahrgangsübergreifende Familienklasse, sieben ehrenamtliche Lesepaten engagieren sich in 20 Wochenstunden und bei den bundesweiten Vergleichsarbeiten der Drittklässler in Mathematik und Deutsch vor einem Jahr lag man weit über dem Landesdurchschnitt.

Wichtige Sprachförderung

Die Kooperation mit vier Kindergärten funktioniert und man hat eine Lehrkraft, die sich ausschließlich um die Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund kümmern kann – "eine Luxuslösung", wie Elisabeth Opel weiß. Gleichwohl ist auch an der Steppachschule nicht alles Gold, was glänzt. 60 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund. Selbst Kinder aus Familien, die schon mehrere Generationen lang in Deutschland leben, in denen aber nur die Muttersprache gesprochen wird, kommen mit Defiziten in der deutschen Sprache in die Schule. Generell seien Grundschulen bei der Sprachförderung unterbesetzt oder werden mit Quereinsteigern, also nicht als Pädagogen ausgebildeten Kräften, versorgt. "Dafür wird kein Geld in die Hand genommen", kritisieren die Gewerkschafter. Zudem gebe dieses Vorgehen ein falsches, ein fatales Signal nach dem Motto "Lehrer kann jeder".

Zum Glück sind die Lehrerinnen an der Steppachschule kaum krank, denn "es gibt keine Krankheitsvertretungen", sagt Schütz. Unterricht darf in der verlässlichen Grundschule dennoch nicht ausfallen. Die GEW fordert deshalb zwar, mehr Lehrer einzustellen, doch die gibt es nicht. Das wiederum liege an der um rund 500 Euro geringeren Bezahlung als in den weiterführenden Schulen, behauptet Sandrina Vogt. Für die Leitung einer Grundschule gibt es brutto gerade einmal 160 Euro mehr.

Die Idee des Kultusministeriums, auch Gymnasiallehrer in Grundschulen einzusetzen und ihnen dafür nach vier Jahren eine Gymnasialstelle zuzusichern, laufe daher ins Leere. Selbst wenn die Lehrperson Gefallen an der Grundschule finden würde, würde sie aus finanziellen Gründen nach vier Jahren wechseln, glaubt Markus Schütz. Die GEW fordert deshalb eine Gleichbehandlung aller Schularten, die sich nicht nur auf die Entlohnung, sondern auch auf die Poolstunden für individuelle Förderung bezieht. Die gibt es nämlich für alle Schularten, nur nicht für die Grundschulen. "Das ist skandalös", sagt Sandrina Vogt. Man wolle keine Neiddebatte entfachen, sondern setze sich für die Anerkennung der Gleichwertigkeit von Grundschulen ein, die viel Verantwortung tragen und in denen zudem nachgewiesen die meisten Inklusionskinder beschult werden.

Die Steppachschule ist noch eine der wenigen in Villingen-Schwenningen, die keine Ganztagsschule ist. Nach Absprache mit dem Kollegium und den Eltern werde man bald den Antrag stellen, vermutet Elisabeth Opel. Allerdings hat sie aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten für die Menschen, die dann an ihrer Schule arbeiten – das Land für die Lehrer, der Schulträger für die Erzieher – auch Bedenken. Die GEW-Vertreter geben ihr darin Recht. "In der Ganztagschule gehört alles in eine Hand", findet Sandrina Vogt.