Gerold Schwer präsentiert in Schonach sein Brennholz, welches für das Blockheizkraftwerk verwendet wird. Dadurch wird unter anderem der Strom für sein Elektroauto erzeugt. "Wenn das Holz möglichst effektiv verbrannt wird, um Strom zu erzeugen, ist dies ebenfalls ein Beitrag für den Klimaschutz", ist sich Schwer sicher. Auch diese Thematik sei Inhalt der Ausbildung für die Anlagenmechaniker der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder Bote

Lehrer Gerold Schwer wirbt für die Ausbildung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Es ist kurz vor Beginn des Ausbildungsjahres, die Klimaschutz-Debatte ist voll entbrannt – doch ausgerechnet jenem Beruf, der im Bereich Energiewende eine wichtige Rolle spielt, fehlt der Zulauf. "Das ist der Hammer", findet Berufsschullehrer Gerold Schwer.

Wenn Gerold Schwer von dem Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik spricht, gerät er ins Schwärmen. "Ich bin ein Fan des Berufs, sonst könnte ich ihn nicht lehren", erklärt der 54-Jährige. Dass dies nicht nur leere Phrasen sind, verdeutlicht Schwer anhand seines eigenen Zuhauses in Schonach. Die Familie des Berufsschullehrers lebt dank Solaranlage und Blockheizkraftwerk (BHKW) – über die auch ihr Elektroauto aufgeladen wird – mit einer gewissen Unabhängigkeit.

"Unser Ziel ist es definitiv autark leben zu können", macht Schwer deutlich. Und gerade jene Anlagen, die der gebürtige Vöhrenbacher in seinem Haus verbaut hat und die zur Energiewende beitragen können, sind auch Teil des Berufes, für den er brennt.

Doch: Gerade mal drei Anmeldungen aus dem gesamten Landkreis seien für den Ausbildungsstart Mitte Oktober an der Gewerbeschule in Villingen-Schwenningen eingetrudelt – in den vergangenen Jahren seien es meist 25 gewesen. Das wundert ihn. "Es finden die Fridays for Future statt und es wird die Energiewende gefordert – aber wenn das so weiter geht, wird es niemanden geben, der diese umsetzen kann", macht der Familienvater deutlich.

Denn Inhalt der Ausbildung sei es auch, im Bereich der Heizungstechnik mit regenerativen Energien und BHKW zu arbeiten. Darüber hinaus sei die Versorgung mit Trinkwasser eines der zentralen Themen. Schwer betont: "Das ist unser wichtigstes Lebensmittel, dafür brauchen wir Fachleute!" Gerade in diesem Bereich sei es dramatisch, wenn irgendwann Kompetenz fehle, denn hier sei "Unwissenheit gefährlich". Schließlich gehe es um die Gesundheit, und ein unsachgemäßer Umgang mit der Trinkwasserversorgung hätte weitreichende Folgen.

Doch woran liegt es, dass sich für den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik nur wenige junge Menschen interessieren? "Ich schätze, es ist vor allem ein Image-Problem. Oft wird auch die Wertigkeit des Berufes gar nicht mehr gesehen", so Schwer, der seit 26 Jahren Lehrer ist.

Dabei handle es sich um eine abwechslungsreiche, vielseitige und zukunftssichere Tätigkeit. Betriebe im gesamten Kreisgebiet würden händeringend Azubis in diese Bereich suchen – auch Quereinsteiger und Studienabbrecher. "Da reicht sogar eine späte Bewerbung", so der 54-Jährige. Ein weiterer Vorteil sei es seiner Meinung nach, dass den Auszubildenden anschließend die Wege zu einem Master, Techniker oder in Planungsbüros geebnet seien. "Der Handwerksberuf ist die Grundlage für eine steile Karriere", berichtet Schwer. Zudem sei die Freiheit größer, als in einem Industriebetrieb, "aber natürlich auch die Verantwortung."

Wie wertvoll der Beruf ist, sieht Schwer an seinem Eigenheim, in dem er die gesamten Versorgungsleitungen selber gelegt hat. Über Touchpads lasse sich die Anlage inklusive der Heizung bedienen – gleichzeitig spart er dank ausgefeilter Technik einiges an Energie. "Ich bin einfach leidenschaftlicher Heizer und Sanitärmensch", sagt er und hofft, dass sich noch mehr Menschen für diesen Beruf begeistern lassen.

Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

 Anforderungen: Neben dem Interesse an Technik, spielt laut Schwer auch das Sozialverhalten eine große Rolle. Auftritt und Sauberkeit sind wichtig, man kommt in die Bäder und damit in die Intimbereiche der Menschen."

 Lehrinhalte: Im ersten Lehrjahr geht es vor allem um die Allgemeinbildung zum Thema Metall sowie Rohrverlegung und Rohrtechnik. Im zweiten Lehrjahr werden die Themen Sanitär, Bäder ("schicke Bäder sind der Ausdruck des Lebensstils") und Trink- sowie Abwassertechnik behandelt. In diesem Zusammenhang wird auch die Leitungsführung eine Rolle spielen. Das dritte Lehrjahr beschäftigt sich insbesondere mit der Heizungstechnik – egal ob Holz, Öl oder Gas – sowie der dazugehörigen Regelungstechnik. Hier gehört auch alles rund um das Thema Smarthome zum Lehrinhalt.

 Informationen: Gewerbeschule Villingen-Schwenningen, Conrad-Heby-Straße 1: www.gewerbeschule-vs.de