Beim Vorwurf "Ärztepfusch" stehen nun die Patienten verstärkt im Sucher des Gutachters. Foto: Oliver Berg

Facharzt soll Patienten durch unnötige OPs geschädigt haben. Gutachter fordert weitere Informationen.

Villingen-Schwenningen - Das Netz um die massiven Ärztepfusch-Vorwürfe gegen einen Facharzt aus dem Kreis weitet sich. Nicht nur in VS, sondern auch in Freiburg werden neue Fäden gesponnen, auch für die Staatsanwaltschaft Konstanz geht es in die nächste Runde: Der Gutachter konzentriert sich auf die betroffenen Patienten.

Parallel zu der Recherche des von der Justiz beauftragten Gutachters liegen weitere Strafanzeigen gegen den Facharzt aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis vor. Andreas Mathy, Sprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, beginnt mit einer kleinen Korrektur: Nicht vier, sondern fünf Fälle sind es, in die sich ein Fachgutachter derzeit noch vertieft. Zum Zwischenstand: Der beauftragte Experte möchte seine Recherche noch ausweiten und einen Teil der Beschwerdeführer, also ehemaligen Patienten des Mediziners, unter die Lupe nehmen. "Hier gibt es noch Nachermittlungsbedarf."

Selbst wenn die Gespräche recht zeitnah geführt werden, dürfte bei der Untersuchung dieser Variante des "Ärztepfusch-Vorwurfs" kein schnelles Ende in Sicht sein. Wie mehrfach berichtet, steht ein Facharzt aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis im Sucher der Staatsanwaltschaft, weil er bei Patienten unter anderem "unnötige operative Eingriffe" vorgenommen haben und manche auch "teils massiv geschädigt" haben soll, so die Kritik von Patienten-Seite.

Zwei juristische Szenarien sind möglich

Nach wie vor gehen Anzeigen bei der zuständigen Polizei ein. Mittlerweile summiert sich die Zahl auf nahezu 20 Fälle, die demnächst bei der zuständigen Staatsanwalt liegen. Was mit diesen auf Papier teils gravierenden Vorwürfen gegen den Mann passiert, ist noch offen. "Dies hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie die Begutachtung der ersten fünf Fälle ausgeht", wagt Andreas Mathy eine erste Prognose. "Wir reden hier nicht von Wochen, sondern von Monaten."

Erstes Szenario: Erhärte sich der Verdacht gegen den beschuldigten Facharzt, dann könne es sein, dass sich der ermittelnde Staatsanwalt nur auf die gravierenden weiteren Fälle konzentriere und diese an den Gutachter weiter leite. Zudem müsse auch geprüft werden, inwiefern sich die durch die Expertise abgeschlossenen Fälle mit den neuen Anzeigen decken, "und ob sie übertragbar sind".

Zweites Szenario: Falls der Gutachter keinen Anhaltspunkt für medizinische Kunstfehler bei den fünf Anzeigen sieht, müsse geprüft werden, ob die anderen Fälle vergleichbar seien oder getrennt zu bewerten seien. Dieses werde dauern. Da dem Vernehmen nach immer noch weitere Anzeigen in der Pipeline sind, ist auch noch völlig offen, ob und wie viele zusätzliche Fälle auf dem Schreibtisch des Gutachters landen.

Während dieser Fachmann mögliche Behandlungsfehler aufzuspüren sucht, bahnt sich bereits die erste zivilrechtliche Verhandlung vor einem Amtsgericht an: Jene Patientin, die die Ärztepfusch-Vorwürfe ins Rollen brachte, versucht nun, ihren ehemaligen Facharzt auf Schadensersatz zu verklagen.

Wie andere Patienten auch, wirft sie dem Arzt vor, "unnötige operative Eingriffe vorgenommen zu haben". Diese hatte nicht nur Kontakt mit dem zuständigen Kammeranwalt der Landesärztekammer in Freiburg, Bezirk Südbaden, sondern baute auch ein Patientennetzwerk für Betroffene auf.