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VS entscheidet sich bei OB-Wahl für Jürgen Roth. Jörg Röber steigert sein Ergebnis. Mit Video&Kommentar

Villingen-Schwenningen - Der 55-jährige Jürgen Roth wird neuer Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen. Am 1. Januar 2019 soll er Rupert Kubon im Amt beerben.

Im zweiten Wahlgang reichte es nun doch noch zur absoluten Mehrheit für den amtierenden Tuninger Bürgermeister. 53,7 Prozent der Wählerstimmen hat der Christdemokrat auf sich vereint. Doch auch sein stärkster Konkurrent Jörg Röber konnte sein Ergebnis steigern und legte gegenüber dem ersten Wahlgang, als er bei 35,4 Prozent lag, deutlich zu: 39,3 Prozent der Wählerstimmen entfielen auf den 38-jährigen Kandidaten und Referenten des noch amtierenden OBs Rupert Kubon. Die 36-jährige Marina Kloiber-Jung, die als Betriebsleiterin der TDVS ebenfalls bei der Stadtverwaltung beschäftigt ist, musste deutlich Federn lassen – sie rutschte von 12,2 Prozent im ersten auf 6,3 Prozent im zweiten Wahlgang ab. Fridi Miller (0,2 Prozent) und Cem Yazici (0,5 Prozent) lagen weit abgeschlagen auf den beiden letzten Plätzen.

Es waren noch nicht alle 64 Wahlbezirke ausgezählt, als leiser Beifall auf dem Münsterplatz aufbrandete. Jürgen Roth war gekommen. Er strahlte, wehrte Glückwünsche aber noch kategorisch ab: "Es ist noch nicht ausgezählt", sagte er, und ließ sich auch von OB Rupert Kubon nicht vorzeitig auf die Bühne bitten: "Warten wir noch ein bisschen", bat er. Die Freude stand ihm trotzdem ins Gesicht geschrieben. Jürgen Roth strahlte. Ja, bei Bekanntwerden des Ergebnisses aus dem ersten ausgezählten Wahlbezirk dachte er sich schon: "Das könnte was werden heute!", gab er zu. Und es wurde was: Um Viertel nach sieben am Sonntag stand das vorläufige Endergebnis fest.

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Dass es so deutlich ausgefallen ist und Jürgen Roth einen "gewissen Abstand" zu seinen Mitbewerbern hat, wertete Landrat Sven Hinterseh im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten als wichtig, es sei eine "Legitimation" für die Ausübung des Wahlamts und mache den Anfang "sicherlich ein bisschen einfacher". Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei freute sich "natürlich sehr" über den Wahlsieg Roths mit "einem tollen Ergebnis bei einem starken Bewerberfeld". Die drei im ersten Wahlgang Erstplatzierten hätten gezeigt, wie sehr sie sich um diese Stadt bemühen und für sie einsetzen. Nun freue er sich auf eine gute Zusammenarbeit mit Jürgen Roth – "aber die ist gesichert", ist Frei überzeugt.

Der noch amtierende OB Kubon wollte das Wahlergebnis gegenüber unserer Zeitung ausdrücklich nicht kommentieren: "Da möchte ich mich jetzt gar nicht dazu äußern", sagte er, als nur noch die Ergebnisse weniger Wahlbezirke fehlten. Aus dem Wahlergebnis werde jeder selbst seine Schlüsse ziehen. Kubon gratulierte Roth und bedauerte, dass die Wahlbeteiligung gegenüber dem 7. Oktober nicht mehr gesteigert werden konnte. Er ließ sich auch nach zwei eigenen Wahlkämpfen noch von der Stimmung anstecken: "So eine Wahl ist immer eine spannende Sache!"

Und in der Tat war das Flair auf dem Münsterplatz am Sonntag ein ganz besonderes. Neben den Trachtenträgern und den Stadtmusikern aus Villingen marschierte auch die Historische Bürgerwehr auf, um dem künftigen OB in einer kleinen Zeremonie Meldung zu erstatten. Menschen lagen sich in den Armen, andere gaben sich als faire Verlierer und blickten nach vorne. Und die Kontrahenten auf dem Wahlzettel machten den würdevollen Wahlabend perfekt: Jörg Röber und Marina Kloiber-Jung waren persönlich gekommen, um das Ergebnis aufzunehmen und Jürgen Roth für sein bevorstehendes Amt zu gratulieren.

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Kommentar: Große Aufgabe

Von Cornelia Spitz

Villingen-Schwenningen hat seine Wahl getroffen. Jürgen Roth wird Oberbürgermeister. Damit endet eine aufreibende Wahlkampfzeit. Doch für jene, die in politischen Gremien der Stadt tätig sind, fängt die Arbeit jetzt erst richtig an. Sie stehen vor einer Herausforderung: Die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, dass sich die örtlichen Vertreter von CDU, SPD und Grünen alles andere als grün sind. Der Wahlkampf wird seine Spuren hinterlassen – auch im Gemeinderat dieser Stadt. In letzter Zeit wurden mehr noch als bislang tiefe Gräben aufgerissen. Jetzt müssen sie wieder zugeschüttet werden, anstatt die Zeit mit Wundenlecken zu vertun. Aber bitte mit viel Bedacht – die Kommunalwahlen stehen schließlich kurz bevor. Angesichts der Ereignisse der letzten Monate wird es keine leichte Aufgabe sein, zur normalen Arbeit für VS zurückzukehren. Viel Erfolg dabei!