Die Kriminalpolizei ermittelt häufig zu Fällen von "Sextortion" in der Region. (Symbolfoto) Foto: Stratenschulte/dpa

"Sextortion" ist eine Betrugsmasche, von der jährlich Hunderte Personen in der Region betroffen sind. Jetzt gibt die Polizei bekannt, wie hoch die Fallzahlen im Kreis Tübingen und im Zollernalbkreis sind und was Betroffene tun können, um die Ermittlungen zu erleichtern.

Kreis Tübingen/Zollernalbkreis - Meistens seien die Opfer Männer, sagt Martin Raff, Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Betrugsmasche läuft oft so ab: Die Betroffenen erhalten über soziale Netzwerke eine Freundschaftsanfrage einer ihnen unbekannten Frau. In einer Unterhaltung schlagen die Betrüger anschließend vor, in einen Video-Chat zu wechseln. Die Täter wollen erreichen, dass der Geschädigte intime Aufnahmen von sich preis gibt. Das Video wird dabei heimlich aufgezeichnet. Anschließend kommt es zur Erpressung. Es soll Geld gezahlt oder ein Gutschein gekauft werden, ansonsten würden die Aufnahmen veröffentlicht werden. Die Erpressungsmasche ist daher unter dem Begriff "Sextortion" bekannt, einer Zusammensetzung aus den Wörtern Sex und englisch "extortion" (Erpressung).

So viele Fälle gab es

Martin Raff sagt: "Im Jahr 2021 verzeichneten wir im Landkreis Tübingen rund 90 Fälle der Erpressungsmasche Sextortion." Im Zollernalbkreis sollen es 60 Fälle gewesen sein. Die gute Nachricht ist: Bei 90 Prozent der angezeigten Fälle soll es sich lediglich um einen Betrugsversuch gehandelt haben. Die betroffenen Personen haben die Masche also rechtzeitig erkannt und trotzdem Anzeige erstattet.

Versuch anzeigen

Den reinen Versuch anzuzeigen, auch wenn kein Schaden entstanden ist, sei genau das, was sich die Polizei wünsche, sagt Raff. Denn das könne den Ermittlern weitere Erkenntnisse über das Vorgehen der Täter bringen und eine eventuelle Anpassung der Strategie ermöglichen.

Der Polizei ist bewusst, dass es oft viel Überwindung kosten kann, einen Fall oder den Versuch von "Sextortion" anzuzeigen. Deshalb ist auch nicht klar, wie hoch die Dunkelziffer ist.

Die Aufklärungschance

Doch wie hoch ist die Aufklärungschance bei der "Sextortion"-Masche? Raff sagt, dass die Aufklärung zwar schwierig sein. Oft würden die Täter aus dem Ausland agieren. Doch es gebe Ermittlungsansätze, die die Polizei aus taktischen Gründen nicht näher beschreiben möchte.

Die Polizei könne in Fällen, unter denen Betroffene mitunter stark leiden, aber nicht nur ermitteln, sondern auch auf Beratungsangebote verweisen.