Bereits am Mittwoch nimmt der VfB-Aufsichtsrat die ersten Bewerber in persönlichen Gesprächen unter die Lupe. Dabei sollen sich die Kandidaten vorstellen, die von einer Personalberatungsfirma in die engere Wahl genommen wurden. Drei von ihnen, so ist zu hören, haben die Nase vorn.
Stuttgart - Der König ist tot – lang lebe der König: Dieter Hundt war noch nicht recht aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden, da war sein Nachfolger bereits in Amt und Würden. Gegen 18 Uhr hatte der VfB am Montag Hundts Abgang verkündet, wenig später hatte das Gremium einstimmig Hundts bisherigen Stellvertreter Joachim Schmidt zum neuen Vorsitzenden gewählt. „Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass der VfB möglichst schnell in ruhigeres Fahrwasser kommt und das zweifelsohne vorhandene große Potenzial ausgeschöpft wird“, sagte Schmidt. Gemeinsam – mit Tempomacher Schmidt an der Spitze.
Überraschend kommt seine Wahl also nicht. Überraschend ist aber das Tempo, das er vorlegt. Schmidt zündet den Turbo. Das hat vor allem zwei Gründe: Hundts Rücktritt hatte sich zusehends abgezeichnet, weil ihm am 22. Juli die Abwahl gedroht hätte. Schmidt war also vorbereitet. Zum anderen drängt die Zeit, um die überaus zähe Kandidatensuche endlich zum Abschluss zu bringen. Wobei – einen Schnellschuss wird es nicht geben. „Wir haben eine große Verantwortung gegenüber den Mitgliedern des VfB, deshalb geht es in dieser Frage nicht um Schnelligkeit, sondern um Gründlichkeit“, sagte Schmidt am Dienstag den Stuttgarter Nachrichten.
Kessing war schon als Kandidat für den Stuttgarter OB-Sessel und als Finanzminister gehandelt worden. In Bietigheim stößt es nicht gerade auf Begeisterung, dass er nun schon wieder den Absprung planen könnte. Andererseits sagt SPD-Chef Volker Müller: „Das ist eine Bestätigung für ihn, quasi der Ritterschlag für seine Arbeit.“ Ziehen lassen will die Fraktion den Parteifreund keineswegs: „Da ist uns der kommunale Rock näher als das VfB-Jackett“, sagt Müller. Auch Steffen Merkle von den Freien Wählern würde Kessings Abschied bedauern. „Wir wünschen uns Kontinuität an der Rathausspitze – auch wenn Kessing als VfB-Präsident sicher umgänglicher wäre als sein Vorgänger Gerd Mäuser.“
Ob einer von ihnen tatsächlich am 22. Juli von Schmidt fürs Präsidentenamt vorgeschlagen wird, ist offen bis fraglich. Noch immer hofft der VfB auf den großen externen und hochkarätigeren Unbekannten, der mit seiner Bewerbung hinterm Berg gehalten hat, solange Dieter Hundt im Amt war – aus Furcht, als dessen Kandidat von den Mitgliedern abgestraft zu werden. Dazu zählen offenbar Cristof Bolay, Oberbürgermeister von Ostfildern, sowie Thomas Haas, ein Vermögensverwalter in Frankfurt mit Stuttgarter Vergangenheit. „Wir wollen nicht mehr versprechen, als dass wir der Überzeugung sind, bei der Mitgliederversammlung einen geeigneten Kandidaten zu präsentieren“, sagte Schmidt, „diese Entscheidung ist für den VfB viel zu wichtig, als dass wir diesen Zeitrahmen nicht ausnutzen.“ Sollte die Suche erfolglos bleiben, ist auch denkbar, dass der VfB einen Übergangskandidaten präsentiert. Dann hätte der Verein Zeit, bis 2014 eine optimale Lösung zu finden.
Intern mehren sich unterdessen die Stimmen, die dafür plädieren, Ex-Präsident Erwin Staudt zu einer erneuten Kandidatur zu bewegen. Allerdings winkte der Leonberger am Dienstag erneut in Bezug auf das Präsidentenamt ab. „Ich bin kein Typ für den Schreibtisch. Ich kann mir das nicht mehr vorstellen, das ist völlig abwegig“, sagte Staudt den Stuttgarter Nachricht. Dagegen wäre er zu einem Einstieg in den Aufsichtsrat bereit. „Wenn der Verein mich will, stehe ich zur Verfügung“, erklärte er – und zwar als einfaches Mitglied oder auch als Vorsitzender. 2014 stehen Neuwahlen an