Frank Börnard (links) und Colin Ginter treiben in Sulz die Digitalisierung voran. Foto: Günther

Hundesteuer regeln, Wohnort anmelden, Heiratsurkunde beantragen: Einige Dienste der Verwaltung können Sulzer Bürger schon jetzt online abwickeln. Die Stadt Sulz prescht voran bei der Digitalisierung. Aber der Weg ist noch weit.

Die Internet-Adresse, die alle Sulzer sich merken sollten, heißt service.sulz.de. Über diese Seite kann man sich schon jetzt und noch mehr in Zukunft so manchen Gang zum Rathaus ersparen. Viele Verwaltungsangelegenheiten lassen sich dann ganz einfach vom Sofa im Wohnzimmer aus erledigen – mit dem Notebook auf dem Schoß oder in naher Zukunft auch per Smartphone. Das Service-Portal ist das erste Projekt, das Frank Börnard vom Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit der Stadt mit der neuen Digitallotsin Andrea Thellmann umgesetzt hat.

Wer die genannte Internetseite aufruft, kann unter dem Menüpunkt „Online-Dienste“ erkennen, welche Dienstleistungen der Stadt Sulz schon jetzt übers Internet angeboten werden. Dort wird nicht nur einfach nur ein Formular bereitgestellt, das man sich ausdrucken kann. Das gesamte Prozedere erledigt man einfach vor dem Rechner. Das funktioniert zum Beispiel schon, wenn man den Vierbeiner zur Hundesteuer anmelden möchte, eine Heiratsurkunde beantragen will oder einen Wohnsitz anmelden.

Kompliziert wird es mit dem Personalausweis

Voraussetzung ist stets zumindest, dass man sich ein Konto auf dem Server des Landes, „service-bw.de“ anlegt, seinen Namen und die Mail-Adresse hinterlegt und ein Passwort angibt. Dort wird man als neuer Nutzer automatisch hingeführt.

Etwas komplizierter wird die Sache, wenn für einen Vorgang eine Unterschrift notwendig ist. Dann lässt sich der Online-Dienst nur nutzen, wenn man seine Identität mit dem Chip im Personalausweis nachweist. „Und das“, gibt Frank Börnard unumwunden zu, „wird dann schon ein bisschen komplizierter.“ Eine Anleitung dazu stellt die Webseite aber auch bereit.

Im Herbst kommt noch die Sulz-App

Zurzeit sind es 14 Verwaltungsvorgänge, die sich seit Ende Juni online erledigen lassen. Die dazu nötigen Programme bezieht die Stadt unter anderem vom Land Baden-Württemberg, teils aber auch von anderen Anbietern. Deshalb können sie sich rein optisch etwas unterscheiden. Bis zu 150 verschiedene Vorgänge sollen die Bürger am Ende des Weges online erledigen können, schätzt Frank Börnard.

Noch komfortabler wird es vielleicht ab Herbst, denn da soll eine „Sulz-App“ fürs Smartphone an den Start gehen. Die umfasst das Angebot der städtischen Internet-Seite und liefert Zusatzfunktionen, etwa einen Apotheken-Notdienst. Auf Wunsch kann die App aber auch auf Neuigkeiten oder Termine hinweisen. Auch über die App soll die Nutzung der Verwaltungsdienste möglich sein, kündigt Frank Börnard an. Das Smartphone sei prinzipiell besser geeignet, um solche Aufgaben zu bewältigen. „Da haben Sie gleich eine Kamera, um zum Beispiel Dokumente hochzuladen, und Sie können Kostenpflichtiges direkt bezahlen.“

Börnard zeigt im Gespräch mit unserer Redaktion aber auch die Grenzen des digitalen Rathauses auf. Ganz überflüssig werde das Bürgerbüro wohl nie werden. „Auf absehbare Zeit ist es in vielen Fällen sinnvoller, dass die Bürger persönlich vorbeikommen“. sagt der Digitallotse.

Großes Misstrauen gegenüber dem Staat

Welche gewaltige Aufgabe hinter dem Schlagwort „Digitalisierung“ steckt, das haben Börnard sowie Colin Ginter, der die Stadt mit seiner Firma bei diesem Thema unterstützt, jüngst dem Verwaltungsausschuss dargestellt. Digitalisierung sei nicht nur eine Aufgabe der Verwaltung, sondern eine der gesamten Gesellschaft, hatte Börnard da gesagt. Das sei auch eine Frage der Mentalität. Das Misstrauen gegenüber dem Staat sei in Deutschland sehr groß – viel größer als zum Beispiel gegenüber sozialen Netzwerken, denen viele bedenkenlos jedes noch so private Detail anvertrauen.