Bürger bitten Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, für eine sichere Querung der B 462 auf Höhe der H.A.U. zu sorgen. Foto: Riesterer

Einige Anlieger haben sich mit einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr gewandt mit der Bitte, die bisher abgelehnten Querungshilfen für höhere Fußgängersicherheit an der B 462, Höhe H.A.U.-Bushaltestelle, nochmals zu überdenken.

Der Brief wurde von 70 Anwohnern aus dem Bereich Oberndorfer-, Goethe-, und Roßwaldstraße, Im Hagenwinkel und Paradiesberg unterzeichnet. „Es wäre problemlos möglich gewesen, noch weitere Unterschriften zu sammeln, jedoch war uns Erstunterzeichnern eine rasche Reaktion auf die Gemeinderatssitzung und die Berichterstattung der vergangenen Woche wichtig“, so Matthias Baur als Vertreter der Bürger in der E-Mail an Eisenlohr, Gemeinderäte und Presse, der der Brief anhängt.

Antrag im Gemeinderat

Das Thema beschäftigt Anwohner, Verwaltung und Gemeinderat schon lange: So hat die CDU jüngst einen Fußgängerüberweg an jener Stelle beantragt. In der selben Sitzung wurde im Rahmen des 1000-Zebrastreifen-Projekts begründet, dass die Bundesstraße dafür ein zu hohes Verkehrsaufkommen aufweise. 2019/20 stand dort ein Jahr lang eine Fußgängerampel. Sie kam mit der Begründung, dass sie nur drei bis fünf Mal am Tag genutzt werde, wieder weg.

Selbst für Gesunde gefährlich

„Unseres Erachtens ist eine sichere Querungsmöglichkeit an dieser Stelle, sei es per Ampel, Fußgängerinsel oder Zebrastreifen unbedingt notwendig und äußerst sinnvoll“, heißt es nun in dem offenen Brief. Selbst gesunde Erwachsene hätten es dort schwer, sicher über die Straße zu kommen – geschweige denn Kinder, Gehbehinderte oder Senioren. Die nächsten Querungen seien erst am Paradiesplatz oder eine Fußgängerinsel an der Hans-Sachs-Kurve. Dass jene vor allem für Radfahrer zu schmal und daher gefährlich sei und es Handlungsbedarf gebe, bestätigte jüngst im Rat auch Matthias Rehfuß, Fachbereichsleiter Recht und Sicherheit.

Die Fußgängerinsel bei der Hans-Sachs-Kurve ist für sicheres Queren sehr klein. Foto: Riesterer

Der Gewerbepark mit seinen Angeboten mache eine Straßenquerung für Anwohner und ÖPNV-Nutzer notwendig – Kinder würden der Gefahr wegen dort oft zum Bus gefahren, was mehr Verkehr mit sich bringe – ein Teufelskreis. Zudem sorgte eine Querungshilfe dafür, dass das gültige Tempo 30 besser eingehalten würde, sind sich die Bürger sicher.

Bei Ampel-Test vieles nicht bedacht?

Die Anlieger begründen die geringe Druckfrequenz seinerzeit bei der Verkehrsampel mit bereits in den jeweiligen Ratssitzungen genannten Argumenten wie etwa der „zweifelhaften Intervallschaltung“, dass die Testperiode in der Corona-Zeit gelegen habe und dass es mehr Zeit und Routine brauche bis Nutzungs-Akzeptanz entstehe – das seien auch Erklärungen, nicht nur der mangelnde Bedarf.

Gefahrenpotenzial in den Fokus

Die meisten Anwohner hätten das Gefahrenpotenzial dort bereits selbst erlebt oder beobachtet, was ebenso wie die Frequenz einbezogen werden müsse. Deshalb bitten die Bürger Eisenlohr, die „bisherige Zurückhaltung zu überdenken“ und die Sicherheit an dieser Stelle im Rahmen der Möglichkeiten, notfalls anhand einer „kreativen Lösung“ zu verbessern, so wie andernorts auch Wege gefunden worden seien.

Eisenlohr äußert sich

„Grundsätzlich haben die Bürger völlig Recht“, sagt Oberbürgermeisterin Eisenlohr im Gespräch mit unserer Redaktion. Beide Stellen – H.A.U. sowie Hans Sachs – müssten sicherer werden. Die Krux: Die B 462 liege in der Straßenbaulast des Landes, weshalb Maßnahmen dessen Aufgabe seien und auch nur vom Land umgesetzt werden dürften. „Auch die Behelfsampel mussten wir damals anfragen“, sagt Eisenlohr.

Zebrastreifen definitiv zu gefährlich

Im Zuge des 1000-Zebrastreifen-Projekts sei jene Lösung bei einer Begehung mit der Polizei eindeutig als zu gefährlich eingestuft worden, so die Oberbürgermeisterin. Nun habe die Stadt tagesaktuell zur Hans-Sachs-Mittelinsel beim Landratsamt eine Einschätzung möglicher Maßnahmen eingeholt. Drei Alternativen seien genannt worden, „die alle ihre Nachteile mit sich bringen“, so Eisenlohr.

Gemeinsam Druck machen

Eine Möglichkeit sei, die Insel auf Kosten der Bushaltestelle zu verbreitern, wodurch die Busse teils in der Straße hielten und lange Staus verursachen könnten. Die „sehr teure“ Lösung, die B 462 an sich zu verbreitern, möchte die Stadt angesichts des eigentlichen Ziels einer Talumfahrung nicht. Alternative drei sei wieder eine Fußgänger-Ampel.

Auch das Zeitintervall-Argument der Bürger könne Eisenlohr verstehen und erinnert an erwähnte Ausschuss-Sitzung, in der sie und Jürgen Kaupp (CDU) als einzige für eine Verlängerung des Testzeitraums für die Ampel gestimmt hatten. Nun sei die Aufgabe der Stadt, bezüglich einer schnellen und guten Lösung an das Land zu appellieren und an der Sache dran zu bleiben. Dazu sei auch der Fußverkehrsbauftragte des Regierungspräsidiums konsultiert worden. Dass die Bürger nun einen Brief mit 70 Unterschriften beisteuerten, helfe der Stadt eben dabei, diesen Druck aufzubauen.