Der Angeklagte Sergej K. (Name geändert) mit Anwältin Miriam Mager im Gerichtssaal Foto: Jürgen Lück

Sergej K. (45, Name geändert) ist selbst Vater von drei Töchtern. Er hatte eine Frau in Loßburg vergewaltigt. Richterin: „Der Angeklagte hat die Situation bewusst ausgenutzt. Ihm war es egal.“

Es war ein Deal. Die Strafe: Im unteren Rand dessen, was die große Strafkammer, Staatsanwalt Frank Grundke und Verteidigerin Miriam Mager vorab besprochen hatten. Und der Angeklagte Sergej K. wischte sich eine Träne aus dem Auge.

Um 11.30 Uhr verkündet die Richterin das Urteil im Vergewaltigungsprozess von Loßburg: „Schuldig. Vier Jahre und neun Monate. Die knapp einjährige Abschiebehaft in Rumänien wird anerkannt.“

Am 4. Februar 2018 gegen 7 Uhr morgens hatten die Moldawier Wladimir C. (Name geändert) und Sergej K. nach einem Disco-Besuch eine deutsche Frau in einer Loßburger Ferienwohnung vergewaltigt.

Nach einem Jahr nach Deutschland ausgeliefert

Sergej K. flüchtete nach der Tat nach Rumänien, konnte erst am 7. Dezember 2022 dort verhaftet werden. Nach knapp einem Jahr wurde er nach Deutschland ausgeliefert.

Mit der Strafe von vier Jahren und neun Monaten dürfte der Angeklagte noch gut davon gekommen sein. Denn: Der damals 25-jährige Mittäter Wladimir C. hatte nach seinem Geständnis sechs Jahre Haft kassiert.

Doch warum bekommt Sergej K. weniger? Die Richterin erklärt: „Er war mittelgradig alkoholisiert. Wladimir C. hatte das Opfer schon vergewaltigt. Der Angeklagte hatte den Täter nach draußen komplementiert und den Geschlechtsverkehr vollzogen. Als er das Zimmer verließ, hat er gesehen, dass der erste Täter noch einmal rein ist. Ihm war es egal, dass er das Opfer noch einmal vergewaltigt.“

Allerdings, so die Richterin: Sergej K. hatte gestanden, dass er das Opfer zweimal geschlagen hatte. Das hätte man sonst nicht eruieren können. Die Richterin: „Der Mittäter war der Hauptaggressor. Durch sein Geständnis hat es Sergej K. dem Opfer erspart, noch einmal hier vor Gericht zu der Tat auszusagen. Er hat sich bei der Geschädigten persönlich und in den letzten Worten entschuldigt. Er ist nicht der typische abgebrühte Täter. Seine Reue war deutlich sichtbar.“

Das Opfer ist bis heute in Behandlung

Das Opfer leidet bis heute, wie die Richterin erzählt: „Sie ist nach wie vor in Behandlung. Es fällt ihr schwer, Vertrauen zu Männern zu fassen. Dazu leidet sie unter Schlafstörungen.“

Vielleicht eine gewisse Genugtuung für das Opfer: Sergej K. hat auch seiner Frau und den inzwischen drei Töchtern Schaden zugefügt. Der gelernte Traktormechaniker war in Russland, Rumänien und Deutschland unterwegs, um Geld für das Haus und die Familie aufzutreiben. Die Richterin: „Derzeit arbeitet er freiwillig mehr im Gefängnis und schickt monatlich 150 Euro in die Heimat. Frau und Kinder sind auf sich alleine gestellt.“