In diesem Videoausschnitt unserer Redaktion zeigt sich über Glatt etwas, das wie ein Tornadorüssel aussieht. Foto: Heidepriem

Das Unwetter hat den Sulzer Ortsteil Glatt besonders getroffen. Am Tag danach regt sich der Verdacht: War es ein Tornado? Die Spurenlage spricht dafür.

In vielen Gärten zeigt sich am Tag nach dem Unwetter deutlich, dass Bäume kreisrund aus der Erde gedreht, ganze Gartenhäuser in sich verdreht wurden, Gegenstände einmal ums ganze Haus gewirbelt wurden. Anwohner berichten unserer Redaktion vor Ort, der Deutsche Wetterdienst (DWD) habe bestätigt, dass es sich um einen Tornado gehandelt habe. Doch unsere Nachfrage beim Tornadobeauftragten des DWD ergibt, dass das Vorliegen eines Tornados nicht offiziell bestätigt ist.

„Wir gehen in so einem Fall nicht selbst vor Ort und machen Begutachtungen“, erklärt Andreas Friedrich, DWD-Pressesprecher und Tornadobeauftragter. Vielleicht habe es sich vor Ort um eine Verwechslung mit einem privaten „Sturmjäger“ gehandelt.

Tornado nicht auszuschließen

Dass es ein Tornado war, wolle er natürlich nicht ausschließen, sagt Friedrich. Aufgrund der Schilderungen unserer Redaktion über die Schäden in Glatt sowie den Aussagen der Anwohner und der Tatsache, dass auf einem Video unserer Redaktion so etwas wie ein „Tornadorüssel“ zu erkennen ist, spricht Friedrich von einem „plausiblen Verdacht“.

Tornados seien meist auf ein kleines Gebiet begrenzt, mit einem Durchmesser von wenigen Dutzend bis zu einigen hundert Metern. Der Bodenkontakt bestehe oft nur wenige Minuten.

Viele Verdachtsfälle

Allein aus Schadensbildern könne man allerdings nicht auf einen Tornado schließen. Es gebe vieler solcher Verdachtsfälle, die dann nicht belegt werden konnten. Oft seien es auch Gewitterfallböen, die innerhalb von Sekunden Schneisen schlagen können.

Tornado oder nicht – um dies klären und Fälle in einer Datenbank erfassen zu können, arbeitet der DWD auch mit dem Verein Skywarn zusammen. Dort sowie über die Warnapp des DWD können Beobachtungen gemeldet werden.

Info

Tornado
Ein Tornado ist eine Luftsäule mit Bodenkontakt, die um eine mehr oder weniger senkrecht orientierte Achse rotiert und sich unter einer cumuliformen Wolke befindet. Ein Tornado kann entstehen, wenn starke Temperaturgegensätze herrschen und Luft aufsteigt bzw. gehoben wird. Durch frei werdende Kondensationswärme und starke vertikale Windscherung wird dabei ein rotierender Aufwindschlauch erzeugt. Dieser kann einen Durchmesser bis über einen Kilometer erreichen, wobei Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde auftreten können.Ein Tornado verwüstet längs seiner Zugbahn einen Streifen von einigen hundert Metern Breite. (Quelle: Deutscher Wetterdienst)