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Die ersten Konjunkturbarometer weisen wieder aufwärts – doch was geschieht, wenn die Kurzarbeit in den Unternehmen endet und es dennoch an Aufträgen mangelt?

Stuttgart - Die ersten Konjunkturbarometer weisen wieder aufwärts, die Auguren geben sich zuversichtlich – doch was geschieht, wenn die Kurzarbeit in den Unternehmen endet und es dennoch an Aufträgen mangelt? Das wollten auch die Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg wissen und haben 4300 große und kleine Unternehmen aus verschiedenen Branchen über ihre Zukunftsperspektiven befragt. „Kommt das dicke Ende erst im Jahr 2010?“

In mancher Firma wird es sich kaum verhindern lassen, zeigt das Ergebnis. Zwar haben sich die Beschäftigungsaussichten vom Tiefpunkt im Frühjahr 2009 bis heute verbessert. Gut sind sie aber noch lange nicht. Vor einem halben Jahr rechnete fast jeder zweite Betrieb im Südwesten mit Personalabbau binnen zwölf Monaten, jetzt ist es etwas mehr als jeder dritte. Dem stehen acht Prozent Unternehmen gegenüber, die Leute einstellen wollen - im Frühjahr planten dies erst fünf Prozent. Wie bisher schon blickt die Industrie am pessimistischsten in die Zukunft: 47 Prozent der Unternehmen erwarten Kündigungen, nur sechs Prozent einen Personalzuwachs. Im Dienstleistungsgewerbe wollen immerhin 13 Prozent einstellen, 23 Prozent wollen entlassen. Am stärksten aufgehellt haben sich die Aussichten in Verkehrsbetrieben, dagegen sehen Hoteliers und Gastronomen kaum weniger skeptisch in die Zukunft als vor Monaten.

Bisher versuchen die Unternehmen Entlassungen zu vermeiden, indem mehr als die Hälfte der Studie zufolge auf Neueinstellungen verzichtet. 47 Prozent senken die Arbeitszeit, 38 greifen auf Kurzarbeit zurück. Zudem hat rund ein Drittel der Betriebe befristete Verträge nicht verlängert. Seit dem Höhepunkt im Mai gehen die Kurzarbeiterzahlen im Land kontinuierlich zurück, fast jeder fünfte Unternehmer weiß sich nach eigenen Angaben jetzt schon nicht mehr anders zu helfen, als auch Stammpersonal zu kündigen. Ein weiterer Anstieg der Arbeitslosenzahlen wird sich aus Sicht der Umfrage-Initiatoren "in den nächsten Monaten nicht vermeiden lassen".

Darunter leiden nicht alle Berufsgruppen gleichermaßen: Beschäftigte ohne Berufsabschluss sind überproportional von Jobverlust bedroht, an zweiter Stelle kommen Mitarbeiter, die eine Lehre absolviert haben. Wer gegen den Trend zusätzliches Personal einstellt, sucht umgekehrt vor allem Fachkräfte wie Meister oder Hochschulabsolventen. Betriebe mit mehr als 200 Mitarbeitern sagen tendenziell eine negativere Beschäftigungsentwicklung voraus als kleinere Unternehmen. Allein in der baden-württembergischen Industrie sank die Kapazitätsauslastung von 85 Prozent im Herbst 2008 auf 67 Prozent im Frühsommer 2009. Ob mit oder ohne Krise - auf dem Wunschzettel vieler Unternehmer rangieren ein flexiblerer Kündigungsschutz, niedrigere Sozialbeiträge und Lohnzurückhaltung nach wie vor ganz oben.