Fidelius Waldvogel – treuherzig gucken kann er auch. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Deftige Witze kommen im Mühlentreff an / Martin Wangler stimmt auch ernste Themen an

Martin Wangler, Schauspieler und Kabarettist nahm als Fidelius Waldvogel während seiner Weltreise vom Hochschwarzwald nach Karlsruhe und zurück die Abfahrt auf den Mühlenplatz in Unterkirnach, wo er sich mit dem Begriff "Heimat" auseinandersetzte.

Unterkirnach. Eigentlich wollte er mit seinem Traktor, Baujahr 1968, und seinem umgebauten Forstwagen die Weltreise unternehmen, doch da der Oldtimer den Geist aufgegeben hatte, erschien Waldvogel mit einem Monster-Schlepper, den ihm die Raiffeisen geliehen hatte, auf dem Mühlenplatz.

Er freute sich wie ein Kind, denn der Schlepper in Übergröße mit 480 PS nahm Dreiviertel der Schwarzwaldstraßen ein und Waldvogel frohlockte: "Ich fahre vorbildlich 20 Stundenkilometer und nach fünf Minuten auf der Straße komme ich schon im Radio".

Der Mühlentreff platzte aus allen Nähten und Waldvogel stellte sich sofort in Neudeutsch als "Lucky Black Forest Fidele" vor. Heimat sei da, wo man verstanden werde, auch wenn man nichts sage, erläuterte er, denn der Schwarzwälder kommuniziere mit dem Wort "hä" ausreichend. Allerdings sei der Schwarzwälder, bedingt durch die vielen Touristen, inzwischen gezwungen worden, in ganzen Sätzen zu sprechen, zum Beispiel "hä wa widd? Gang doch mal in ein abgelegenes Dorf, wo keine Sau hingeht, also nach Oberkirnach, da hörst Du dann ›wa widd, verschwind‹." Er erntete Lachsalven. Überhaupt sei die Tradition im Schwarzwald mehr oder weniger verschwunden, denn wer kenne denn noch die "Furzfestle" – er schaute fragend in die Runde. Waldvogel hielt ein Stück Speck in die Luft und dozierte: Man braucht ein Brett, keinen Teller, ein Messer, keine Gabel, eine Zwiebel, Brot und schneide den Speck quer, bloß nicht längs, schaute er drohend die Zuschauer an. Er stopfte sich alles in den Mund und kaute und kaute, denn so muss es sein, während das Publikum befürchtete, dass er gleich dem Erstickungstod erliege.

Doch Waldvogel konnte auch ernste Töne und sang zur Gitarre den Song "Dass der Milchbur den Hof an den Nagel hängt und sich wegen der billigen Milch aufhängt, wer hätte das denkt"? Auch er habe zum Reiseführer mutieren müssen, verkündete er und dozierte: "Besuchen Sie das älteste AKW in Beznau, solange es noch tropft..." Er wetterte gegen Schweinemast mit Hormonen und dass die Kuh 100 Liter Milch am Tag geben müsse, dann wieder gab er den Hirsch in der Brunft. Während er den Brunftruf nachahmte, beobachtete er die holde Weiblichkeit im Mühlentreff, ob sie denn schon unruhig werde.

Beim Casting "Bauer sucht Frau", war er über das Ziel hinausgeschossen, aber als Schamane machte er sich nicht schlecht.

Er stülpte sich einen zotteligen Stierschädel über, holte seine riesige Trommel, die dem Traktor ähnelte, und sprang wild trommelnd auf der Bühne hin und her. Dabei animierte er die Zuschauer zu dem Kanon "Löse unsere Ängste und Verklemmungen, heio, heio".

Nach mehreren Zugaben und einer dreistündigen Vorstellung lud er die holde Weiblichkeit zu einer Schlepperfahrt ein: "Vier schmale und zwei breite Fidele passen da schon drauf", versprach er. Sein Dank galt nicht nur dem begeisterten Publikum und Bürgermeister Andreas Braun, der ihn nach Unterkirnach eingeladen hatte, sondern auch dem Team von der Touristinfo und allen weiteren Helfern. "Gott sei Dank jetzt seicht es endlich, da hat sich das Dach doch gelohnt", frohlockte er, bevor er seinen Schlepper enterte.