Lionel Messi und Kylian Mbappe beim Aufeinandertreffen der Teams 2018 in Russland. Foto: De Luca

Mit dem großen Finale am Sonntag geht die Weltmeisterschaft in Katar zu Ende. Wir haben bei verschiedenen Trainern aus dem Kreis Meinungen zum Turnier und Tipps fürs Duell zwischen Frankreich und Argentinien eingeholt.

Die umstrittenste Fußball-WM aller Zeiten – bald ist sie auch schon wieder Geschichte. Mit dem Spiel um Platz 3 zwischen Kroatien und Marokko sowie dem großen Finale zwischen Argentinien und Frankreich geht sie zu Ende. Wie intensiv wurden die Spiele verfolgt? Wie wird das Abschneiden der DFB-Elf bewertet? Und wer wird nun Weltmeister? Ein Stimmungsbild aus dem Zollernalbkreis:

Vieth tippt auf Argentinien

Uwe Vieth, Abteilungsleiter und aktueller Interimstrainer beim TSV Frommern erklärt: "Ich habe diese WM nicht so intensiv wie andere Auflagen zuvor verfolgt. Zeitlich war es schwierig die Nachmittagspartien zu sehen, die Jahreszeit war ungewohnt und leider geht es nur noch um das Geld." Aufgrund der Vielzahl an herausgespielten Chancen, sieht er die deutsche Leistung nicht als enttäuschend an, wenngleich er hinzufügt: "Nur Talent reicht allerdings nicht aus, denn Leidenschaft, Kampf und Einsatz kamen nicht rüber, von daher ist das Team irgendwie auch ein Spiegelbild der Gesellschaft." Für das Finale tippt er auf Argentinien. Auch wenn er kein großer Messi-Fan ist, sei ihm der Titel zu gönnen.

Bisingens Cheftrainer Joachim Koch hat ab dem Achtelfinale fast alle Spiele gesehen. Was ihm aufgefallen ist: "Die Tendenz geht dahin, dass wieder mehr Kompaktheit in der Defensive und das Umschaltspiel Schlüssel zum Erfolg sind." Auch er merkt in Bezug auf die deutsche Mannschaft die vielen Torchancen an. "Man hat gesehen, dass Qualität und Potenzial vorhanden sind. Aber der Funke ist nicht so richtig übergesprungen." Mit Frankreich und Argentinien stehen Kochs Ansicht nach die beiden stärksten Mannschaften des Turniers im Endspiel. Er fügt hinzu: "Nicht zuletzt auch wegen ihrer überragenden Einzelspieler." Er rechnet mit einem knappen Finale, in welchem die Chancen 50:50 stehen. "Für Argentinien spricht die Euphorie und Zuschauerunterstützung. Frankreich wird alles daran setzen, den Titel zu verteidigen.

Willig sieht fehlende Balance beim DFB-Team

Nico Willig, seines Zeichens U19-Trainer des VfB Stuttgart, hat die WM intensiv verfolgt: "Wenn du in einem Tippspiel dabei bist, musst du auch schauen wie es läuft", so Willig mit einem Schmunzeln. Live gesehen hat er meistens die Abendspiele. "Richtige WM-Stimmung kam nicht auf, da verbinde ich schon auch ein Public Viewing damit. Ich habe eher im privaten und familiären Bereich geschaut." So nahm Willig die Spiele aber analytisch etwas mehr unter die Lupe. Großes Problem bei der deutschen Mannschaft war aus Willigs Sicht die fehlende Balance: "Die Struktur hinter dem Ball war recht schlecht und daher waren wir auch sehr anfällig. Auch der richtige Spirit bei Widerständen hat aus meiner Sicht gefehlt." Im Finale tippt er aufgrund des besseren Gruppengefüges auf ein 2:1 für Argentinien. "Ich würde es mir auch für Messi wünschen, der eine unglaubliche WM spielt."

Eher wenig Spiele gesehen hat Ingo Weil, der die U19 der TSG Balingen coacht. "Das ist sicher dem geschuldet, dass die deutsche Mannschaft früh ausgeschieden ist. Auch die Anstoßzeiten haben es aufgrund der Arbeit teilweise schwierig gemacht." Ein weiterer Punkt: Die U19 war bis zum Wochenende noch voll im Spiel- und Trainingsbetrieb. Weil erklärt: "Da war die WM dann nicht oberste Priorität." Die Leistung der DFB-Elf war aus seiner Sicht zu wenig: "Gegen Spanien war es sicher gut, gegen Costa Rica vogelwild. Ich habe nicht so viel Änderungen zu 2018 gesehen." Im Finale setzt er auf die Franzosen.

Zu wenig Fokus

Frommerns C-Junioren Trainer Sabahudin Seferovic bemängelt, dass der Fokus bei der deutschen Mannschaft zu wenig auf dem sportlichen gelegen ist. "Ich habe die WM verfolgt, die Viertel- und Halbfinalspiele alle gesehen. Von der deutschen Mannschaft hatte ich mir natürlich deutlich mehr erhofft." Die Situation im Winter sei natürlich ungewöhnlich gewesen, aber negativ äußern könne er sich dazu auch nicht. Für das Finale sieht er ebenfalls Frankreich favorisiert. "Ich finde die Mannschaft ist etwas besser besetzt, wenngleich man nicht vergessen darf, dass Argentinien Messi hat."

Lukas Foelsch, spielender Co-Trainer bei der TSG Balingen, würde jenem Lionel Messi den Titel gönnen. Er tippt auf ein spannendes Finale und einen 2:1 Sieg der Argentinier nach Verlängerung. Die WM hat er seiner Aussage nach "normal" verfolgt: "Außer zu den Deutschland-Spielen habe ich mir aber nicht extra Zeit genommen. WM-Stimmung kam bei mir nicht wirklich auf." Als nicht zufriedenstellend bezeichnet er das Abschneiden der deutschen Mannschaft: "Ich finde wir haben falsche Prioritäten gesetzt. Zu viel an die Offensive und zu wenig an die Defensive gedacht." Hinzukommt noch die schwache Chancenverwertung.