Maksym Bodnar Foto: Gruber

Verminte Felder und gestohlene Traktoren – der Landwirtschaftsexperte Makysm Bodnar erläuterte die Situation der ukrainischen Bauern im Angesicht des Krieges und deren wirtschaftlichen Bezüge zur Europäischen Union.

Über die Ukraine als Kornkammer Europas sprach Makysm Bodnar in der Arche in Zimmern ob Rottweil mit knapp 80 Landwirten aus der Region. Eingeladen hatte das Evangelische Bauernwerk in Zusammenarbeit mit den Bezirksarbeitskreisen Tuttlingen, Sulz und Balingen.

Über 80 Prozent der riesigen Ackerfläche des kriegsgebeutelten Landes bestünde aus fruchtbarstem Boden, der sogenannten Schwarzerde, erläuterte der Referent.

Tote Hühner und Minen

Da jedoch aufgrund des Krieges acht Millionen Hektar Land vermint seien, könne dort nichts mehr angebaut werden. Das beträfe etwa 23 Prozent der Ackerfläche. Zehn Prozent der Lagerkapazitäten seien zerstört.

Viele Landmaschinen seien von Russland in andere Länder gebracht worden, etwa nach Tschetschenien, was man per GPS-Tracker nachverfolgen könne. „In einem Geflügelbetrieb sind 4,5 Millionen Hühner verendet, weil sie wegen der Kriegshandlungen nicht versorgt werden konnten“, beschrieb Bodnar nur eine von vielen ökologischen Katastrophen des Krieges.

Privatisierung und geringe Produktivität

Ein anderes Beispiel war die Zerstörung des Kachowska-Staudamms, womit 77 Prozent der Bewässerungsfläche des Landes verloren gingen, was einen großen Anteil der Anbauflächen von Gemüse und Obst in Gefahr bringe.

Bodnar ging auch auf die geschichtliche Entwicklung seit dem Jahr 1991 ein. Damals wurde die Ukraine von der damaligen UdSSR unabhängig und die Landwirtschaft in den Folgejahren privatisiert. „Diese Aufteilung war ziemlich wild, und die Produktivität war gering“, erklärte der Referent.

Sonnenblumenöl für die Welt

Erst als das Land 2008 der Welthandelsorganisation beigetreten sei, habe sich vieles verändert. Heute sind Körnermais und Sonnenblumen die am meisten angebauten Pflanzen, die ist Ukraine weltweit der größte Produzent von Sonnenblumenöl. Bei Weizen liegt sie auf dem sechsten Platz. Viele Produkte, die nach Europa exportiert werden, sind im Bio-Sektor.

Bodnar hatte in der Ukraine an der Agraruniversität studiert, war in einem großen Milch- und Ackerbaubetrieb tätig und absolvierte in Triesdorf sein Studium in Agrarmanagement.

Heute arbeitet er bei Kverneland, einem großen Hersteller von Ackerbaugeräten, und ist unter anderem für die Märkte in der Ukraine zuständig. „Landwirtschaft wird in der Ukraine als Heldentat gesehen, denn ihre Produkte bringen Geld ins Land“, erklärt er. Als er verschiedene Betriebe beschrieb, staunten die anwesenden Landwirte über die eher einfachen Traktoren und Geräte, mit denen dort enorme Flächen bebaut werden.