Der TV Unterhaugstett richtete zuletzt bereits mehrere deutsche Meisterschaften im Jugendbereich aus. Foto: TVU

Der TV Unterhaugstett richtet am kommenden Wochenende die deutsche Meisterschaft im Faustball aus. Harald Sauerbrunn vom Organisationsteam erklärt, wo die Schwierigkeiten liegen und was hinter den Kulissen passiert.

Der Puls beschleunigt sich bei den Faustballern des TV Unterhaugstett: Am 15. und 16. Juli findet die deutsche Meisterschaft der Männer und Frauen auf der Sportanlage am Egartenring statt. Der kleine Verein schultert die Großveranstaltung mithilfe zahlreicher Freiwilliger sowie externer Unterstützung. „Anders wäre es nicht möglich“, weiß der beim TVU für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Harald Sauerbrunn. Er gehört dem Team um OK-Chef Kurt Gensheimer an, das seit Ende letzten Jahres an der Vorbereitung arbeitet. Im Interview erklärt Sauerbrunn die große Herausforderung.

Wie kam der TVU zur Ausrichtung dieses Sport-Highlights?

Wir haben in den letzten Jahren einige deutsche Meisterschaften mehrerer Altersklassen in der Jugend durchgeführt. Als im Herbst 2022 noch kein Ausrichter feststand, haben wir unser nach kurzer interner Abstimmung beworben. Im Oktober erhielten wir den Zuschlag und den Vertrag mit dem Verband haben wir zum Jahreswechsel unterschrieben. Da wir also schon spät dranwaren, haben wir unmittelbar danach in Gruppen und mit Projektleitern begonnen zu arbeiten.

Wie lief die Vorbereitung genau ab?

Wir haben einen Kick-off veranstaltet und alle Menschen eingeladen, die an einer Mitarbeit interessiert sein könnten. Dann haben wir sieben Arbeitsteams gebildet, etwa für Auf- und Abbau, Bewirtung, Infrastruktur, Teambetreuung, Marketing. Diese Teams organisieren autark. In regelmäßigen Treffen von Teamleitern und Abteilungsleitung, zuletzt wöchentlich, wurde der aktuelle Stand überwacht.

Der Countdown hat also spät begonnen.

Und unsere Arbeit wurde nicht gerade dadurch vereinfacht, dass die Meisterschaft verbandsseitig um acht Wochen vorverlegt wurde. Diese fehlende Zeit mussten wir wieder reinholen.

Gab es weitere Überraschungen?

2013 hatten wir ein Europapokalturnier veranstaltet und die Stahlrohrtribüne eines örtlichen Kulturvereins gemietet. Damit hatten wir wieder gerechnet, aber eine negative Rückmeldung erhalten. Daher mussten wir einen wesentlich teureren Mietvertrag mit einem Vermietungsunternehmen unterzeichnen. Als wir Anfang Juni doch eine Zusage des Vereins erhielten, haben wir uns mit einer Abschlagszahlung aus dem Vertrag gekauft. Nun müssen wir zwar rund 80 Arbeitsstunden mehr leisten, kommen aber finanziell deutlich günstiger weg. Das entlastet uns wirtschaftlich und ist daher, nach anfänglichem Schrecken, eine positive Überraschung.

Was war und ist in der Vorbereitung die größte Herausforderung?

Der enge Zeitplan – vor allem unmittelbar vor und nach dem Turnier. Da nur wenige Tage nach unserer Meisterschaft die WM in Mannheim stattfindet, mussten wir uns bezüglich Werbung und Pressearbeit strecken, um uns abzuheben. Der Bundesliga-Spielplan wiederum lief bis wenige Tage vor der deutschen Meisterschaft. So erfuhren wir nur kurzfristig, welche Teams dabei sind, und es war praktisch unmöglich, ein adäquates Programmheft mit Teamvorstellungen und Interviews zu erstellen. Das passt aber in unser Konzept.

Inwiefern?

Bad Liebenzell ist seit Kurzem Fair-Trade-Stadt. Auf dem Weg dorthin wurden auch örtliche Vereine angesprochen. Wir haben von Beginn an mitgemacht und inzwischen sogar ein Nachhaltigkeitskonzept in unserem Verein etabliert. Sprich: Wir veranstalten ein nachhaltiges Turnier. Dazu passt es einfach nicht, Hefte zu drucken, die nachher weggeworfen werden. Daher bieten wir QR-Codes und Links zum Online-Programmheft an. Wir haben sogar eine Nachhaltigkeits-Beauftragte. Bei der Verpflegung setzen wir auf regionale Lieferanten, ob beim Sprudel, Bier oder bei den Speisen. Vegetarische und vegane Leckereien werden natürlich erhältlich sein.

Wie viele Helfer sind am Turnier-Wochenende involviert?

Wir kommen auf rund 300 Schichten à vier Stunden. Der Schichtplan wurde laufend befüllt und es war natürlich unser Ziel, dass die Arbeitenden auch Freizeit genießen und zusehen können. Wir sind überrascht und erfreut, dass sich so viele Menschen engagieren. Dankbar sind wir der Stadt Bad Liebenzell, dem Bauhof und der freiwilligen Feuerwehr Unterhaugstett, die uns infrastrukturell sehr helfen. Viele Schichten konnten wir auch durch andere Vereine aus Bad Liebenzell oder durch Faustballer aus Nachbarvereinen besetzen.

Der TV Unterhaugstett darf als Ausrichter mit seinen Männer- und Frauen-Teams antreten.

Wobei sich unsere Frauen als Drittplatzierte ja sogar sportlich qualifiziert haben. Die haben ihre bislang erfolgreichste Saison gespielt. Die Männer profitieren in der Tat davon, dass dem Ausrichter ein Teilnahmeplatz garantiert ist. Aber auch sie hatten die Meisterrunde nur wegen des schlechteren Satzverhältnisses verpasst. Man muss auch bedenken, dass viele Helfer nur deshalb mitmachen, weil sie unsere Mannschaften unterstützen wollen. Das ist ja auch der wahre Hintergrund für diese Regelung. Es gibt einfach zu wenige potenzielle Ausrichter, die den Aufwand für andere übernehmen wollten. Nun freuen wir uns, dass unsere Männer und Frauen dabei sind. Für unsere jüngeren Sportler, kaum 20 Jahre alt, ist die DM-Teilnahme jedenfalls ein großartiges Erlebnis. Ich bin gespannt.

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