Simon Schneller (Mitte) lauert hinter dem späteren Zweiten Fabian Rabensteiner. Foto: Bulls

Seit Beginn seiner Karriere war das Ziel von Simon Schneller, bei einer internationalen Meisterschaft eine Medaille zu holen. Das ist für den Oberlengenhardter nun in Erfüllung gegangen: Der Mountainbiker holt Bronze bei der Marathon-EM in Frankreich. Dabei verlief der Saisonstart noch nicht wie erhofft.

Der Saisonstart verlief für den Mountainbiker Simon Schneller vom TV Oberlengenhardt nicht ganz wie erhofft. Die Resultate waren zwar solide, aber dennoch mit Luft nach oben. Bislang hatte noch nicht alles zusammengepasst, um ein Resultat ganz vorne zu erzielen.

Das erste große Event 2023 war im März das Cape Epic in Südafrika. Dieses renommierte Mehrtagesrennen wird traditionell als Zweierteam bestritten. Schnellers Teamkollege Urs Huber hat jedoch mit ziemlichen Problemen während des Rennens zu kämpfen, so dass für die beiden Bulls-Fahrer ein vorderer Platz unerreichbar blieb. Sie beendeten den Wettkampf nach sieben Tagen auf Rang 15.

Auf 1816 Meter Höhe

Mitte Mai ging es für Schneller für zwei Wochen ins Höhentrainingslager nach Livigno. Die italienische Gemeinde in den Alpen liegt auf 1816 Meter Höhe und bietet optimale Trainingsbedingungen für Mountainbiker. Zur Verbesserung der Ausdauerleistung kann Höhentraining unter Einhaltung von bestimmten Bedingungen sehr effektiv sein.

Bereits eine Woche nach dem Trainingslager fuhr Schneller erneut nach Italien. Diesmal stand der Marathon-Weltcup in Finale Ligure auf dem Programm. Die extrem steilen Anstiege spielten dem Oberlengenhardter allerdings nicht in die Karten. Hinzu kam, dass er sich von dem intensiven Trainingslager noch nicht komplett erholt hatte. Ein solider 17. Platz konnte ihn dennoch zufriedenstellen, denn er wusste, dass seine Trainingsvorbereitung in den vergangenen Wochen auf die Marathon-Europameisterschaft in der darauffolgenden Woche ausgelegt war.

Auf nach Südfrankreich

Und so ging es für Schneller nur wenige Tage später ins südfranzösische Laissac. Nachdem er sich am ersten Tag einen Eindruck von der Strecke gemacht und die Schlüsselstellen genauer unter die Lupe genommen hatte, war am darauffolgenden Tag erst einmal Erholung angesagt. Schließlich ging es mit dem gesamten Bulls-Team noch einmal auf die Strecke, um den Körper und das Material final auf das Rennen vorzubereiten und abzustimmen.

Am nächsten Morgen fiel der Startschuss zur Marathon-Europameisterschaft. Es galt für die Mountainbiker, zwei Runden mit jeweils 47 Kilometern und 1600 Höhenmetern zu bewältigen. Der Untergrund der Strecke war gespickt mit zahlreichen Wurzeln und Steinen, so dass der Rollwiderstand sehr hoch war. Nachdem Schneller im vergangenen Jahr bei der EM auf Rang zehn fuhr, ging er in diesem Jahr mit dem klaren Ziel ins Rennen, einen Platz unter den ersten zehn zu erreichen.

Seine Taktik: In der ersten Runde wollte er sich anfangs gut im Feld platzieren, in Reichweite zur Spitze bleiben, aber dennoch kraftsparend fahren, um dann in der zweiten Runde alles rauszuholen und Vollgas zu geben.

Spitze setzt sich früh ab

Der Plan ging an diesem Tag perfekt auf. So konnte sich der Oberlengenhardter zu Beginn des Rennens rund um Platz zehn platzieren, ohne dabei an seine Belastungsgrenze zu kommen. Zu Beginn der zweiten Runde bekam er die Information, dass er eine gute Minute hinter der Spitze liegt. Zu seiner Verwunderung zog sich die Spitzengruppe bereits kurze Zeit später auseinander. Damit hatte er zu einem späteren Zeitpunkt des Rennens gerechnet. Einige Fahrer konnten das Tempo vorne nicht mehr mitgehen und so überholte Schneller direkt am zweiten Anstieg der zweiten Runde fünf bis sechs Fahrer. Von nun an ging es für ihn nicht mehr nur um ein Top-Ten-Ergebnis, sondern um einen Platz unter den besten fünf.

In einer Dreiergruppe ging es für ihn mit fokussiertem Blick nach vorne weiter – und eine Stunde später plötzlich um einen Podestplatz. Schneller fühlte sich weiterhin gut und war optimistisch, im Kampf um die Medaillen mitzusprechen. Doch nur kurze Zeit später schleuderte ein Begleitmotorrad beim Vorbeifahren einen Stein in sein Schaltwerk, was dazu führte, dass er wegrutschte und stürzte. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, musste er feststellen, dass seine Schaltung nicht mehr reibungslos funktionierte. Von nun an musste Schneller bei fast jedem Gang mit dem Schalthebel gegenhalten, damit die Kette nicht zu springen begann. Lediglich die schwersten drei Gänge funktionierten problemlos.

Schaltprobleme kosten Kraft

Schneller gelang es, die Lücke zu der Gruppe um Rang drei wieder zu schließen und so kämpften sie von nun an zu viert um die Bronzemedaille. Immer wieder musste der Oberlengenhardter aufgrund von Schaltproblemen abreißen lassen, doch es gelang ihm immer wieder, die Lücken zu schließen. Das kostete aber natürlich einiges an Kraft. Die letzten beiden Rennkilometer verliefen größtenteils flach. Schneller wusste, dass es wichtig war, 500 Meter vor dem Ziel vorne zu sein, denn auf den letzten Metern kamen noch einmal einige Kurven und das Überholen war kaum mehr möglich. Somit zog er etwa 700 Meter vor dem Ziel kräftig an und begann den Schlusssprint. Es gelang ihm, vor der entscheidenden Kurve vorne zu sein. Sein Hintermann verbremste sich und so entstand eine kleine Lücke, die Schneller bis ins Ziel verteidigen konnte und ihm den dritten Platz sicherte. Ungläubig, aber absolut glücklich überquerte er die Ziellinie. Europameister wurde der Belgier Wout Alleman, gefolgt von dem Italiener Fabian Rabensteiner.

Seit Beginn seiner Karriere war es für Schneller immer das Ziel, bei einer internationalen Meisterschaft einmal eine Medaille zu gewinnen. Dieses Ziel nun erreicht zu haben, sei für ihn ein unglaublich schönes Gefühl und mache die harten Trainingsstunden bei jeglicher Witterung vergessen.