Nicht ein einziger Sitzplatz blieb am Dienstagabend in der Laufener Festhalle frei. Foto: Sabine Kappe

Die angekündigten Baumaßnahmen am Laufener Tunnel, der Eyachbrücke und der B 463 zwischen Dürrwangen und Lautlingen erregen die Gemüter im Eyachtal und etlichen Nachbarorten. Am Dienstag war Informationsabend in der Laufener Festhalle.

Der Informationsbedarf war erkennbar groß: Kein Stuhl blieb leer an diesem Abend; einige Zuhörer mussten stehend zuhören, als Oberbürgermeister Roland Tralmer, die Bürgermeister Udo Hollauer und Steve Mall, der Balinger Bürgermeister Ermilio Verrengia, Projektleiter Jürgen Grauer, Joachim Zellner und Gunther Junginger vom Regierungspräsidium Tübingen sowie Uwe Kaltenmark vom zuständigen Ingenieurbüro erläuterten, wie der Verkehrs während der rund 16-monatigen Bauzeit umgeleitet werden soll. „Wahrlich nicht vergnügungssteuerpflichtig“, konstatierte Roland Tralmer in seiner Begrüßungsansprache, und mochte damit die betroffenen Eyachtäler ebenso gemeint haben wie die Planer, die seit vielen Monaten Lösungen suchten, um die Belastung für alle möglichst niedrig zu halten.

Freilich wurde gestern Abend eines klar: Laufen wird den größten Teil der Last zu tragen haben. Ursprünglich, so Tralmer, sei beabsichtigt gewesen, den Verkehr während der gesamten Bauzeit zweispurig über Margrethausen, Pfeffingen, Zillhausen, Stockenhausen und Dürrwangen zu führen. „Die Wahl zwischen Pest und Cholera“. Doch dann habe sich die Auffassung durchgesetzt, dass das Wohl der Gesamtstadt Albstadt im Vordergrund stehen müsse.

Im Tunnel werden 60 Kilometer Kabel verlegt

Was das hieß, blieb anfangs offen. Zunächst gab Jürgen Grauer einen umfangreichen Überblick über die anstehenden Baumaßnahmen. Im Laufener Tunnel muss unter anderem die veraltete Technik erneuert werden; 60 Kilometer Kabel sind neu zu verlegen. Zudem wird ein Ersatz für die in die Jahre gekommene Eyachbrücke westlich von Laufen errichtet, die Brücke über den Meßstetter Talbach in Lautlingen saniert und außerdem die Fahrbahn zwischen Dürrwangen und Laufen, zwischen Laufen und Lautlingen sowie der noch nicht sanierte Abschnitt der Lautlinger Ortsdurchfahrt erneuert.

„Nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig“: Oberbürgermeister Roland Tralmer versuchte, die Wogen zu glätten.

Dann ließ Grauer die Katze aus dem Sack: Während der ersten zwei Monate wird der Verkehr in Richtung Ebingen durch Laufen geführt und der in Richtung Balingen über Pfeffingen und Stockenhausen. In den folgenden zehn Monaten wird der Verkehr in beiden Richtungen und immer mit Tempo 30 durch die Balinger Straße in Laufen gelotst, in den restlichen vier Monaten dann wieder wie zu Beginn umgeleitet. Gleich zu Anfang und ganz gegen Ende aber wird laut Grauer für je zwei bis drei Wochen eine Vollsperrung erforderlich sein und der ganze Verkehr durch die Dörfer rollen.

Nun muss aber, wenn der Verkehr zweispurig durch die Balinger Straße fließt, diese auf über sechs Meter verbreitert werden – andernfalls kommen die schweren Lastwagen und Sattelschlepper nicht aneinander vorbei. Ferner wird der Bahnübergang, der von der Balinger Straße in die Steinstraße führt, komplett gesperrt; nur Fußgänger und Radfahrer gelangen dann von der Nord- auf die Südseite Laufens. Eine Umleitung des Verkehrs Richtung Ebingen durch die Steinstraße, so war zu hören, habe die Bahn abgeblockt: Zu groß sei die Gefahr bei Rückstau auf den Gleisen; zudem sei der Bahnübergang für den Schwerlastverkehr nicht geeignet – die Fahrzeuge würden aufsitzen. Die Bahn, so die Vertreter des RP, lasse hier nicht mit sich reden.

Erregt: Ortsvorsteher Peter Landenberger

Ein weiterer Problemfall: der Knotenpunkt von Margrethauser und Tailfinger Straße in Pfeffingen. Hier soll, wenn umgeleitet wird, die Vorfahrt geändert werden; zudem darf, wer aus Richtung Tailfingen kommt, nicht mehr nach links abbiegen. Auf der gesamten Strecke sollen zahlreiche Querungsmöglichkeiten für Fußgänger errichtet und zudem um des Verkehrsflusses willen mehrere Ampeln mit Detektoren installiert werden, die dafür sorgen, dass noch Autos aus den Seitenstraßen herausgelangen können.

Ampeln mit Detektoren sollen Verkehrsfluss sichern

Der Präsentation folgte die Fragerunde, die mehr als eine Stunde dauerte. Der Laufens Ortsvorsteher Peter Landenberger ärgerte sich nicht nur über die geplanten massiven Umbauarbeiten in der Balinger Straße zur Fahrbahnverbreiterung, sondern auch über die anstehende Sperrung des Bahnübergangs. „Eine Katastrophe für uns“, stellte er klar. Außerdem mache er sich große Sorgen um das Gewerbe längs der Balinger Straße, darunter Metzgerei und Gaststätten. Er frage sich auch, ob die Rettungsfahrzeuge künftig noch freie Fahrt in Laufen haben würden.

Zahlreiche weitere Bedenken wurden von Anliegern vorgebracht; Oberbürgermeister Tralmer versprach, etwaige Vorschläge für Alternativen sorgfältig zu prüfen. Die temporäre Verbreiterung der Balinger Straße auf rund 6,30 Meter wird, samt Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands, etwa 400 000 Euro kosten, die Gesamtbaumaßnahme mit mehr als 19 Millionen Euro beziffert – allein 13 Millionen entfallen auf den Tunnel.