Der Theologe Wilfried Härtle spricht über Martin Luther. Foto: Klaiber Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Vortrag beendet Veranstaltungsreihe der Kirchengemeinde / Thema ist noch heute relevant

Tuningen. Mit insgesamt 13 Veranstaltungen im laufenden Jahr beging die evangelische Kirchengemeinde Tuningen das 500-jährige Reformationsjubiläum. Am Freitag fand nun die letzte der Veranstaltungen statt.

Gnade ist ein Geschenk

Der Theologe Wilfried Härle referierte im Api-Haus über das Thema "Luthers Rechtfertigungslehre heute – verstehen und verkündigen". Einleitend erläuterte der Referent, weshalb heute viele Menschen die biblische Rechtfertigungsbotschaft nicht verstehen können und nannte dabei die sprachlichen und die sachlichen Gründe des Nichtverstehens.

Die sachlichen Einwände seien nach der Bibel falsch, weil Gott den Menschen recht sein lasse. Der Mensch sei ein Beziehungswesen. Es gehe darum, wie die Menschen zu Gott ins rechte Verhältnis kommen können.

Der Mensch werde laut des Briefs des Paulus an die Römer nicht durch die Werke des Gesetzes gerecht, sondern allein durch den Glauben. Wer das Gesetz erfülle, um dem Verdammungsgericht Gottes zu entgehen, der liebe nicht Gott, sondern sich selbst. Wer aber allein durch den Glauben gerecht werde, der gebe Gott die Ehre.

Luther verzweifelte, weil er meinte, zuerst etwas leisten zu müssen, bis er erkannte, dass Gottes Gnade ein Geschenk ist und dass es keinen Anspruch auf Gnade gibt.

Glaube bedeutet Vertrauen

Das Thema ist auch heute noch relevant. Die Menschen suchen Anerkennung, doch sie suchen sie nicht bei Gott. Professor Härle sagte, die Rechtfertigungsbotschaft setze kein moralisch negatives Menschenbild voraus.

Gerade der moralisch hochstehende Mensch verkenne leicht, dass er der Rechtfertigung durch Gott bedürftig und teilhaftig sei, weil er alles im Leben von Gott empfangen habe. Kierkegaard habe gesagt: "Gottes zu bedürfen, ist die höchste Vollkommenheit des Menschen". Gott muss nicht versöhnt werden, er versöhnte die Welt mit sich.

Glaube sei Vertrauen auf Gottes bedingungslose Liebe und unbegrenzte Gnade sei das größte Glück, das einem Menschen im Leben und im Sterben zuteilwerden könne, weil es die Grundlage für alles andere sei.