Gabi und Ralf Pahlow stoßen an – die Mühen des Wahlkampfs haben sich gelohnt. Foto: Böhm/Spitz

50-Jähriger ging als unabhängiger Kandidat ins Rennen. Wahlbeteiligung bei 46 Prozent. Mit Kommentar

Tuningen - 91 Prozent Bestätigung der Wähler bei einer Wahlbeteiligung von 46 Prozent – Ralf Pahlow ist gewählt. "Schön, dass es heute geklappt hat", meinte er und setzte bei aller Freude hinzu: "Ich nehme das Ergebnis mit Demut an."

Ralf Pahlow besetzt ab dem 1. Mai den Bürgermeisterstuhl im Tuninger Rathaus und tritt damit die Nachfolge von Jürgen Roth an, der im Oktober zum Oberbürgermeister Villingen-Schwenningens gewählt worden war. So überzeugend sein Vorgänger Pahlow auch zum Wahlsieg am Sonntag beglückwünschte, ein klitzekleines Bisschen Wehmut schwang trotzdem mit, gab Roth im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten zu: "Mir gehen gerade all die Projekte in Tuningen durch den Kopf", schilderte er und formulierte seine Wünsche für Pahlow: "Ich wünsche ihm einen verständnisvollen, motivierten Gemeinderat, eine kompetente Verwaltung hat er, ein gutes Händchen, viel Freude im Amt, viel Kraft – und natürlich Spaß!" Dass Letzterer in Tuningen nicht zu kurz komme, ist für Jürgen Roth klar, "weil es eine der tollsten Gemeinden ist, die ich kenne – immer noch!", sagt der Oberbürgermeister des benachbarten Oberzentrums mit Überzeugung. Als dieser, aber auch als Pahlows Vorgänger im Amt und stellvertretend für die Bürgermeister der Region beglückwünschte Jürgen Roth das Ehepaar Pahlow zum Wahlsieg.

Nervosität über "den Tag mehr geworden"

Vor dem "Ochsen" waren schon früh am Abend Stehtische und eine kleine Sektbar aufgebaut. Der Musikverein hatte Position bezogen und wartete auf den künftigen ersten Tuninger. Und auch viele Bürgermeister der Region waren persönlich gekommen,um Pahlow ihre besten Wünsche mit ins Amt zu geben – und Brigachtals Bürgermeister Michael Schmitt freute sich stellvertretend für den Sechser-Club: "Wir sind wieder komplett!"

Die Freude war auch bei Landrat Sven Hinterseh, dem klar war, dass eine wirklich hohe Wahlbeteiligung bei dieser Wahl mit nur einem Kandidaten kaum erreichbar gewesen sein dürfte. Und auch in seine Glückwünsche mischte sich ein Hauch Wehmut: "Ich verliere ihn nur ungern", gab er mit Blick auf den Leiter des Straßenverkehrsamtes im Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises zu. Zum 1. Mai, war vereinbart worden, muss er ihn nun jedoch ziehen lassen. "Ich glaube, er wird einen herausragend guten Job machen", ist sich Sven Hinterseh sicher.

Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Rombach war gekommen, um Pahlow am Wahlabend zu begleiten. Zwar hatte er sich eine Wahlbeteiligung von etwa 60 Prozent erwartet, doch machte immerhin das satte Ergebnis mit 91 Prozent Zustimmung der Wähler für den Kandidaten es am Ende wett, denn: "Das Amt als solches hat es verdient", weiß Rombach.

Bei allem Respekt vor dem Amt, konnte Pahlow in der Nacht zuvor doch gut schlafen und entspannt aufstehen, erzählte er noch vor der Verkündung des Ergebnisses. Doch die Nervosität sei "den Tag über mehr geworden", erzählt der dreifache Familienvater.

Ganze Familie mitgebracht

Seine ganze Familie hatte er mitgebracht, einschließlich Hündin Jeanny. Das "vierte Kind", wie seine Frau Gabi den Vierbeiner liebevoll nennt, sei zumindest nicht nervös. Erst als die Familie sie heute Morgen bei der Oma gelassen hatten, merkte man es ihr an. Der Grund: Ralf Pahlow und seine Familie verbrachten den Wahlsonntag bei einer Konfirmation – einige der Verwandten kamen ebenfalls im Anschluss mit zur Verkündung. Auch wenn Pahlow ganz ruhig zu sein scheint, auf der Konfirmation habe er ab und an die Augen zugemacht, "um sich moralisch drauf vorzubereiten", erzählt sein Sohn Felix.

Ehefrau Gabi war dankbar für die Ablenkung am Wahltag: "Das hat prima gepasst." Klar sei die bevorstehende Wahl Thema gewesen. Aber es habe auch viele andere Gesprächsthemen gegeben, sagt seine Frau erleichtert, die ihrem Mann allem voran eine "hohe Wahlbeteiligung" wünschte. "Dann kann er sich bestätigt fühlen", wünscht auch Felix Pahlow seinem Vater. 50 Prozent und mehr – das war der Wunsch vom Bürgermeister persönlich – ganz in Erfüllung ging er nicht, aber beinahe: Eine Wahlbeteiligung von 46 Prozent ist es geworden. Für einen Alleinkämpfer ein "gutes Ergebnis", wie der Gewinner nach dem Wahlausgang findet. "Ich bin recht zufrieden", bilanziert der 50-Jährige zwischen dem Händeschütteln.

Was der Sieg nun für die Familie bedeutet? Der Bürgermeister von Tuningen wird wohl ab dem 1. Mai jeden Mittag zum Essen heimkommen. "Mal gucken, wie wir das einbauen", überlegt seine Frau und lacht – die Pahlows jedenfalls sind schon mittendrin in ihrer neuen Rolle als künftige Bürgermeisterfamilie von Tuningen.

Kommentar: Eine klare Sache

Von Cornelia Spitz

Er trug gestern eine Krawatte in der Farbe der Hoffnung, doch das hätte es gar nicht gebraucht. Die Wahl von Ralf Pahlow zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Tuningen war eine klare Sache. Und das lag sicherlich nicht nur daran, dass er der einzige Kandidat dieser Wahl war. Nein, Ausschlag gab auch die Tatsache, dass der neue erste Mann Tuningens an seiner künftigen Wirkungsstätte und seinem Heimatort bereits und noch immer gut vernetzt und verwurzelt ist. Mit 46 Prozent hat die Wahlbeteiligung zwar noch deutlich Luft nach oben, dennoch ist Pahlows Ergebnis ein respektables: Satte 91 Prozent der Wähler gaben grünes Licht. Sie wollen den 50-Jährigen an der Spitze Tuningens sehen. Für den Gewählten ist das nicht nur ein schöner Vertrauensvorschuss, sondern auch enorm wichtig: Das gibt Rückhalt für die große Aufgabe, die jetzt vor ihm liegt.