Der neue stellvertretende Vorsitzender Jürgen Handloser (von links), Herbert Hauser und Eckhardt Britsch. Foto: Honka Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachfolge: Sozialverein hat geeigneten Kandidaten gefunden / Herbert Hauser trotzdem weiter für soziales Engagement zuständig

Als Herbert Hauser vor zwei Jahren seinen Rückzug als zweiter Vorsitzender des Sozialvereines ankündigte, hat er wohl geahnt, dass es nicht leicht sein würde, einen kompetenten Nachfolger zu finden.

Tuningen. Also erklärte er sich bereit, dieses Amt noch eine Weile weiterzuführen, um dieses dann auch bei Gelegenheit übergeben zu dürfen. Am 7. April diesen Jahres, also zur obligatorischen Jahreshauptversammlung des Sozialvereins, konnte sich ein sehr gut geeigneter Kandidat zur Wahl stellen. Aber der Reihe nach: Schon Anfang der neunziger Jahre, als in den Gemeinden Dauchingen und Deißlingen "Betreutes Wohnen" geplant und gebaut wurde, befasste sich der Gemeinderat und die Verwaltung aus Tuningen auch für eine Wohnanlage für einheimische Senioren.

Vorgesehen war dafür das nicht mehr bewirtete Gasthaus "Hasen". Einige Jahre später, nach einer in Auftrag gegebenen Untersuchung, wurde festgestellt, dass in Tuningen lediglich ein Bedarf von ein bis zwei Wohnungen besteht. Im Jahre 1997 stellte die Gemeinde einen Sozialpädagogen für Jugend und Seniorenarbeit ein. In der Folgezeit entstand eine Arbeitsgruppe für "Betreutes Wohnen" mit 25 Mitarbeitern. Schon in den ersten Anfängen war Herbert Hauser in vorderster Reihe mit dabei. Er war nicht damit einverstanden, dass man die "Alten" ins Hasenloch verpflanzen wollte. Menschen, die ihr ganzes Leben in ihrem Heimatort verbrachten, sollten doch ihren Lebensabend mittendrin erleben dürfen und nicht am Rande der Gesellschaft. Impulse dazu kamen aus den Medien, die über die Initiative des Bürgermeisters in Dürmentingen berichteten.

Dieser hatte die Idee, mit den Einheimischen eine generationsübergreifende, gemeindliche Wohlfühlkultur zu schaffen. Insbesondere das Thema "Wohnen und Pflege im Alter" lag ihm am Herzen, deswegen hatte er sich bereit erklärt, in Tuningen einen Vortrag zu halten, der damals auf sehr großes Interesse stieß. Mit weiteren Informationsfahrten und entsprechenden Besichtigungen von bereits bestehenden Einrichtungen konnte sich das inzwischen geformte Gremium viel Wissen aneignen, um damit vor der Öffentlichkeit bestehen zu können. Das alte Gasthaus "Ochsen", das seit über 25 Jahren nicht mehr betrieben wurde, war für Herbert Hauser das ideale Projekt. Ein Haus in der Ortsmitte gelegen und groß genug um den örtlichen Bedarf an Seniorenwohnungen abzudecken, umgeben von Geschäften, Banken, Gaststätten, Apotheke, Kirche, der Post und dem Rathaus. Der Wunsch der Arbeitsgruppe unter der Führung von Herbert Hauser war, dass die Gemeinde das Gasthaus "Ochsen" kaufen sollte um dieses zu Seniorenwohnungen umzubauen. Für den damaligen Gemeinderat war der Arbeitskreis als Partner der Gemeinde nicht sicher genug. Es wurde verlangt, dass ein Verein mit einer großen Mitgliederzahl gegründet werden muss. Hier hat Herbert Hauser alle Hebel in Bewegung gesetzt und die Arbeitsgruppe hat in einer einmaligen Aktion innerhalb weniger Tage 276 Mitglieder geworben. So konnte 1999 der "Sozialverein Lebenshaus" gegründet werden. Er war auch derjenige der im Jahre 2004 mit der Besitzerfamilie des "Ochsen" einen Mietvertrag mit einem symbolischen Mietpreis erreichte. Das war der Anfang vom "Betreuten Wohnen" im Ochsen. In vielfältiger Weise wurden nun von ehemaligen Handwerkern, Hobbyhandwerkern und Privatpersonen ein schmuckes Vereinslokal erstellt. Auch das historische Kellergewölbe wurde in dieser Aktion zum "Kellerkino" ausgebaut. Die Hockergymnastik, die von der Physiotherapie Vogel seither kostenlos angeboten wird, hatte hier ihren Anfang. Nachdem die Renovierungen abgeschlossen waren, kam durch einen Gutachter das Aus für dieses alte Haus, denn die Umbaukosten wären unverhältnismäßig hoch ausgefallen. Also blieb nur der Abriss und ein Neubau, wo sich Hauser ebenfalls mit Bauträger Weisser von SWR und Architekt Müller unermüdlich engagierte. Die neun Wohnungen in diesem "Lebenshaus Ochsen" sind seit 2007 belegt und es besteht eine große Nachfrage. "Ohne Herbert gäbe es diese Einrichtung in Tuningen gar nicht", so die Aussage einiger Mitglieder des Sozialvereins. Nicht umsonst betonte auch der Vorsitzende Eckhard Britsch in seinen Ausführungen, dass Hauser der "eigentliche und heimliche" Vorsitzende sei, denn alle Initiativen waren im Vorfeld bereits geplant und bestens organisiert. So entstanden einige ehrenamtliche Einrichtungen, wie Jugend- und Seniorenarbeit, Bürgertreff, Bewohnerkaffee, Musikkreis, Hockergymnastik, Bürgerbüro, Behindertenbeauftragte, Kellerkino, Nachbarschaftshilfe und vieles mehr. Mitglieder des Sozialvereins kümmern sich auch um die Organisation der Aktion "Essen auf Rädern". Nun hat Jürgen Handloser sich bereit erklärt, dieses Amt zu übernehmen, ohne dass sich Hauser ganz aus dem Geschehen herausnimmt. Er wird weiterhin für das soziale Engagement tätig sein, nur wird er mehr delegierend agieren. Hier sind mehrere Helfer in verschiedenen Aufgaben zum Wohle der Bürger im Einsatz.