Notrufsäule an der Autobahn: Bundesweit gab es 74.000 Hilferufe. Foto: Fotolia

Trotz Handys haben die orangefarbenen Notrufsäulen an der Autobahn offenbar längst nicht ausgedient. Die A 831 bei Stuttgart, Deutschlands zweitkürzeste Autobahn, verzeichnet eine Steigerung der Notrufe um über 30 Prozent.

Stuttgart - Die größte Notrufdichte im deutschen Autobahnnetz gibt es westlich von Stuttgart-Vaihingen: Auf der 2,3 Kilometer langen A 831 zwischen Kreuz Stuttgart und Johannesgrabentunnel betätigen Autofahrer besonders häufig die Notrufsäule. 16,5 Notrufe pro Streckenkilometer sind im Jahr 2012 der höchste Wert. Dies geht aus einer Bilanz des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer (GDV) hervor, der die knapp 17 000 Notrufsäulen an Deutschlands Autobahnen betreibt.

„Natürlich ist der hohe Wert auch der Tatsache geschuldet, dass es sich um ein besonders kurzes Stück Autobahn handelt“, sagt GDV-Sprecherin Birgit Luge-Ehrhardt. Allerdings hat die Zahl der Hilfesuchenden auf der A 831 ganz gegen den Bundestrend deutlich zugenommen. Die Zahl stieg von 25 auf 33 – also um ein Drittel. Bundesweit ging die Zahl der Anrufe an der Notrufsäule um knapp neun Prozent zurück.

Hilfe war im vergangenen Jahr nicht nur bei Pannen, sondern auch bei spektakulären Unfällen auf der A 831 dringend nötig. Ende September beispielsweise hatte ein 85-jähriger Peugeot-Fahrer auf der Strecke aus gesundheitlichen Gründen die Kontrolle verloren. Das Auto überschlug sich mehrfach, blieb auf dem Dach liegen. Die Rettungskräfte mussten zwei Schwerverletzte aus dem Wrack holen. Im April 2012 wurde eine 23-Jährige schwer verletzt, als sie in die Mittelleitplanke prallte und ihr Fahrzeug seitlich auf der Fahrbahn liegen blieb.

„Trotz aller Fortschritte mit den Mobiltelefonen bleiben Notrufsäulen wichtig“, sagt GDV-Sprecherin Luge-Ehrhardt. Oft genug seien die Akkus leer oder die Handys im Funkloch. Mit den orangefarbenen Säulen, die alle zwei Kilometer aufgestellt seien, „ist eine zentral gesteuerte und neutral vergebene Hilfe möglich“. Der Anruf könne direkt geortet werden. Per Handy dagegen könnten Anrufer ihren genauen Standort gar nicht angeben.

Rekordhalter steht in Niedersachsen

Die knapp 17 000 Notrufsäulen an der Autobahn werden von den Autoversicherern finanziert. Eine GmbH des Gesamtverbands unterhält die Zentrale mit Sitz in Hamburg. Etwas mehr als 74 000 Notrufe gingen im vergangenen Jahr aus dem gesamten Bundesgebiet ein. Ein Rückgang von knapp neun Prozent gegenüber 2011, als die Säulen in 81 000 Fällen betätigt wurden.

Die A 831 in Stuttgart liegt zwar mit 16,5 Notrufen pro Streckenkilometer an der Spitze der Kategorie Notrufdichte, noch vor der A 99 des Münchner Rings mit statistisch 11,1 Notrufen – die Säule mit den meisten Notrufen steht aber nicht im Süden der Republik. Rekordhalter ist die Notrufsäule mit der Nummer 25 089 in Niedersachsen. 305-mal musste die Notrufzentrale für diese Säule an der A 2 bei Lehrte, östlich von Hannover, schnelle Hilfe organisieren.

Seit 1999 betreut die GDV mit ihrer Dienstleistungs-GmbH die Notrufsäulen an den Autobahnen – nicht zu verwechseln mit den Notruftelefonen der Björn-Steiger-Stiftung, die 1971 mit der Installation von Notrufsäulen an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen begonnen hatte. Aus Kostengründen musste die Organisation ihre Säulen abbauen – im Jahr 2011 wurde der Rückzug aus dem Bundesgebiet angekündigt. Nur noch Baden-Württemberg sollte übrig bleiben. Nach eigenen Angaben hatte die Stiftung, die ihren Sitz in Winnenden und Stuttgart hat, mehr als zwei Millionen Euro an Telefongebühren und Wartungskosten aufbringen müssen.

A 8 im Bundesvergleich eine eher durchschnittliche Strecke

Inzwischen hat sich die Lage weitgehend stabilisiert: „Im Land haben wir noch 1785 Notruftelefone“, sagt Stiftungs-Sprecherin Melanie Storch über das System, bei dem die Anrufe beim Automobilclub von Deutschland (AvD) landen. „Im vergangenen Jahr hatten wir 4087 Anrufe“, so Sprecherin Storch. Statistisch macht das 2,3 Anrufe pro Säule aus. Immerhin: Vor dem Rückzug aus dem Bundesgebiet lag dieser Wert bei 1,6 Anrufen, Tendenz fallend.

Zum Vergleich: Bei den Autobahn-Notrufsäulen des GDV wird an jeder Säule pro Jahr statistisch 4,4-mal ein Anruf abgesetzt. Doch Statistik kann täuschen: Fast 20 Prozent der orangefarbenen Helfer sind im vergangenen Jahr unbenutzt geblieben.

Übrigens: Die A 8 ist im Bundesvergleich eine eher durchschnittliche Strecke, was die Notrufe angeht. Mit 4225 Hilferufen zwischen Saarland und Salzburg firmiert die Autobahn quer durch den Süden auf Platz fünf. Da wird auf anderen Autobahnen viel öfter angerufen. In der Reihenfolge: A 3, A 7, A 2 und A 1.