Gut möglich, dass Trigema-Firmenchef Wolfgang Grupp auch um die Arbeitsplätze in seiner Firma fürchtet. Er rechnet bei gleichbleibenden Gaspreisen jedenfalls mit einer Entlassungswelle. Foto: Schmidt

Sind im Zollernalbkreis auch die rund 1400 Trigema-Arbeitsplätze in Gefahr? In der Bild-Zeitung entwirft Firmenchef Wolfgang Grupp jedenfalls das düstere Szenario einer drohenden Entlassungswelle, sollten die Gaspreise nicht bald sinken.

Burladingen - Unter der Überschrift "Preise verfünffacht – Strom wird zum Luxus" und "Bosse schlagen Job-Alarm" zitiert die große deutsche Boulevard-Zeitung auch den Burladinger Erfolgs-Unternehmer Wolfgang Grupp. Und da ist es das erste Mal, dass der auch über Entlassungen spricht.

"Wenn die Energiepreise nicht schnell sinken, droht sicher eine große Entlassungswelle", sagte er, lässt aber offen, ob er auch für seine eigene Firma, die er als allein haftender Kaufmann führt, an Entlassungen denkt. Das hat es in all den Jahren seiner Firmenführung bisher nicht gegeben. Und Wolfgang Grupp war stolz darauf.

Notfallplan kommt aus Memmingen

Aber mittlerweile ist eine Memminger Beratungsfirma dabei, einen Notfallplan für Trigema zu erstellen, gut möglich, dass der schon nach den Betriebsferien greifen soll. Tatsächlich hat der Firmenchef, der im April seinen 80. Geburtstag feierte, bereits zu diesem Zeitpunkt Politiker gemahnt, schnellstmöglich eine diplomatische Lösung für den Ukraine-Konflikt zu suchen.

Die Nachtschicht und die Wochenendarbeit hatte der Erfolgsunternehmer in seinem bis dahin boomenden Betrieb zu diesem Zeitpunkt bereits eingestellt. Er hoffte damit, den Gasverbrauch um 20 bis 25 zu senken. Gleichzeitig hat er die Preise für seine Produkte um vier bis fünf Prozent erhöht. Und er rechnete seitdem regelmäßig vor, was die Preissteigerung beim Gas seine Firma kostet.

Statt 1,2 Millionen sind es 6 Millionen Euro mehr

"Wir zahlen statt 100.000 Euro in 2020 mittlerweile 500.000 bis 600.000 Euro. Statt 1,2 Millionen Euro sind es jetzt sechs Millionen mehr – und wir machen nicht jedes Jahr so viel Gewinn. Was soll ich machen? Es gibt noch keine Wasserstoffturbine, die ich bei uns nutzen kann. Mir bleibt nichts anderes übrig, als die hohen Gaspreise zu bezahlen. Das Kuriose: 1986 haben wir von Öl auf Gas umgestellt, damals wollte das der Staat und hat das sogar subventioniert. Heute werde ich bestraft", kritisierte Grupp den Politikwechsel.

Eine Änderung in der Haftung ins Gespräch gebracht

Immer wieder hatte er betont, dass er als eingetragener Kaufmann das finanzielle Risiko für die Firma trägt und für seine Entscheidungen auch haftbar ist. Gegenüber der Wirtschaftswoche dachte er im April dann erstmals laut über eine Änderung der Firmenstruktur nach. Er könne Trigema auch in eine GmbH umwandeln, kommentierte er unverhohlen Richtung Berlin. "Die Unternehmen müssen von der Regierung entlastet werden, denn durch ihre Entscheidungen sind die Gaspreise ins Unendliche gestiegen."

Größte Schwierigkeit und große Katastrophe

In einem Interview mit Talkmeisterin Sandra Maischberger im Juni nannte Grupp die Gaspreise "die größte Schwierigkeit und eine große Katastrophe". Das sei auf Jahre auch nicht durchhaltbar, stellte er klar. Und er ist nicht der einzige Warner, viele Industrie und Handelskammern schließen sich den düsteren Wirtschafts- und Jobprognosen an. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK München-Oberbayern, sagte gegenüber der Bild: "Wenn die Strompreise für die Industrie nicht runtergehen, könnten tausende Jobs in Bayern und zehntausende Jobs in Deutschland auf der Kippe stehen."