Ein sensationelles Konzert bietet das Barockensemble der Wiener Symphoniker in der Wallfahrtskirche. In vorderster Front: Otmar Gaiswinkler (Alphorn), Elisabeth Plank (Harfe), Dirigent Christian Birnbaum, Manuel Gangl (D-Klarinette) und Alexandra Uhlig (Querflöte). Fotos: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Kirchenkonzert: Barockensemble der Wiener Symphoniker versetzt das Publikum in Staunen / Vier Solisten

Zum großartigen künstlerischen Ereignis wurde das Konzert des Barockensembles der Wiener Symphoniker in der Wallfahrtskirche. "Sphärenklänge" waren angesagt und die wurden in bezaubernder Weise vermittelt.

Triberg. Klaus-Dieter Sembach meinte bei seiner Begrüßung, dass Musik auf besondere Weise das Jenseitige begreifen ließe und ein Geschenk Gottes sei. Der Theologe Karl Barth sprach vom Geheimnis Gottes, das durch die Musik erschlossen werde und Nikolaus Harnoncourt sah Musik als Rätsel an. Ein ganzes Paket an Geschenken brachten die Wiener mit.

Wer die Konzerte der Vergangenheit erlebte, glaubte kaum, dass Steigerungen noch möglich seien. Aber gerade die bewiesen das Barockensemble und sein Leiter Christian Birnbaum. Der Dirigent hatte ein fantastisches Programm zusammengestellt, das er moderierte und mit Anekdoten gewürzten Informationen präsentierte.

Leidenschaftliche Musiker

Außergewöhnlich: gleich vier Solisten traten auf. Da müssen leidenschaftlich Musikanten aus Wien daherkommen, um einem zu seiner Zeit bedeutungsvollen badischen Komponisten zu neuer Gültigkeit zu verhelfen: Johann Melchior Molter (1696 bis 1765), der in Karlsruhe wirkte. Sein dreisätziges G-Dur-Konzert machte Manuel Gangl mit seiner D-Klarinette zum Überraschungs-Bonbon: barocke Ausstrahlung, scharfe, hohe Töne, punktgenaue Intonation, prallende Triller, berückende Ornamentik und treffliche Läufe. Wie dieser Interpret gehörte Elisabeth Plank zur jungen Solistengarde. Sie überzeugte durch professionellen Umgang mit ihrer voll klingenden Konzertharfe beim Konzert des kaiserlichen Hofkomponisten und Vorklassikers Georg Christoph Wagenseil. Konzentriertes Spiel, Figurationen, feinfühlige Arpeggien, wohlgesetzte Akkorde, liebliche Klänge und bester Umgang mit den Pedalen bewiesen Virtuosität. Hie und da hätten sich die Streicher etwas mehr zurückhalten dürfen.

Eine Sensation lieferte Otmar Gaiswinkler mit seinem Alphorn und Leopold Mozarts "Sinfonia pastorella". Die Formung der Naturtöne in verschiedenen Intervallen, Oktavierungen, folkloristisch-alpenländischer Anstrich, Hirtenrufe, kantable punktierte Halbe, Echowirkung, Triolenbewegung und gelungene Schlusstriller machten den sonor-voluminösen Ton zum Hörgenuss – ein Vorgefühl von Weihnachten.

Werk wird zum Mysterium

Als "alte Bekannte" darf man die Flötistin Alexandra Uhlig bezeichnen. Sie stellte das Telemann-Konzert in G-Dur ins rechte Licht, ließ kompositorischen Einfall und geschmeidige Melodiebögen bei bester Phrasierung spüren. Ihr feinfühlig-samtiger Ton, differenzierte Dynamik, gesponnene Töne und ein keckes Finale kamen bestens an. Allseits bekannt und tausendmal gehört: Bachs "Air", aber nicht in dieser qualitativ hochwertigen Sensitivität, die das Werk zum Mysterium werden ließ. Ein dickes Lob den Streichern und der Cembalistin!

Von Gregor Joseph Werner erklang eine Kirchensonate und ein Concerto grosso des Kontrapunkt-Löwen Alessandro Scarlatti rundete das Programm ab.

Triberg (kou). Eine herzliche Begegnung von Musikern und Gästen war nach dem Konzert das Treffen im holzgeschnitzten Rathaussaal. Freundschaften wurden bekräftigt oder neu aufgebaut und der Gedankenaustausch florierte.

Bürgermeister Gallus Strobel konnte eine große Zahl an Gästen, darunter die Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne), willkommen heißen. Er dankte für das "sensationelle Konzert" als wunderschönes Geschenk. Seine Freude über Solisten, Orchester und Dirigent war sinnfällig. Für die Bewirtung sorgten Stadtmarketingleiter Nikolaus Arnold und sein Team. Der Chef des Wiener Ensembles, Christian Birnbaum, dankte für die gewachsene Freundschaft. Er betonte, dass die Konzerte ohne Dolf Peter Oebbecke nicht denkbar wären, der mit Passion die Aufführungen und CD-Produktionen fördert.

Birnbaums Dank galt auch dem hervorragenden Aufnahme-Duo Dagmar Birwe und Rüdiger Herrmann.