Hochinteressant war für die Gremmelsbacher Senioren ein Besuch im Campus Galli. Foto: Volk Foto: Schwarzwälder Bote

Ausflug: Gremmelsbacher Gruppe schaut Arbeitern im Campus Galli über die Schulter

Triberg-Gremmelsbach. Dieses Mal hatte das Organisationsteam für die Gremmels bacher Senioren unter Leitung von Doris Engelke ein abenteuerliches Ziel ausgewählt, den Campus Galli, deutsch das Feld des (heiligen) Gallus, in Meßkirch, obwohl dieser selbst nie in Meßkirch war. Gallus war einer der bekanntesten iroschottischen Glaubensboten. Nach ihm ist die Stadt St. Gallen benannt.

Die Idee war, mit mittelalterlichen Werkzeugen und Material wie damals, nach dem St. Galler Klosterplan, der vermutlich auf der Insel Reichenau in karolingischer Zeit nach 800 nach Christus gezeichnet wurde, aufzubauen. So erklärte es Willi Tipjung, der durch die Anlage führte. Für dieses riesige Unternehmen erklärte sich die Stadt Meßkirch bereit. Finanzielle Mittel stellen die Stadt, Spender in großer Zahl und die EU zur Verfügung. Das Projekt begleiten wissenschaftliche Fachkräfte. Den Bau übernehmen Facharbeiter, Studenten, Langzeitarbeitslose, alle gekleidet in mittelalterlicher Handwerkskleidung. Viele der Arbeitsstellen waren besetzt, als die Besucher eintrafen.

Im Mittelalter waren Klöster und Arbeit keine Gegensätze. Nach dem Ordensgründer Benedikt sollten seine Klöster Selbstversorgerbetriebe sein, jedes eine kleine Stadt für sich. Was gebraucht wurde, sollten die Mönche zwischen den Gebetszeiten selbst herstellen, wenn auch das berühmte "Ora et labora" (Bete und Arbeite) so nicht wörtlich in seiner "Regula" steht. Erst die Nachwelt hat diese Kurzformel gebildet.

Zusehen konnten die Besucher zum Beispiel, wie Baumstämme mit der Säge in Klötze zerkleinert werden, die dann mit einem speziellen Messer zu Schindeln aufgespalten werden. Überrascht waren alle, dass der sonst eiserne Teil des Hammers, der auf das Spaltmesser geschlagen wird, aus zusammengewickelter Rinderhaut besteht. Damit wird der harte Schlag abgefedert, Schmerzen und Schäden an Handgelenk und Arm bleiben erspart. Man konnte beobachten, wie mit besonderen Geräten gearbeitet wird, Wolle für die Spindel aufbereitet wird, wie Schnüre aus Holz hergestellt werden, Stroh für die Dächer gebündelt wird und Sandsteinbrocken für das Tor zum Friedhof bearbeitet werden.

Die selbst gegossene Glocke läutete die Mittagspause um 12 Uhr ein. Nach Benedikts Regel hätte man vorher zu einer Gebetsstunde zusammenkommen müssen. An mönchische Einfachheit erinnerte das Mittagessen, Flammkuchen, Wurst mit Wecken und Eintopf, Getränke, auch Bier wie damals. Alles schmeckte unter einem Zeltdach an der frischen Luft wunderbar – die Eisheiligen wollten das Feld nicht termingerecht räumen. Danach blieb Zeit für einen Spaziergang über das ausgedehnte Gelände. Der Nachmittagskaffee im Café in der Altstadt von Meßkirch verscheuchte die Mittagsmüdigkeit. Und dann war Zeit für einen Spaziergang zur barocken Stadtkirche St. Martin, zum Vierflügelschloss im Renaissancestil oder zum nahegelegenen Park. Interessant war auch der Abendhimmel auf der Heimfahrt mit rasch wechselnden, schweren Wolken und strahlendem Blau.