Neben Stadtrat und Historiker Klaus Nagel sind auch mehrere Mitglieder des Triberger Frauenbunds als Gäste in der öffentlichen Pfarrgemeinderatssitzung. Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder Bote

Pfarrgemeinderat: Resolution zum Sonntagsgottesdienst sorgt für Irritationen / Warnung vor Bankrott-Erklärung

In der jüngsten Pfarrgemeinderatssitzung war auch die Resolution des Triberger Gemeinderats Thema. Dabei ging es um den Sonntagsgottesdienst, der eventuell von der Stadtkirche in die Schonacher Pfarrkirche St. Urban verlegt werden soll, weil dort die meisten Katholiken wohnen.

Raumschaft Triberg. Auch der Katholische Frauenbund Triberg hatte in diesem Anliegen einen Brief an den Pfarrgemeinderat geschrieben. Eine Schar von Mitgliedern des Frauenbunds nahm daher an der öffentlichen Sitzung teil. Vom Triberger Gemeinderat war Klaus Nagel anwesend.

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Gerald Sandner konnte nicht verstehen, dass der Gemeinderat seine Resolution auch an den Erzbischof geschickt habe. "Das irritierte mich", bekannte er. Man solle die Kirche im Dorf lassen, ein Schreiben an den Pfarrgemeinderat hätte ja wohl genügt, ergänzte er.

Im Frauenbund-Brief wird darum gebeten, den Gottesdienst am Sonntag weiterhin in der Stadtkirche zu feiern, während der Gemeinderat die Wallfahrtskirche favorisierte. Sandner bedankte sich bei den Frauen für ihre Anregung und eröffnete die Diskussion, bei der Vor- und Nachteile zur Verlegung des Gottesdienstes erörtert wurden.

Pfarrer Andreas Treuer machte auf die Messintensionen aufmerksam, die in Schonach bei den Vorabend-Gottesdiensten sehr zahlreich seien. "Wenn der Gottesdienst am Sonntag stattfindet, darf nicht für einzelne Verstorbene gebetet werden", stellte er klar. Dann sei die heilige Messe immer für die ganze Pfarrgemeinde und alle sonstigen Intensionen fallen weg.

Eine Pfarrversammlung soll im Herbst stattfinden

Pfarrgemeinderätin Anja Finkbeiner schlug während der kontroversen Diskussion eine Pfarrversammlung vor, damit alle interessierten Kirchenmitglieder mitreden können. Eine solche Versammlung müsse laut Satzung sowieso jedes Jahr einmal stattfinden, wie auch von anderer Seite erinnert wurde. Sandner griff den Vorschlag auf und versprach, im Herbst eine Pfarrversammlung zu ermöglichen.

Das Gebäude-Konzept müsse noch einmal überarbeitet werden, aber auf Dauer seien zwei Kirchen für Triberg vermutlich zu viel, wie erwähnt wurde. Klaus Nagel gab jedoch zu bedenken, dass es ein Armutszeugnis und eine regelrechte Bankrott-Erklärung der Christen sei, wenn die Stadtkirche aufgegeben werde. Er plädierte für verschiedene Aktionen, um die nötigen Finanzen zu erwirtschaften. Von Spendenaktionen und Zuschussprojekten über Vermietung der Pfarrsäle für Familienfeste und Verkauf des Schonacher Pfarrhauses bis hin zu Benefizkonzerten der heimischen Musikkapellen und zu ehrenamtlichen Eigenleistungen der Katholiken reichten seine Vorschläge. Zum Schluss teilte er an die Ratsmitglieder und die Besucher seine Thesen aus, die er auf mehreren Seiten aufgelistet hatte.

In einem eigenen Artikel stellte der anerkannte Stadthistoriker die Bedeutung der Kirche St. Clemens in den Fokus. "Die Stadtkirche ist seit über 600 Jahren mit der Burg, dem Amtshaus und dem Rathaus das gewachsene Zentrum von Triberg", heißt es. Die Hallenkirche sei für große Veranstaltungen und wichtige Gottesdienste ideal, während die Wallfahrtskirche dafür zu klein sei.

Klaus Nagel kämpft für den Erhalt der Kirchen

"Ein Stadtzentrum ohne Kirche und klingende Glocken ist für die Christen von Triberg undenkbar. Die Wallfahrtskirche ist in der Stadtmitte nicht zu sehen, noch ist harmonisches Glockengeläut zu hören", heißt es weiter.

"Der Ansatz, beide Kirchen auf die Anzahl der Katholiken umzurechnen und daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass Triberg eine Kirche zu viel habe, kann durchaus in Frage gestellt werden", bezweifelt der Autor. Er behauptete zudem, dass weder das Freiburger Münster, noch die barocke Wallfahrtskirche von Triberg jemals erbaut worden wären, wenn die Katholiken immer nur rein wirtschaftlich gedacht hätten. "Kein Kulturdenkmal, wozu auch die Kirchen gehören, war jemals wirtschaftlich und darf auch aktuell nicht nur nach wirtschaftlichen Aspekten bewertet werden", formuliert der Historiker zum Abschluss seines Plädoyers für beide Kirchen.