Nilgänse sind mitunter aggressiv. Inzwischen scheint es in Bad Liebenzell ein Problem mit ihnen zu geben. Foto: © rhoenes - stock.adobe.com/Regina Hoenes

Die Nilgänse gehören nicht zur heimischen Vogelwelt. Erst der Mensch brachte sie nach Europa. Am Kurparksee in Bad Liebenzell gehen die Tiere sogar auf die heimischen Enten los, wie Besucher festgestellt haben.

Besorgte Gäste am Kurparksee in Bad Liebenzell haben sich in unserer Redaktion gemeldet. Sie berichteten von aggressiven Nilgänsen. Diese Tiere würden die liebenswerten Enten vertreiben. Inzwischen hätten die Besucher sogar erlebt, wie bösartige Nilgänse junge Entenbabys getötet hätten. Der Kurparkbesucher und seine Frau wären am liebsten ins Wasser gesprungen, um die kleinen Babys zu retten. „Vier kleine Entenküken konnten wir dann retten und tierliebe Menschen nahmen sie mit nach Wildberg an einen See“, berichtete der Besucher. Er wünscht sich, dass die Stadtverwaltung nicht tatenlos zuschaue.

Bad Liebenzells Bürgermeister Roberto Chiari berichtete im Gespräch mit unserer Redaktion, dass viele Menschen wegen der Vorgänge am Kurparksee besorgt seien. Nach seinen Worten hat die Stadt inzwischen Kontakt zum Landratsamt aufgenommen. Es geht darum, wie das Problem mit den Nilgänsen gelöst werden kann.

Die Tiere sind aus Afrika

„Die Nilgans zählt nicht zur heimischen Vogelwelt Deutschlands“, teilte Janina Dinkelaker, Pressesprecherin des Landratsamtes Calw, auf Anfrage unserer Redaktion mit. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liege in Afrika südlich der Sahara und in Ägypten entlang des Nils. „Die derzeitigen europäischen Vorkommen gehen auf Aussetzungen und Gefangenschaftsflüchtlinge im 20. Jahrhundert, insbesondere in Großbritannien und den Niederlanden, zurück“, war von Dinkelaker zu erfahren. Die Nilgans kam also erst mit dem Menschen nach Europa.

Nach den Vorgaben der EU müsse Deutschland einen Plan zum Umgang mit der Nilgans erstellen, berichtet Dinkelaker. Ein gezielter Abschuss in Problemgebieten komme nicht infrage, so Dinkelaker. Nachrückende Nilgänse würden frei werdende Plätze sehr schnell besetzen. „Abgesehen davon sind Abschüsse im Siedlungsraum gefährlich und von der Öffentlichkeit kaum akzeptiert“, gab Dinkelaker zu bedenken. Die Jagd wiederum habe immer das Töten eines Tieres zum Ziel, um es anschließend zu essen. Auch das komme nicht infrage.

Stattdessen sei ein Wildtiermanagement gefragt, machte Dinkelaker deutlich. Dabei gehe es darum, die von den Nilgänsen besiedelten Räume für sie weniger attraktiv zu machen. Nilgänse mögen gemähte Wiesen, auf denen sie besonders gerne fressen, so Dinkelaker. Nach Ansicht von Naturschützern sollten deshalb auf innerstädtischen Flächen Gräser lange wachsen dürfen. Solche Maßnahmen seien effektiv gewesen, um Nilgänse von Liegewiesen fernzuhalten. Als weitere mögliche Maßnahmen nannte Dinkelaker ein Fütterungsverbot, das Anlegen attraktiver Ausweichflächen, eine Langgrasbewirtschaftung von Teilen einer Liegewiese, niedrige Sichtbarrieren und Gänsezäune.

„Im Frankfurter Ostpark war die Errichtung einer Gänsebarriere zwischen Liegewiese und Gewässer eine effektive Lösung, da die Nilgänse Flächen ohne direkte Rückzugsmöglichkeit zum sicheren Gewässer aus Angst vor Feinden nicht nutzen“, berichtete Dinkelaker. Die Pressesprecherin des Landratsamtes teilte mit, dass sich der Wildtierbeauftragte des Landratsamtes ein Bild vor Ort machen werde. Dabei gehe es um die verschiedenen Methoden, um das Problem zu lösen.