Männer sind in der Minderheit. Aber Margot Suckow (links) weiß auch selbst, wie man führt. Foto: Andreas Reiner

Wo die einen Sofas kaufen, ist für andere jeder Schritt ein Walzer. Einmal im Monat wird ein Reutlinger Möbelhaus zum Tanzcafé. Die Fangemeinde verlangt neuen Hüft- und Kniegelenken alles ab.

Am Anfang haben sie sich geniert. Zwei Frauen, die miteinander tanzen, was würden bloß die Leute denken? Doch Elli fand nach dem Tod ihres Ehemanns keinen Tanzpartner mehr. Der Tanzsportclub hat ihr Kandidaten vermittelt, aber die Herren erwarteten mehr, und Elli wollte doch einfach nur tanzen. Also belegte die ehemalige Turniertänzerin im Seniorenalter erneut einen Tanzkurs, um sich den Männerpart anzueignen. Jetzt führt sie ihre Nachbarin Inge über die Tanzfläche, die hatte das gleiche Problem. Die Bedenken waren unbegründet. Im obersten Stock eines Reutlinger Möbelhauses lästert niemand über Frauentanzpaare. Es gibt einige davon, Kleingeist und Männermangel wird hier pragmatisch getrotzt. Was solle man auch machen, wenn so viele wegsterben, heißt es.