Vor allem die Expertise der Heizungsbauer war in den vergangenen Monaten im Ortenaukreis heiß begehrt. Foto: Grubitzsch

Unbesetzte Ausbildungsstellen, hohe Energiepreise und Inflation – die Lage ist auch in der Ortenau angespannt, berichtet Kreishandwerkermeister Bernd Wölfle. Doch er zeigt sich wenig pessimistisch.

Die Handwerkskammer Freiburg zeigt sich angesichts des „Tags des Handwerks“ am Samstag selbstbewusst: „Egal was einem zu Deutschland einfällt: Das Handwerk ist eigentlich immer beteiligt“, erklärt Kammerpräsident Johannes Ullrich.

„Für manche ist es die Auswahl von rund 300 Brotsorten, die täglich frisch auf den Tisch kommen. Für andere ist es die traditionelle Kuckucksuhr, die mit einem bestimmten Heimatgefühl verknüpft ist.“

Wieder andere seien begeistert von der weiten Verbreitung erneuerbarer Energien, für die die Handwerker mit der Installation und dem Anschluss von Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen sorgten. Von Kultur bis Energiewende: Das Handwerk baue auf, statte aus, erhalte, verschönere, mache sauber, wärme und kühle, repariere und mobilisiere, betont die Handwerkskammer.

Geplantes Heizungsgesetz hält Betriebe auf Trab

Auch das Ortenauer Handwerk zeigt sich stolz darauf, was es leistet: „Wir sind die Macher der Wärmewende“, betont etwa Kreishandwerkermeister Bernd Wölfle im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister führt einen Betrieb in Lauf. Gerade sein Gewerk sei aufgrund der Verunsicherung durch das geplante Heizungsgesetz in den vergangenen Monaten stark beansprucht worden. Der Beratungsbedarf sei enorm gewesen, „weil zunächst keiner wusste, wo es eigentlich lang geht“, so Wölfle. Das sei mittlerweile weitestgehend geklärt. Wobei es auch intern als auch beim Kunden noch jede Menge Klärungsbedarf gebe.

Ganz allgemein mache den Ortenauer Handwerksbetrieben nach wie vor die Teuerung des zurückliegenden Jahres zu schaffen. „Ich glaube nicht, dass die Preise noch mal sinken werden“, konstatiert Wölfle. „Das hat auch die Auswirkung, dass Neubauten weniger werden.“ Es komme gar zu Stornierungen bei Neubau-Projekten. Das werde kurzfristig noch nicht zum Problem, die Auftragsbücher seien noch gefüllt.

„Auf Sicht von einem halben oder dreiviertel Jahr werden die Bauunternehmer aber zu kämpfen haben“, ist Wölfle überzeugt. Gerade für das Bau-Hauptgewerbe könne es kritisch werden, „da kommt eine Lücke in den Auftragsbüchern“. Diese müssten die Betriebe irgendwie überbrücken. „Das wird für den ein oder anderen Betrieb schwieriger werden“, weiß Wölfle.

Wer auch Sanierungen im Angebot hat, käme wohl glimpflicher davon. „Sanierungen gehen weiter, das merken wir auch im Heizungsbereich“, erläutert der Kreishandwerkermeister, stellt aber fest: „Der Pessimismus wächst.“ Wobei er selbst die Lage noch optimistischer sehe. Allerdings sei auch der Fachkräftebedarf nach wie vor hoch, „das wird sich auch in der Zukunft nicht groß ändern“. Die Ausbildungszahlen im Kreis seien stabil geblieben, so Wölfle. Im Ortenaukreis meldete die Kammer Ende August 749 neue Ausbildungsverträge. Allerdings gebe es „viele offene Stellen, die einfach nicht besetzt werden können“, berichtet Wölfle.

Handwerk präsentiert sich auf Offenburger Marktplatz

Unter anderem darum will die Kreishandwerkerschaft den heutigen Aktionstag nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen – und den ein oder anderen Azubi zu gewinnen. Auf dem Offenburger Marktplatz präsentiert das Handwerk zwischen 10 und 14 Uhr seine Vielfalt. Ob Anlagenmechaniker, Maurer, Maler, Kraftfahrzeugmechatroniker, Bäcker oder Schornsteinfeger: Zu diesen und weiteren Berufen kann man sich an den Ständen informieren und sich bei Meistern, Gesellen und Azubis Infos und Tipps rund um das Handwerk holen. Auch Wissenswertes rund ums neue Heizungsgesetz soll es geben. „Da sind wir als Anlagenmechaniker prädestiniert für“, betont Wölfle.

Über die Grenze

CDU-Bundestagsabgeordneter Yannick Bury nutzt den „Tag des Handwerks“ um auf ein Problem hinzuweisen: Bisher müssen Handwerker, um grenzüberschreitend tätig sein zu dürfen, jeden Auftrag in einem zeitaufwendigen Verfahren anmelden. Von französischer Seite gebe es den Vorschlag, eine generelle Erlaubnis erhalten zu können – um diesen kümmere sich aber das Arbeitsministerium nicht, kritisiert Bury. „Anstatt diesen konkreten Vorschlag aufzugreifen und schnell umzusetzen, drückt sich das Ministerium vor jeder konkreten Aussage, wie die Handwerker in der Grenzregion entlastet werden können.“ Er wolle den Vorschlag nun auf die Tagesordnung der deutsch-französischen parlamentarischen Versammlung bringen.