Großveranstaltung zur Deutschen Einheit wie auf dem Schlossplatz und Cannstatter Volksfest bringen Schiene und Straßen an Kapazitätsgrenzen. Foto: Leif Piechowski

400 000 Besucher werden zur zentralen Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Stuttgart erwartet. In der Innenstadt müssen Autofahrer und Anwohner aber schon von 28. September an mit massiven Behinderungen rechnen – und auch bei der Bahn drohen Engpässe.

Stuttgart - Zwei Tage lang, am 2. und 3. Oktober, wird Stuttgart zum Mittelpunkt Deutschlands. Dafür fühlen sich andere, etwa Autofahrer, Anwohner und Geschäftsinhaber, bei den offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit an den Rand gedrängt. Autostaus und vollgefüllte Bahnen sind programmiert – kein Wunder bei einem riesigen City-Festplatz vom Schlossplatz bis zur Theodor-Heuss-Straße und bei einem gleichzeitig stattfindenden Cannstatter Volksfest auf dem Wasen. Die ersten Straßensperrungen werden schon am Samstag, 28. September, aufgebaut.

Partymeile zu kurz

Partymeile zu kurz

Spätestens seit der Fußball-WM 2006 ist die Theodor-Heuss-Straße als die Partymeile schlechthin bekannt. Sie wird auch nächste Woche zur Sperrzone – für die Präsentations-Zelte der Bundesländer. „Andere Orte kommen für diese Ländermeile nicht infrage“, sagt Simone Höckele-Häfner, Organisatonschefin im Staatsministerium. Weder Schlossgarten noch Konrad-Adenauer-Straße hätten sich nach eingehender Prüfung als geeignet erwiesen.

Das Problem ist nur: Die Theodor-Heuss-Straße ist zu kurz. Und eine Verlängerung der Zelte-Meile ist nur über den Rotebühlplatz hinaus möglich. Die dortige Kreuzung ist die Woche über gar nicht oder nur eingeschränkt befahrbar: „Ein Teil des Cityrings wird wegfallen“, sagt Ralf Thomas, Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale der Stadt, „und die ortskundigen Autofahrer wissen hoffentlich, was das bedeutet.“

Auch das Staatsministerium weiß das – und hat einen Verkehrsgutachter eingeschaltet. „Die Theodor-Heuss-Straße wird schrittweise abgehängt“, sagt Verkehrsingenieur Jürgen Karajan, „von Samstag an können nur noch Anlieger und Anlieferer eingeschränkt in das Quartier.“ Besonders betroffen ist das Hospitalviertel, das nur noch von der Schlossstraße her zu erreichen ist.

Am 2. und 3. Oktober ist dann ganz dicht – und darüber hinaus auch der Planietunnel in Richtung Hauptbahnhof gesperrt. „Wenigstens gibt es am Feiertag keinen Berufsverkehr“, sagt Karajan.

Neue Idee: P+R an der Messe

Neue Idee: P+R an der Messe

Park and ride – Parken und auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen: Für Autofahrer von den Fildern her galt bisher das Parkhaus Albstraße in Degerloch als Standard für den Wechsel. Mit einem Parkticket, das auch als Fahrschein gilt. Dieses Modell soll nun auch am 2. und 3. Oktober für das Bosch-Parkhaus neben Landesmesse und Flughafen gelten. Wer seinen Wagen in dem Bauwerk über der Autobahn abstellt und in die S-Bahn am Flughafen umsteigt, zahlt zwölf Euro für ein Kombiticket – gültig für bis zu fünf Personen. Auch für den Parkhaus-Betreiber ein interessantes Modell – die Auslastung der Parkplätze P 20 und P 21 soll außerhalb großer Publikumsmessen eher bescheiden sein.

Bahnverkehr rüstet auf

Bahnverkehr rüstet auf

„Vermeiden Sie Autofahrten in die Innenstadt“, empfiehlt Florian Bitzer, Leiter der Fahrgastinformation beim Verkehrsverbund Stuttgart (VVS). Damit möglichst viele in Busse und Bahnen umsteigen, werden zusätzliche Regionalzüge eingesetzt, S-Bahn-Züge in einigen Bereichen verlängert. Außerdem sollen am Feiertag zusätzliche S-Bahnen eingesetzt werden. Auf den Abschnitten der Linien S 1 zwischen Plochingen und Herrenberg, S 3 zwischen Bad Cannstatt und Flughafen sowie S 6 zwischen Renningen und Schwabstraße gibt es am 3. Oktober einen 15-Minuten-Takt. Die S 60 wird im Halbstundentakt von Böblingen über Renningen hinaus zur Schwabstraße verlängert. Betriebsschluss gibt es nicht: „Die S-Bahnen fahren wie vor allen Feiertagen die ganze Nacht hindurch“, so Bitzer.

Die Bahn AG lässt zusätzliche Regionalzüge aus Aalen, Heilbronn, Mühlacker, Tübingen und Ulm fahren. Am Abend des 2. Oktober geht es zwischen 22 Uhr und Mitternacht im Halbstunden-Takt zurück.

Auch die gelben Züge der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) werden aufgerüstet. Auf den Linien U 6, U 7 und der Wasenlinie U 11 werden längere Züge eingesetzt. Im Innenstadtbereich verkehren die Stadtbahnen bis Betriebsschluss im Zehn-Minuten-Takt.

Hauptbahnhof: Infarktgefahr

Hauptbahnhof: Infarktgefahr

Allerdings: Die S-Bahnen werden auch ohne Bürgerfest zur Deutschen Einheit proppenvoll sein – wegen des Cannstatter Volksfests. Und wenn dann Besucher des Konzert- und Präsentations-Spektakels in der Innenstadt und die Besucher des Volksfestes alle am Stuttgarter Hauptbahnhof umsteigen wollen, gibt es ein massives Platzproblem. „Wir hoffen, die Besucherströme entzerren zu können“, sagt VVS-Experte Bitzer. Und das mit der Empfehlung für die Bürgerfest-Besucher, möglichst an der S-Bahn-Station Stadtmitte auszusteigen. Ein bisschen Fußweg kann nicht schaden. Stadtbahn-Fahrgäste können alternativ auch am Friedrichsbau oder Schlossplatz aussteigen.

Dass es zu bestimmten Stoßzeiten ein heftiges Gedränge geben kann, will Bitzer nicht ausschließen. Auch nicht, dass eine Betriebsstörung den S-Bahn-Verkehr aus dem Takt bringen könnte. Am Montag jedenfalls gab es so ein Beispiel: Wegen eines Notarzteinsatzes in Ludwigsburg-Eglosheim war die Strecke der S 5 zwischen Bietigheim-Bissingen und Kornwestheim unterbrochen, die S 4 konnte zwischen Kornwestheim und Freiberg nicht verkehren.