Foto: dpa

Land will strengere Regeln für Tätowierfarben  - Farben sind teils gesundheitsgefährdend.

Karlsruhe - Die einen sehen es als Körperschmuck, die anderen sehen es eher als Körperverletzung. So oder so: Tattoos liegen im Trend. Nun haben Untersuchungen ergeben, dass die verwendeten Farben teilweise gesundheitsgefährdend sind.

Franziska van Almsick hat es, Angelina Jolie hat es, Pink hat es. Es gibt viele Prominente, die auf allen möglichen Körperteilen vom Hals bis zum Fuß ein Tattoo tragen. Ein Trend, der sich auch bei Otto Normalverbraucher breitmacht. Nach repräsentativen Erhebungen sind inzwischen rund zehn Prozent der Deutschen tätowiert. Aber die Gefahren, die damit verbunden sind, werden offenbar unterschätzt. Experten des baden-württembergischen Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamtes in Karlsruhe haben jetzt landesweit Farbenproben in Tattoo-Studios gezogen und ein erschreckendes Ergebnis mitgebracht.

Obwohl sich die Behörde nur auf die Untersuchung der Farben Rot, Orange und Gelb beschränkt hatte, musste ein Drittel der 38 Proben beanstandet werden, die Hälfte davon enthielt gesundheitsgefährdende Stoffe. Mal wurden Bestandteile gefunden, die sonst nur in Malerfarben oder im Autolack für den Ferrari auftauchen, mal aromatische Amine, Nitrosamine und Phenol. "Diese Ergebnisse zeigen, dass gesetzlich dringend nachgebessert werden muss, um die Gesundheit der Bürger zu schützen", sagte Verbraucherschutzminister Rudolf Köberle (CDU) am Freitag bei der Vorstellung der Untersuchung in Karlsruhe.

Billig-Anbieter häufen sich

Es müsse zur Pflicht werden, dass Farben "einer Sicherheitsbewertung" unterzogen werden, bevor sie beim Tätowieren mit der Haut in Verbindung kommen. Aus Sicht von Köberle ist die seit 2009 in Deutschland geltende Tätowiermittelverordnung nicht mehr ausreichend. Zum einen müsse sie verschärft werden, zum anderen seien europaweit gültige Regelungen notwendig. Aber wie soll das gelingen? Zwar betonten Köberle und Gerd Mildau vom Untersuchungsamt am Freitag, es gebe "viele hervorragende Tätowierer", die ihr Geschäft beherrschen und saubere Farben verwenden. Aber offenbar häufen sich die Billig-Anbieter, die die Farben aus Fernost, vor allem aus China, importieren. Das Problem: Dort müssen die Hersteller die Inhaltsstoffe nicht aufführen. Mildau warnte vor den Konsequenzen, die verunreinigte Farben und nicht steriles Besteck auslösen können. Immer wieder seien Farbstoffe in den Lymphknoten tätowierter Menschen nachgewiesen worden, daraus könnten sich Tumore entwickeln. Als besonders heikel gelten schwarze Farben, die meist aus Ruß bestehen - so wie man ihn von der verkohlten Grillwurst kennt. Forscher der Universität Regensburg hätten nachgewiesen, dass verunreinigte Farben krebsauslösend sein könnten.

Auch wenn eine Tätowierung letztendlich die Entscheidung jedes Einzelnen ist, sprach sich Köberle für neue gesetzliche Rahmenbedingungen aus. Er werde sich auf Bundesebene dafür starkmachen, "dass die Verordnung nachgebessert wird". Die Hersteller und Importeure müssten dafür verantwortlich sein, "dass die Farben auf ihre Sicherheit überprüft werden". Es müsse das Ziel sein, dass die jetzt existierende Negativliste mit verbotenen Inhaltsstoffen durch eine Positivliste ersetzt wird, die alle zugelassenen und überprüften Bestandteile enthält. Neben einer verstärkten Aufklärung über die Risiken einer Tätowierung sei es zudem an der Zeit, bundesweit ein Berufsbild zu entwerfen, die Zugangskriterien für diesen Berufsstand zu definieren und ein Zertifikat für sauber arbeitende Tattoo-Studios zu entwickeln. "Es kann doch nicht sein, dass man im Bereich der Kosmetika eine Ausbildung braucht und eine Abschlussprüfung hat", so der Minister, "aber praktisch jeder diesen medizinischen Eingriff ohne jede Zulassung machen darf."