Mit dem Autokauf haben sie schlechte Erfahrungen gemacht, aber mit dem Rechststaat gute: Saad Khelosse und Achmed Aljomad (von links). Foto: Steinmetz

Zwei junge Syrer erfahren, wie Rechtsstaat funktioniert. Für Männer neue, positive Erfahrung.

Sulz/Vöhringen - Ein Jahr lang hatten Achmed Aljomad und Saad Khelosse mit ihren Familien gespart. Sie kauften ein Auto. Hinterher stellte es sich heraus: Es hatte allenfalls noch Schrottwert. Sie fühlten sich hereingelegt – nach dem Motto: Mit Flüchtlingen kann man das ja machen. Doch sie wehrten sich.

Im Internet war der Kleinwagen ausgeschrieben: Baujahr 2002, 54 PS, 100.000 Kilometer, TÜV neu, Preis 1800 Euro. Die beiden jungen Syrer, die in Vöhringen und Sulz wohnen, fuhren mit einem Bekannten in eine Rottweiler Kreisgemeinde zu der angegebenen Adresse. Sie stellten fest, dass das Auto einen Unfallschaden hatte. Es gelang, den Preis auf 1200 Euro herunterzuhandeln. Gerne hätten die beiden Syrer vor dem Kauf noch eine Probefahrt gemacht, doch das ist ihnen verwehrt worden. Sie wurden mit dem Eigentümer dennoch einig und besorgten sich die Zulassung, um das Auto abzuholen. Daheim stellte sich heraus, dass der Motor offenbar kaputt war. In einer Autowerkstatt wurde das bestätigt: ein Zylinder sei kaputt. Der Motor hätte ausgetauscht werden müssen. Doch dafür nochmals 1000 Euro auszugeben, hätte sich nicht gelohnt. Deshalb wollten die beiden jungen Männer das Fahrzeug wieder zurückgeben.

Der vorherige Eigentümer weigerte sich: Dass das Auto einen Motorschaden habe, sei nicht sein Problem. Das war bitter. Das mühsam angesparte Geld schien von einem Tag auf den anderen verloren zu sein. Achmed Aljomad und Saad Khelosse beherzigten schließlich den Rat, sich an ein Sulzer Anwaltsbüro zu wenden. Der Rechtsanwalt schrieb einen entsprechenden Brief. Weil dem Verkäufer drohte, nicht nur das Geld fürs Auto, sondern noch weitere Kosten unter anderem für die Autowerkstatt und den Rechtsanwalt zahlen zu müssen, lenkte er ein und rückte die bezahlten 1200 Euro heraus.

Dass man in Deutschland zu seinem Recht kommen kann, war für die Flüchtlinge eine neue und positive Erfahrung. Auf der Flucht hatten sie anderes erlebt. In der Türkei seien sie von acht falschen Polizisten ausgeraubt worden. Ihr ganzes Geld – mehrere 1000 Euro – hätten diese ihnen abgenommen. Sie gingen zur "richtigen" Polizei in Izmir, doch dort habe man ihnen nicht geglaubt. Die Ordnungshüter wollten auch nichts unternehmen. Solche Geschichten würden ihnen jeden Tag erzählt.

Von Verwandten ließen sich die Beraubten Geld zuschicken, um übers Meer nach Griechenland und Deutschland weiter reisen zu können. Seit August 2015 sind sie in Sulz beziehungsweise in Vöhringen. Achmed Aljomad und Saad Khelosse besuchen einen Integrationskurs und sprechen gut Deutsch.

Achmed ist bei der Firma Häberlin in Vöhringen stundenweise beschäftigt. Seine Chefin, Andrea Kopp, gab nun den Rat: "Das nächste Auto kauft ihr in einem Autohaus."