Museumsleiter Cajetan Schaub (Dritter von links) oblag die Begrüßung, rechts Werner Lehmann mit Gattin. Fotos: Steinke-Vollmer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Ausstellung von Werner Lehmann im Wasserschloss Glatt eröffnet / Irene Ferchl führt in sein Werk ein

Je mehr man sich mit dem Werk des Künstlers Werner Lehmann befasst, desto mehr gerät man ins Staunen ob seiner Vielseitigkeit – sei es bei der Auswahl der Themen, der Materialien oder der Technik.

Sulz-Glatt. Die Publizistin und Kulturjournalistin Irene Ferchl gab dem Publikum im voll besetzten Fürstensaal am Samstag einen ebenso charmanten wie profunden Einblick in die Welt der "Wunderkammern" von Werner Lehmann.

In seiner Begrüßung hob Museumsleiter Cajetan Schaub die Ausstellungstradition im Schloss Glatt hervor. Er betonte, dass Lehmanns "Wunderkammer" hervorragend in dieses Museum passe, würden doch Schatz-, Kunst- und Wunderkammern als Vorfahren heutiger Museen angesehen. Repräsentative Sammlungen von Fürsten und vermögenden Bürgern, die Objekte unterschiedlichster Herkunft und Bestimmung gemeinsam präsentierten, entstanden bereits seit dem 14. Jahrhundert in Europa, leitete Cajetan Schaub über zur Vielfältigkeit, die sich auch in Lehmanns Werken wiederfinden lasse. Sein Dank ging auch an Norbert Stockhus, der die Idee für diese Präsentation hatte.

In der Ausstellung werden insgesamt 67 Werke aus dem künstlerischen Schaffen von Werner Lehmann aus den Jahren zwischen 2008 und 2019 gezeigt.

Irene Ferchl unterstrich in ihrer Laudatio die Stimmigkeit des Ausstellungstitels "Wunderkammer" – "dieser wahrhaft wunder-vollen Ausstellung".

Raritäten und Kuriositäten

Denn was Lehmann in seinen Objektkästen, auf seinen Reliefs und Bildern, von denen er drei Arbeiten auch selbst "Wunderkammer" genannt habe, versammle, darunter Gefundenes und Produziertes, seien genau solche Raritäten und Kuriositäten, wie sie in den Wunderkammern seit Spätrenaissance und Barockzeit zu bestaunen waren.

Streng genommen gelte es, vor Wundern zu staunen, nicht sie zu verstehen, warnte Ferch davor, künstlerischen Arbeiten durch Analyse ihren Zauber zu nehmen.

Als profunde Lehmann-Kennerin ging Ferch auf verschiedene Hauptstränge seines Werkes ein. Sie stellte fest, dass Lehmann sich und vielen seiner Sujets treu geblieben sei. "Schon vor 30 Jahren gaben sich Gestalten aus Märchen und Kasperletheater, Varieté und Jahrmarkt ein Stelldichein, gab es ein farbiges Panoptikum aus scheinbar harmlos Albernem und erschreckend Abgründigem", zitierte Ferchl aus einer früheren Laudatio.

Neben dem wunderbaren Steinbruch in seinem Innern schöpft Lehmann aus Fantasie sowie aus der Kunst- und Literaturgeschichte. So sind seine "Parties" ein "who ist who" für Kunstkenner, das "Mörike-Museum" erschließt sich dem, der weiß, wie Eduard Mörike aussah. Die 1926 von Otto Dix portraitierte Sylvia von Harden findet man in "Sylvias Café", der neuesten Werkgruppe von Lehmann.

Daneben gibt es Bilder mit einem Hauch von Surrealem, durchaus mit Anklängen an reale Orte wie Stuttgart und Ludwigsburg oder den Stadtturm von Backnang, wo Lehmann aufwuchs.

Insgesamt ist es eine faszinierende Ausstellung, die zum Rätseln, Reflektieren, Fantasieren oder einfach zum Staunen einlädt.