Rolf Rieder und Zoran Luic (von links) schließen das Tor und damit das letzte Kapitel der Möbelwerke Wössner in Sulz. Foto: Steinmetz

Sonderverkauf im Factory Outlet Center beendet. Ende der Firma in Sulz nach 113 Jahren.

Sulz - Die Möbelwerke Wössner in Sulz sind Geschichte. Das Factory Outlet Center mit dem Zweite-Wahl-Verkauf ist Ende Dezember geschlossen worden.

Die Produktion wurde bereits im September 2016 nach Bosnien-Herzegowina verlagert, nachdem die Möbelwerke von der Prevent-Gruppe übernommen worden waren. Übrig blieb zuletzt das Factory Outlet Center im ehemaligen Fabrikgebäude.

Rolf Rieder war seit 1980 bei Wössner beschäftigt. Bereits 1981 ist er in den Direktverkauf des Werks eingestiegen. Wer sich die teuren Sitzgruppen nicht leisten konnte, fand hier so manches "Schnäppchen". Zum Verkauf kamen Tische und Bänke, die kleine Fehler hatten, aber dennoch die bekannte Wössner-Qualität verbürgten.

Wössner beteiligte sich mit seinem Zweiten-Wahl-Verkauf regelmäßig am Tag der offenen Tür auf Kastell. Das Outlet-Center war dann immer gut besucht. Die zweite Wahl war begehrt.

Wenn Käufer die Möbel nicht selbst abholen konnten, hat Rolf Rieder sie ausgefahren. Die Kunden seien von der Qualität begeistert gewesen, hat er da mitbekommen. Auch nach 30 Jahren seien die Eckbänke nicht kaputt gegangen. Die Zufriedenheit war zuletzt nicht mehr so groß. Die Produktion in Bosnien habe nicht funktioniert, Wössner sei aus dem Möbelhäusern "rausgeflogen". Ein Teil der in Osteuropa hergestellten Möbel kam als zweite Wahl nach Sulz. Der Fachmann hat sofort erkannt, welche Bank in Sulz beziehungsweise in Bosnien gefertigt worden war. "Dort haben sie nicht so schön gearbeitet wie unsere Polsterer", sagt Rieder. Das haben die Kunden schließlich auch gemerkt. Wenn sie nicht die gewohnte Qualität bekämen, so Rieder, dann wollten sie lieber andere Möbel kaufen, die nicht so teuer seien.

In den vergangenen Monaten fand ein Sonderverkauf im Factory Outlet Center der Firma Wössner statt. Drei Mitarbeiter waren voll, drei weitere geringfügig beschäftigt. Aufkäufer holten die letzten Restposten ab. Die Firma Schuon habe nun die von Wössner angemieteten Räume übernommen.

Rieder hat rechtzeitig den Absprung geschafft und eine neue Beschäftigung in Sulz gefunden. Im Outlet-Center arbeitete er freitagnachmittags und samstags. Er und sein Kollege Zoran Luic haben, nachdem das Gebäude ausgeräumt war, noch die Halle ausgefegt und das Tor geschlossen. "Schade", meint Rieder, dem es weh tut, dass die Traditionsfirma Wössner nach 113 Jahren in Sulz ein solches Ende findet.

Den Namen "Wössner GmbH" gibt es allerdings noch. Als Sitz der Firma wird Wolfsburg angegeben. Für den kommenden Freitag ist ein Gütetermin beim Arbeitsgericht Villingen-Schwenningen angesetzt. Da geht es um Betriebsrente, die Wössner seit Anfang 2018 nicht mehr zahlt. Der DGB hat deswegen Klage eingereicht.